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Portugal: Eltern schöpfen neue Hoffnung im Fall Maddie

Portugal

Eltern schöpfen neue Hoffnung im Fall Maddie

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    Portugal, Barragem do Arade: Die Polizei durchkämmt ein Gebiet, das nicht weit von der Ferienanlage entfernt liegt, aus der die Dreijährige verschwand.
    Portugal, Barragem do Arade: Die Polizei durchkämmt ein Gebiet, das nicht weit von der Ferienanlage entfernt liegt, aus der die Dreijährige verschwand. Foto: Joao Matos, AP/dpa

    Aus der Ferne sieht man mehrere Zelte an jenem Ort, an dem die Polizei seit diesem Dienstag nach der Leiche der kleinen Madeleine McCann sucht. Bäume und Büsche verdecken die Sicht auf die Ermittler, die mit Schaufeln und Spitzhacken den Boden umgraben. Alle Zufahrtswege zu der abgelegenen Halbinsel, die in der Arade-Talsperre im Hinterland der portugiesischen Algarve liegt, wurden gesperrt. Der Stausee, der nach einer langen regenarmen Zeit nur noch zu einem Drittel gefüllt ist, befindet sich 50 Kilometer von Praia da Luz entfernt. Das ist das Feriendorf, in dem die dreijährige Britin am 3. Mai 2007 spurlos verschwand. Kann der Vermisstenfall, der bis heute die Welt bewegt, doch noch aufgeklärt werden?

    Vermisste Maddie McCann: Hauptverdächtiger ist ein Deutscher

    Hauptverdächtiger ist der 46 Jahre alte deutsche Seriensextäter Christian B., der sich zum Zeitpunkt von Maddies Verschwinden in Portugal aufhielt. Das Bundeskriminalamt und die Staatsanwaltschaft Braunschweig ermitteln gegen ihn in diesem Fall seit 2020 wegen Mordes – er selbst bestreitet den Vorwurf. Zudem werden B. sechs Sexualstraftaten zugeschrieben, die er zwischen 2000 und 2017 an der Algarve begangen haben soll.

    Wegen einer dieser Taten, der Vergewaltigung einer Amerikanerin in Praia da Luz, wurde er 2019 vom Landgericht Braunschweig zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt. Die Tat ereignete sich wenige Kilometer entfernt von der Ferienanlage, aus der Madeleine verschwand. Die Haftstrafe sitzt B. derzeit in der Justizvollzugsanstalt Oldenburg ab.

    Madeleine McCann auf einem undatierten Foto. Was ist nur mit ihr geschehen?
    Madeleine McCann auf einem undatierten Foto. Was ist nur mit ihr geschehen? Foto: PA Media/dpa

    Warum die Polizei an der Arade-Talsperre zugange ist? Die deutschen Ermittler fanden, hört man, bei Christian B. auf Datenträgern Bilder und Videos, auf denen eine Halbinsel des Stausees zu sehen sein soll. "B. hat diesen Ort regelmäßig besucht", berichtete der portugiesische TV-Sender SIC unter Berufung auf Portugals Kripo. "Er nannte diese Halbinsel sein kleines Paradies." Vermutlich habe er an dem Ort auch übernachtet. Offiziell bestätigt wurde das nicht. Aber das Bundeskriminalamt hatte bereits vor Längerem mitgeteilt, dass B., der zeitweise in Augsburg lebte, im mutmaßlichen Tatzeitraum in Portugal mit einem weiß-gelben Campingbus vom Typ VW T3 Westfalia unterwegs war und in dem Fahrzeug geschlafen habe.

    Auch deutsche Beamte helfen bei der Suchaktion in Portugal

    Die deutschen Ermittler gehen davon aus, dass er Maddie aus dem Ferienapartment entführte, sie missbrauchte und umbrachte. In einem Sex-Chat soll er davon fantasiert haben, "etwas Kleines einzufangen und tagelang zu benutzen". Die Staatsanwaltschaft Braunschweig kommentierte am Dienstag keine Einzelheiten, erklärte allerdings zur Suchaktion: "Die Maßnahmen werden im Wege der Rechtshilfe durch die portugiesischen Strafverfolgungsbehörden mit Unterstützung durch Beamte des Bundeskriminalamtes umgesetzt. Nähere Informationen zu den Hintergründen werden derzeit aus ermittlungstaktischen Gründen nicht herausgegeben."

    Nach portugiesischen Angaben sollen rund 20 deutsche Ermittler vor Ort sein. Auch ein Team der Londoner Polizeibehörde Scotland Yard, die ebenfalls im Fall Madeleine ermittelt, sei dabei. Wie auf TV-Bildern zu sehen war, hatten die Beamten Spürhunde im Einsatz. Taucher sollen in den nächsten Tagen das Wasser rund um die Halbinsel durchkämmen. Madeleines Eltern, Kate und Gerry McCann, wussten wohl, dass eine neue Suche anlaufen würde. Es ist bekannt, dass sie von den britischen Behörden über alle Ermittlungsschritte auf dem Laufenden gehalten werden.

    Am 3. Mai schrieben sie auf ihrer Facebook-Seite: "Wir erwarten einen Durchbruch." Es ist übrigens nicht die erste Suche nach ihrer Tochter an der Arade-Talsperre. Kurz nachdem sich die Spur des Mädchens verloren hatte, inspizierten Taucher im Zuge einer privaten Aktion den Stausee und fanden im Schlamm einen Beutel mit Knochenresten. Die portugiesische Polizei kam damals zu dem Schluss, dass es sich um Tierknochen handle.

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