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Porträt: Florian Silbereisen tritt Bohlens Erbe an

Porträt

Florian Silbereisen tritt Bohlens Erbe an

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    „Es gibt einen Unterschied zwischen urteilen und verurteilen“: Florian Silbereisen bei den Dreharbeiten zu „Deutschland sucht den Superstar“.
    „Es gibt einen Unterschied zwischen urteilen und verurteilen“: Florian Silbereisen bei den Dreharbeiten zu „Deutschland sucht den Superstar“. Foto: Matthias Bein, dpa

    Dieser Niederbayer ist ein mediales Phänomen. Wenn ein Sternendeuter dem in Tiefenbach bei Passau geborenen Florian Silbereisen geweissagt hätte, dass er mal Kapitän des ZDF-Traumschiffs wird und Dieter Bohlens Erbe beim früher erfolgreichsten Gesangscasting-Format „Deutschland sucht den Superstar“, wäre er wahrscheinlich verlacht worden.

    Was kann Florian Silbereisen eigentlich gut?

    Aber manchmal entwickeln sich die Dinge anders, als man vermuten mag. Und manchmal kann man das auch gar nicht so einfach erklären. Denn wenn man darüber nachdenkt, was Silbereisen nun, abgesehen vom virtuosen Akkordeonspiel, besonders gut kann, fällt einem spontan nicht so viel ein. Er ist weder charismatisch noch ein großartiger Schauspieler, er singt bestenfalls mittelmäßig und ist auch nicht besonders witzig.

    Aber trotzdem scheint er die Gabe zu besitzen, Menschen unterschiedlicher Generationen ziemlich erfolgreich zu unterhalten. Überhaupt gibt es inzwischen in der Fernsehlandschaft zwischen dem Ersten und RTL erstaunlich viele Formate, in denen der 40-Jährige gekonnt mitmischt.

    Erste Auftritte hatte er früh. Angeblich hat sich der Flori, wie ihn Freunde nennen, schon mit vier Jahren fürs Akkordeon und die Steirische Harmonika, ein Handzuginstrument mit Knopf-Tastatur, interessiert. Mit dem Duett „Lustige Almdudler“ unterschrieb er seinen ersten Plattenvertrag – damals trat er noch in Lederhosen und mit breitem niederbayerischen Dialekt auf.

    Der Durchbruch gelang ihm dann 1999 durch einen Auftritt bei Carmen Nebel. Seitdem geht Silbereisen seinen Weg. So moderiert er die ORF/ARD-Eurovisionssendungen „Die Feste“. Er ist zudem Teil des Schlagertrios Klubbb3. Seit Ende 2019 spielt er, wie gesagt, in der ZDF-Fernsehreihe „Das Traumschiff“ Kapitän Max Parger.

    Dass er zuletzt beim ARD-Jahresrückblick von Frank Plasberg an der Seite von Barbara Schöneberger, Günther Jauch und Jan Josef Liefers mit dabei war, kann man als Ritterschlag verstehen. Und jetzt also „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS). Das zeigt, wie vielfältig Silbereisen einsetzbar ist, wie populär er inzwischen ist und wie professionell er sich weiterentwickelt hat.

    Beziehung zu Helene war ein Booster

    Nicht vergessen darf man auch sein Privatleben. Wie ein Booster auf seine Karriere hat ab 2008 seine Beziehung zum deutschen Schlagersuperstar Helene Fischer gewirkt. Die beiden avancierten zum Traumpaar der Deutschen. Seine Liebe zu ihr bewies er mit einem Tattoo auf seinem Oberarm. Rund zehn Jahre später trennten sich die beiden dann überraschend. Sehr professionell allerdings, ohne Rosenkrieg, ohne Nachtreten. Beider Karrieren hat es nicht geschadet.

    Die Eigenschaft, Konflikte nicht vor den Augen der Öffentlichkeit auszutragen, unterscheidet ihn von seinem Vorgänger bei DSDS, Dieter Bohlen. Der Modern-Talking-Star aus Tötensen war 20 Jahre der uneingeschränkte König des RTL-Casting-Formats. Im Laufe der Jahre wechselte die Jury-Besetzung, nur Bohlen, den die Bild-Zeitung gerne Pop-Titan nennt, blieb.

    Diesmal muss es ohne ihn gehen, denn mit Bohlen waren die Quoten in den vergangenen Jahren gesunken. Die drei Neuen, die hinter dem Jury-Pult Platz nehmen, sind neben Silbereisen die niederländische Pop- und Countrysängerin Ilse DeLange und der in Amerika lebende Produzent und Songwriter Toby Gad.

    Er sprang schon für Xavier Naidoo ein

    Für den Bayern ist der jetzige Job übrigens keine wirklich neue Aufgabe. Bereits vor zwei Jahren ist er als Ersatz für den umstrittenen Popsänger Xavier Naidoo eingesprungen. Silbereisen weiß aber, dass die Erwartungen an ihn diesmal höher sind, er die Sendung tragen muss. Er will kein zweiter Bohlen sein, der mit seinen Sprüchen („Wenn Du mir ‘nen Affen mitgibst für ein halbes Jahr, dann singt der besser“) Kandidatinnen und Kandidaten verbal regelrecht hinrichten konnte. Stattdessen kündigt er an: „Es gibt einen Unterschied zwischen urteilen und verurteilen. Ich werde ein Urteil abgeben, aber ich werde definitiv niemanden verurteilen.“

    Wahrscheinlich wird der Flori wieder mit seinen besten Eigenschaften glänzen. Er wird smart sein, nett und sehr verbindlich.

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