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Porträt: Ex-Tagesschau-Sprecherin Dagmar Berghoff wird 80 – Widerstände machten sie stark

Porträt

Ex-Tagesschau-Sprecherin Dagmar Berghoff wird 80 – Widerstände machten sie stark

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    Wird 80: "Miss Tagesschau" Dagmar Berghoff.
    Wird 80: "Miss Tagesschau" Dagmar Berghoff. Foto: Wulf Rohwedder/NDR, dpa

    „Guten Abend, meine Damen und Herren!“ Als die später zur Mrs. Tagesschau geadelte Dagmar Berghoff im Juni 1976 erstmals ihr Publikum begrüßte, schrieb sie Fernsehgeschichte. Berghoff, die am Mittwoch ihren 80. Geburtstag feiert, war das erste weibliche Gesicht in der Tagesschau.

    Selbstverständlich war ihre Karriere keineswegs: Als Berghoff sich bewarb, war nicht nur der damalige Tagesschau-Chefsprecher Karl-Heinz Köpcke der Meinung, Frauen könnten keine Nachrichten sprechen, weil sie nichts von Politik oder Sport verstünden und bei Unglücksmeldungen in Tränen ausbrechen würden. Als Feministin sah sich Berghoff trotzdem zeitlebens nicht. Und das, obwohl sie eine große Verantwortung hatte. „Wenn ich versagt hätte, wären wieder jahrelang nur noch Männer als Sprecher eingesetzt worden“, sagt sie.

    Dagmar Berghoffs Lebensweg war zu Beginn steinig

    Der Lebensweg der in Ahrensburg bei Hamburg aufgewachsenen Berghoff war zu Beginn sehr steinig. So wurde sie schon als Mädchen von ihrer Mutter wegen einer Missbildung an der linken Hand (ihr fehlen zwei Finger, die sie beim Lesen der Nachrichten mit Papier bedeckte) nicht akzeptiert. Ihre Eltern hielten ihr Baby für vertauscht. Später, als sie gerade mal sieben Jahre war, beging die depressive Mutter Selbstmord.

    Auch später musste die gelernte Schauspielerin Schicksalsschläge hinnehmen. So starb vor 22 Jahren ihre große Liebe, Ehemann und Chirurg Peter Matthaes, an Bauchspeicheldrüsenkrebs. Zuvor war sie als 18-Jährige mit dem späteren Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU) zusammen. Auch mit dem umstrittenen Regisseur Dieter Wedel hatte sie dreieinhalb Jahre lang eine Beziehung.

    Ihren letzten Auftritt bei der "Tagesschau" hatte Dagmar Berghoff 1999: "Ein starker Abgang"

    Berghoffs eigentlicher Berufswunsch war Schauspielerin, seit sie mit neun Jahren gegen zehn Pfennig Eintritt selbstverfasste Stücke aufgeführt hatte. So schrieb sie mit 15 Jahren heimlich dem Schauspielstar Joseph Offenbach (1904-1971, „Die Unverbesserlichen“) – und sprach ihm vor.

    Am 31. Dezember 1999 nahm Berghoff dann zum letzten Mal die Nachrichtenblätter in die Hand. „Das war ein starker Abgang“, meint sie noch heute. Die Bitten der Senderoberen, weiterzumachen, lehnte sie ab. Und das, obwohl es auch lustige Momente gab: Ihr Lachkrampf, nachdem sie bei einer Meldung über Boris Becker statt vom „WTC-Turnier“ vom „WC-Turnier“ sprach´, wird unvergessen bleiben.

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