Gut, dass es Roy Black gab. Mochten The Doors mit „Light My Fire“ und die Rolling Stones´mit „Jumpin’ Jack Flash“ 1967 und 1968 die Hormone zum Tanzen bringen, verzückte der Barde aus Augsburg mit gefühlvollen Balladen die reiferen Generationen. Doch die Zeiten hatten sich geändert. Was in der Ära der 68er-Demos und Vietnam-Proteste die Erwachsenen verunsicherte. Roy Black allein genügte nicht. Was fehlte, war ein Kinderstar für Mutti und Oma. Zum Glück gab es kurz vor Weihnachten 1967 die ZDF-Show „Der Goldene Schuss“, ein Ereignis, das in die Geschichte des deutschen Liedguts einging.
Durch Heintje wurde "Mama" zum Megahit
Ein zwölfjähriger Junge aus dem niederländischen Kerkrade trällerte – nur 55 Sekunden lang, aber das genügte – glockenhell „Mama“, das 30 Jahre zuvor bereits der italienische Tenor Beniamino Gigli bekannt gemacht hatte. Die Folge: Ganz Deutschland lag Heintje zu Füßen, „Mama“ wurde ein Riesenhit. Das Lied ging so zu Herzen, dass damals sogar Friedhöfe meldeten, dass „Mama“ bei den Beerdigungsliedern ganz vorne liegt.
Der erste Produzent Addy Kleijngeld strafte seinen Namen Lügen, da der kleine Heintje und er selbst dickes Geld einspielten. Nachdem der Erfolg in Holland so durchschlagend war, reichte Kleijngeld seinen jungen Schützling an den deutschen Produzenten Wolfgang Roloff weiter, der als „Ronny“ selbst zu den Top-Schlagerstars zählte.
2021 will Hein Simons auch in Deutschland auf Tour gehen
Lange ist es her, längst heißt Heintje jetzt Hein Simons und feiert seinen 65. Geburtstag. Er denkt gerne an seine große Zeit zurück. Selbstbewusst sagt er: „So einen Kinderstar hat es später nicht mehr gegeben.“ Die Herzen zahlloser, vor allem weiblicher Fans hat er erobert – mit Titeln wie „Du sollst nicht weinen“, oder „Heidschi Bumbeidschi“. Es folgten „Ich bau’ dir ein Schloss“, „Scheiden tut weh“ und „Ich sing’ ein Lied für dich“. Er war der brave Sohn, der sich aus Liebe bei seinen Eltern mit einem Lied bedankte statt rotzige Sprüche loszulassen. In etlichen Spielfilmen war Heintje auch zu sehen, wo Peter Alexander wie ein lieber Onkel wirkte, die alten Leute ein wenig trottelig und Heintje im Gegensatz zum Typ Hansi Kraus, den Lümmel von der letzten Bank nicht so recht spielen wollte.
Der von seinen Fans lange befürchtete Stimmbruch machte Heintje, der 40 Millionen Tonträger verkauft hat, zum Bariton. Unlängst mischte er seine aktuelle Stimme auf einem Album mit der des Knaben. Das Ergebnis war zwiespältig.
Inzwischen genießt er seine Familienidylle auf einem Reiterhof in Belgien. Heintje, der viele Anhänger in China hat, wartet auf das Ende der Corona-Zwangspause. 2021 will er in Deutschland, Belgien und den Niederlanden auftreten. Von wegen beschauliches Rentnerleben. Übrigens: Keines von Heintjes Kindern ging in die Showbranche. „Die singen grausam, das hätte keinen Zweck.“
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