Ehebrecherin, Hassfigur einer Nation, "Rottweiler": Camilla wurde schon vieles geheißen. Nun wird sie zur "Queen", zumindest zur "Queen Consort". Königsgemahlin, kann man den Titel frei übersetzen. Zuletzt trug Queen Mum, die Mutter der verstorbenen Königin Elizabeth II., an der Seite ihres Ehemannes König George VI. diesen Titel. Sie war bekannt für das enge Band mit ihrer Tochter, ihre robuste Art und ihre Liebe zum Alkohol. Fällt der Name Camilla, denken viele auch heute noch wohl eher an eines: ihre langjährige Affäre zu Prinz Charles, als dieser noch mit der vom Volk geliebten Prinzessin Diana verheiratet war. An Scheidung, Horden von Paparazzi, den Tod von Lady Di und all die Tragik danach.
Für Camilla bedeutet der Titel "Queen Consort" offizielle Akzeptanz
Charles auf dem Thron und Camilla daneben - dass es einmal so weit kommen würde, war nicht immer klar. Als sich das Paar im Jahr 2005 nach 35 Jahren Beziehung und langem Warten das Ja-Wort geben durfte, legte die Queen noch fest: Sollte Charles König werden, wird Camilla lediglich zur "Princess Consort". Kurz vor den Feierlichkeiten zu ihrem 70. Thronjubiläum im Juni dann der Sinneswandel. Camilla solle "Queen Consort" werden, wünschte sich Elisabeth. Eine Entscheidung, die offiziell macht, wofür das Paar jahrzehntelang hart arbeitete: Camilla erfährt Akzeptanz. Von der Queen, der royalen Familie, letztlich dem britischen Volk.
"Es war nicht einfach", sagte Camilla Parker Bowles, so ihr bürgerlicher Name, in einem Interview vor wenigen Monaten. "Ich wurde für so lange Zeit unter die Lupe genommen, irgendwann muss man einen Weg finden, damit zu leben." In all den Jahren, in denen die 76-Jährige von der britischen Boulevardpresse zerrissen und von der Bevölkerung angezweifelt wurde, sei ihr vor allem ihr Ehemann eine Stütze gewesen. Ihn lernte Camilla 1970 bei einem Polo-Spiel in Windsor kennen. Damals soll sie gesagt haben: "Meine Urgroßmutter war die Geliebte deines Ururgroßvaters, wie wär’s?" Der Rest ist Geschichte.
Als Herzogin engagiert sich Camilla für wohltätige Zwecke
Zwei Jahre verschwand Camilla nach dem Tod von Prinzessin Diana von der Bildfläche. Diese enthüllte 1995 in einem historischen und mittlerweile hoch umstrittenen BBC-Interview die Ehe "zu dritt", die sie wegen der Affäre ihres Mannes geführt habe. In den kommenden Jahren, ja Jahrzehnten, zeichnete sich Camilla vor allem durch Zurückhaltung aus. Auch ihr Arbeitseifer imponierte den Briten und Britinnen offensichtlich. Als Herzogin von Cornwall engagierte sie sich für Frauenrechte, gegen häusliche Gewalt oder als Schirmherrin für zahlreiche Wohltätigkeitsorganisationen. Mit mehr als 200 Terminen im Jahr ist sie eine der Fleißigsten im Kreis der Royals.
Mit ihrem Mann Charles teilt Camilla nicht nur die Leidenschaft für Reitsport, Jagd und Gartenarbeit, sondern auch für die Familie. Mit einer ihrer Enkeltöchter - Camilla hat zwei Kinder aus erster Ehe - spielt die neue Königsgemahlin nach eigener Aussage jeden Morgen Wordle, ein digitales Buchstabenspiel. Ganz skandalfrei bleibt sie trotz allem Idyll aber nicht. Ihre Schwiegertochter Meghan soll sie vor deren Heirat mit Harry "the minx", zu deutsch "das Luder", genannt haben. Mit ihrer neuen Aufgabe als "Queen Consort" wird sie sich mit solchen Äußerungen wohl zurückhalten.