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Polizeiruf-Kolumne: Neuer „Polizeiruf 110“: Plätschern mit Ross und Rogov

Polizeiruf-Kolumne

Neuer „Polizeiruf 110“: Plätschern mit Ross und Rogov

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    Andreas Frei ist einer von fünf Kritikern des Sonntagabend-Krimis in der ARD.
    Andreas Frei ist einer von fünf Kritikern des Sonntagabend-Krimis in der ARD. Foto: Montage AZ

    Vorab kurz was Grundsätzliches: Der Sonntags-Krimi lebt ja im Wesentlichen von zwei Dingen. Erstens: paff-peng, Leiche, wer war's?, Handschellen, zum Schluss die Frage: Gut gemacht oder nicht? Zweitens: Funkt's und zischt es auch schön zwischen den ermittelnden Figuren? Dafür gibt es in „Tatort“ und „Polizeiruf“ unzählige Beispiele, von München über Dortmund, Rostock, Hannover, Halle bis hin zu – natürlich – Münster.

    Das Team an der deutsch-polnischen Grenze zählte auch mal dazu. Einst rumpelte es mitunter gewaltig zwischen Lenski und Raczek; dann, als erstere ausgestiegen war, zickte es zwischen Raczek und Ross. Oft war das einem Gelingen des „Polizeirufs“ zuträglich, zumindest unterhaltsam. Inzwischen hat man dem immer noch recht wunderlichen Kommissar Vincent Ross (André Kaczmarczyk) – kann keine Leichen sehen, schnell seekrank und auch sonst sensibel – den an sich eigenbrötlerischen Karl Rogov (Frank Leo Schröder) zur Seite gestellt. Wieder sind also zwei grundverschiedene Typen Seit an Seit auf Verbrecherjagd. Doch das Drehbuch gerade der neuen Episode „Wasserwege“ (Sonntag, ARD, 20.15 Uhr) lässt die beiden viel zu sehr in Harmonie baden.

    Der „Polizeiruf“ aus Frankfurt/Oder hat schon so manche starke Sonntagabend-Unterhaltung geliefert

    Beispiel eins: Unweit von Eberswalde wird am Ufer eines Kanals eine Studentin tot in einem Kanu gefunden. Die Kommissare rätseln, wie das Gefährt dort hinkam, und Ross sagt vieldeutig: „Zu zweit ist alles leichter.“ Beispiel zwei, Ross zu Rogov: „Leben Sie eigentlich alleine?“ Rogov: „Ja.“ Ross: „Dann ist ja gut, dass Sie mich haben.“ Wäre dies alles ironisch gemeint, dann hätte das was. Es kommt aber nicht an, und deshalb wirkt die Eintracht auch nicht stimmig. Irgendwann duzt Ross den Partner auch noch versehentlich. Früher hätte binnen der ersten halben Stunde Raczek fünfmal Ross angeblafft und Lenski gefühlt zehnmal einen Alleingang gestartet. Ein guter Krimi muss das nicht haben. Nur sollte das Zusammenspiel der Figuren halt authentisch sein.

    Ross (André Kaczmarczyk, Mitte) und Rogov (Frank Leo Schröder, rechts) befragen den Hafenarbeiter Peter Günschow.
    Ross (André Kaczmarczyk, Mitte) und Rogov (Frank Leo Schröder, rechts) befragen den Hafenarbeiter Peter Günschow. Foto: Christoph Assmann, rbb /dpa

    Nun könnte der Fall so manches wettmachen – und Frankfurt/Oder hat diesbezüglich schon so manche starke Sonntagabend-Unterhaltung geliefert. Doch auch das gelingt diesmal nicht. Die tote Studentin im Kanu hatte zuvor wochenlang rätselhafte Vorgänge in einem Hafen beobachtet. Nur zu Forschungszwecken für ihre Masterarbeit oder aus anderen Gründen? Allzu früh stellt sich heraus, dass hier Drogen umgeschlagen werden und wer seine Hände mit im Spiel haben muss. So plätschert das Ganze auf ein wenig überraschendes Finale zu. Schade. Passiert an der deutsch-polnischen Grenze echt selten.

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