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Polizisten erschossen in Rheinland-Pfalz: Verdächtige wohl Wilderer

Rheinland-Pfalz

Polizisten getötet: Verdächtige sollen als Wilderer in Kontrolle geraten sein

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    Polizisten bringen einen der Tatverdächtigen im weißen Overall nach dem Haftprüfungstermin am Landgericht Kaiserslautern aus dem Justizgebäude.
    Polizisten bringen einen der Tatverdächtigen im weißen Overall nach dem Haftprüfungstermin am Landgericht Kaiserslautern aus dem Justizgebäude. Foto: Harald Tittel, dpa

    Nach den tödlichen Schüssen auf eine Polizistin und einen Polizisten in der Pfalz befinden sich die beiden Verdächtigen in Untersuchungshaft. Ein Richter am Amtsgericht Kaiserslautern habe einen Haftbefehl wegen Mordes erlassen, teilten die Ermittler am Dienstag mit.

    Die beiden Tatverdächtigen sollen als Wilderer in die Polizeikontrolle geraten sein. In dem Laderaum ihres Kastenwagens hätten sich zahlreiche getötete Wildtiere befunden, sagte Oberstaatsanwalt Stefan Orthen am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Kaiserslautern. Diese Tat hätten sie verdecken wollen. Hinweise auf eine politisch motivierte Tat gibt es demnach nicht. Es gebe beispielsweise keine Hinweise, dass die Verdächtigen Verbindungen in die sogenannte Reichsbürgerszene gehabt hätten, teilten die Ermittler mit. Ein Haftgrund sei auch eine mögliche Fluchtgefahr, die wirtschaftlichen Verhältnisse seien "alles andere als geordnet", die sozialen Verhältnisse "eher brüchig".

    Polizeibeamte kontrollieren an einer Absperrung an der Kreisstraße 22, rund einen Kilometer vom Tatort entfernt, ein Auto.
    Polizeibeamte kontrollieren an einer Absperrung an der Kreisstraße 22, rund einen Kilometer vom Tatort entfernt, ein Auto. Foto: Sebastian Gollnow, dpa

    In der Nacht zum Montag waren bei einer Verkehrskontrolle im Landkreis Kusel in Rheinland-Pfalz eine 24 Jahre alte Polizeianwärterin und ein 29 Jahre alter Polizeibeamter durch Schüsse tödlich verletzt worden. Daraufhin waren am Montag zwei Tatverdächtige festgenommen worden: ein 32 sowie ein 38 Jahre alter Mann. Die beiden Männer sind laut Staatsanwaltschaft nicht rechtskräftig vorbestraft. Der 38-Jährige sei der Polizei aber früher bereits wegen Jagdwilderei und Verkehrsunfallflucht aufgefallen, sagte Kriminaldirektor Frank Gautsche bei der Pressekonferenz. Zudem werde im Saarland wegen Insolvenz gegen ihn ermittelt - und womöglich weitere Ermittlungsverfahren, zu denen aber noch keine Details genannt wurden. Der 32-Jährige war der Polizei wegen Betrugsdelikten bekannt. Es gebe Hinweise, dass beide gewerblich und professionell gewildert hätten.

    Den beiden Männern drohe lebenslange Haft wegen gemeinschaftlichen Mordes, sagte Oberstaatsanwalt Orthen. Auf die - den Ermittlungen zufolge - vertuschte Straftat, besonders schwere Wilderei, stünden drei Monate bis fünf Jahre Freiheitsstrafe. 

    Polizisten bei Kontrolle in Kusel erschossen: Polizistin bereits tot, als Kollegen ankamen

    Auf der Pressekonferenz wird nun auch klarer, was genau am frühen Montagmorgen geschah: Die Polizistin und der Polizist waren als Zivilstreife unterwegs, um ein Eigentumsdelikt aufzuklären. Um kurz nach 4 Uhr teilten sie per Funk mit, unabhängig davon "dubiose Personen" festgestellt zu haben, deren ganzer Kofferraum eines Kastenwagens voller Wild sei. Kurz darauf gegen 4.20 Uhr hätten sie gefunkt: "Komm schnell, die schießen, die schießen, komm schnell." Bei diesem letzten Funkspruch sei auch ein Schuss zu hören gewesen. 

    Zehn Minuten später fanden die zur Verstärkung herbeigeeilten Polizisten ihre junge Kollegin tot vor dem Auto. Sie sei mit einem Schuss in den Kopf getötet worden und habe selbst ihre Waffe nicht mehr ziehen können. Sie sei arglos gewesen, habe womöglich eine Taschenlampe und die Papiere in der Hand gehalten. Der Polizist lag schwerst verletzt und nicht mehr ansprechbar hinter dem Auto an einer Böschung. Er sei von vier Schüssen getroffen worden, einer davon in den Kopf. Der 29-Jährige habe noch 14 Mal geschossen, nach bisherigen Erkenntnissen sei aber keiner der beiden Verdächtigen getroffen worden. 

    Die Täter seien mit dem Auto geflüchtet. Neben der erschossenen Polizistin seien aber der Führerschein und der Personalausweis des 38 Jahre alten Verdächtigen gefunden worden. Daher habe sich die Suche auf das Saarland konzentriert. Der Mann, nachdem auch öffentlich mit Namen und Foto gefahndet worden war, sei nach Hinweisen in einem Haus in Sulzbach vermutet worden. Als er das Haus verlassen wollte, griffen die Ermittler zu und nahmen ihn widerstandslos fest. In dem Haus sei dann der 32-Jährige ebenfalls widerstandslos festgenommen worden. Rund 200 Beamte der rheinland-pfälzischen und der saarländischen Polizei seien bei der Fahndung im Einsatz gewesen.

    Polizisten erschossen: Polizei stellt zahlreiche Waffen sicher

    Der 32 Jahre alte Tatverdächtige hat nach Darstellung der Staatsanwaltschaft die Wilderei eingeräumt und die Polizeikontrolle sowie die Schüsse geschildert. Er habe aber bestritten, selbst geschossen zu haben, sagte Oberstaatsanwalt Stefan Orthen am Dienstag. Der 38-Jährige mache von seinem Schweigerecht Gebrauch.

    Bei den Verdächtigen wurde ein großes Waffenarsenal sichergestellt. Wie aus Sicherheitskreisen verlautete, fand die Polizei bei einer Hausdurchsuchung im saarländischen Spiesen-Elversberg fünf Kurzwaffen, ein Repetiergewehr, zehn weitere Langwaffen, eine Armbrust sowie einen Schalldämpfer und Munition. Im Haus des zweiten Tatverdächtigen seien zwei Langwaffen entdeckt worden, hieß es.

    Vorfall in Rheinland-Pfalz erinnert an Augsburger Polizistenmord

    Der Vorfall weckt Erinnerungen an den Augsburger Polizistenmord von 2011: Damals war es am frühen Morgen des 28. Oktober nach einer Routinekontrolle zu tödlichen Schüssen auf den Polizisten Mathias Vieth gekommen. (AZ/dpa)

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