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Porträt: "Tatort"-Star Stefanie Reinsperger: zwischen Wut und Wucht

Porträt

"Tatort"-Star Stefanie Reinsperger: zwischen Wut und Wucht

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    Stefanie Reinsperger wurde von Theaterkritikern vielfach gefeiert, zugleich erfuhr sie Hass wegen ihres Aussehens.
    Stefanie Reinsperger wurde von Theaterkritikern vielfach gefeiert, zugleich erfuhr sie Hass wegen ihres Aussehens. Foto: Christoph Soeder, dpa

    Wenigstens hat man beim Dortmunder „Tatort“ nicht den Fehler begangen, Ermittlerin Rosa Herzog zum Trampel vom Dienst zu machen. Nach ihrem ersten Einsatz in der Folge "Heile Welt" (2021) war das zu befürchten. Seitdem hat Herzog eine Turbo-Karriere in der Mordkommission hingelegt, die sie inzwischen leitet. Doch als Expertin für Mikroexpression, die Gesichtsausdrücke zu deuten weiß, ist Herzog-Darstellerin Stefanie Reinsperger nach wie vor sichtlich unterfordert.

    Welch großartige Filmschauspielerin sie ist, zeigte sie in der österreichischen „Landkrimi“-Reihe als lesbische Postenkommandantin im Bundesland Salzburg. In der hört man sie auch Dialekt sprechen. Salzburgerisch kann sie ihrer Agentur zufolge – und Wienerisch. Klar: Geboren wurde Reinsperger 1988 in Baden bei Wien, die Eltern arbeiteten beim österreichischen Außenministerium. Die Familie lebte in Belgrad, London, später wieder bei Wien.

    Im Februar 2021 stieß Stefanie Reinsperger als Nachfolgerin von Aylin Tezel zum Dortmunder „Tatort“-Team. Hier eine Szene aus der aktuellen Folge „Love is Pain“ mit Jörg Hartmann als Kommissar Faber.
    Im Februar 2021 stieß Stefanie Reinsperger als Nachfolgerin von Aylin Tezel zum Dortmunder „Tatort“-Team. Hier eine Szene aus der aktuellen Folge „Love is Pain“ mit Jörg Hartmann als Kommissar Faber. Foto: Martin Rottenkolber/Ester.Reglin.Film/WDR, dpa

    Dem deutschen TV-Publikum, das Reinsperger vor allem aus dem „Tatort“ kennen dürfte, kann man nur ans Herz legen, sie zu entdecken. Auch als Polizistin Gerti in der famos-durchgeknallten ORF-Serie „Braunschlag“ (2012), was jetzt stark nach einer Rollenfixierung aufs Polizeilich-Kriminelle klingt. Dabei ist Reinsperger, von deren Kollegialität „Landkrimi“-Kollege Manuel Rubey schwärmte, mehr noch eine beeindruckende Theaterschauspielerin: Düsseldorfer Schauspielhaus, Wiener Burgtheater, Wiener Volkstheater, Berliner Ensemble. Medien gilt sie wegen ihres wuchtigen Spiels als „Elementarereignis“, als „größte Kraftschauspielerin an den deutschsprachigen Bühnen“. Sie erhielt wichtige Preise, beim Brechtfestival Augsburg war sie mit einem eigenen Projekt vertreten.

    Stefanie Reinsperger schrieb sich alles von der Seele in ihrem Buch "Ganz schön wütend"

    Trotzdem war da dieser Hass auf ihren Körper. Und diese Wut. Über die Schmähungen, die sie erfahren musste, ganz besonders nach ihrer „Jedermann“-Premiere als Buhlschaft bei den Salzburger Festspielen 2017. Menschen sagten ihr, sie habe unmöglich ausgesehen. Sie solle sich schämen. Manchmal war sie zuvor nach einem Autogramm gefragt worden.

    Stefanie Reinsperger schrieb sich alles von der Seele, fast genau vor einem Jahr erschien ihr Buch „Ganz schön wütend“, gewidmet ihrer Schwester. In einem Interview sagte sie damals: „Mittlerweile kann ich dem Wort die Macht entziehen, damit es mich nicht mehr trifft.“ Das Wort ist „dick“.

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