Er zwinkert, jubelt, weint und friert. Mal raucht ihm der Kopf, dann verdreht er die Augen oder versendet Küsse. Kaum eine Nachricht wird ohne Smiley verschickt, denn das gelbe Grinsegesicht soll ausdrücken was dem Geschriebenen fehlt. Mimik, Gestik, Emotionen, so ein Smiley sagt doch mehr als tausend Worte, schwärmen die einen und preisen den gelben Rundkopf als Erweiterung des sprachlichen Repertoires.
Kindlicher Kitsch, wettern die anderen und sehen in ihm das Abbild des Sprachverfalls. Dabei ist der Smiley keine Erfindung der Digital Natives, sondern grinste den Angestellten einer Versicherungsfirma schon vor 60 Jahren entgegen. Die hatten offenbar nicht viel zu Lachen bei der Arbeit und sollten mit fröhlichen Ansteckern ermuntert werden. Der Künstler Harvey Ball machte sich ans Werk, kritzelte in zehn Minuten zwei Punkte und einen Halbkreis auf gelben Grund – der Smiley war geboren.
Anfang der 1990er Jahre mutiert der Smiley zum rebellischen Jugendsymbol
Der genaue Geburtstag ist nicht überliefert, aber ganz neu war das Strichgesicht wohl schon damals nicht. Genau genommen sind die zwei Augen mit dem gebogenen Mund fast so alt wie das Alphabet. Denn schon vor 4000 Jahren ritzten Menschen die Zeichenkonstruktion in Tonkrüge, aus denen sie dann süße Getränke schlürften. Alter Brauch also, diese Kaffeetassen mit Ur-Smiley. Auch der Zwinker-Smiley mischte sich schon 1862 ins Gedruckte der . Ob mit Absicht oder als Tippfehler? Unklar.
Anfang der 1990er Jahre mutierte der Smiley gar zum rebellischen Jugendsymbol, als ihn die Band Nirvana mit herausgestreckter Zunge auf T-Shirts drucken ließ. Zeitgleich begann seine Reise durch den digitalen Äther, aus der mageren Zeichenkonstruktion entwickelte sich ein Alphabet der Emotionen.