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Polizeiruf 110: Verena Altenberger hört schon wieder beim Münchner "Polizeiruf 110" auf

Polizeiruf 110

Verena Altenberger hört schon wieder beim Münchner "Polizeiruf 110" auf

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    "Bessie" Eyckhoff (Verena Altenberger, rechts) befragt in einer Eishalle Stefanie Reither (Zoë Valks) in der Folge "Das Licht, das die Toten sehen".
    "Bessie" Eyckhoff (Verena Altenberger, rechts) befragt in einer Eishalle Stefanie Reither (Zoë Valks) in der Folge "Das Licht, das die Toten sehen". Foto: Hendrik Heiden/BR/Bavaria Fiction GmbH/dpa

    Mal hier, mal da, dann weg - so könnte man Elisabeth "Bessie" Eyckhoffs Arbeit in München bezeichnen. Fünf Mal ermittelte sie in der Landeshauptstadt, in unterschiedlichen Funktionen und an unterschiedlichen Orten. Und nun: Wird es nur noch einen Fall zu lösen geben, danach werde sich "Bessie"-Darstellerin Verena Altenberger beim Münchner "Polizeiruf 110" verabschieden. Das teilte der zuständige Bayerische Rundfunkan diesem Montag in einer Pressemitteilung samt Altenberger-Zitaten mit.

    Diese werde im Herbst mit Stephan Zinner für ihren sechsten und damit letzten Fall als Elisabeth Eyckhoff vor der Kamera stehen, hieß es. Die geplante Ausstrahlung der Folge "Paranoia" (Arbeitstitel) sei im ersten Halbjahr 2023. Warum Schluss ist? "Weil sie nach neuen schauspielerischen Herausforderungen sucht." Wie man das halt immer so "kommuniziert" in solchen Fällen.

    Es ist ein Jammer, dass "Bessie" nur noch in einer Folge zu sehen sein wird

    Ganz objektiv betrachtet, muss man sagen: Das ist ein Jammer! Denn Altenberger gab eine besondere Ermittlerin in einem "Tatort"- und "Polizeiruf"-Kosmos, der Sonntag für Sonntag mit reichlich durchschnittlichen Kriminalfilmen das immer noch zahlreiche Publikum langweilt oder verärgert - oder eben: unterhält.

    Es ist ein Jammer, weil diese "Bessie" als Figur längst nicht und nicht annähernd auserzählt ist. Ein Jammer, da sie mit Zinner als Dennis Eden ein gutes Duo abgab - eines, das sich in der letzten Folge erst (wieder) fand. Ein Jammer ist es auch für "Tatort" und "Polizeiruf 110", und es sagt durchaus etwas aus über deren Image unter Schauspielerinnen und Schauspielern.

    Einst galt ein Engagement in den Kult-Krimi-Reihen als sichere (finanzielle) Bank, als eine der höchsten Ehren, die Schauspielerinnen und Schauspielern in Deutschland zuteil werden könne. Davon kann in dieser Form nicht mehr die Rede sein.

    Sie sage "zum Abschied leise Servus (und Bussi Baba)", zitiert der BR Verena Altenberger

    In der BR-Mitteilung bedankt sich Altenberger, die zurzeit in der Serie "Wild Republic" (ARD Mediathek) zu sehen ist, überaus charmant bei Redaktion, Regisseuren und Autoren. Der Abschied sei ihr schwergefallen. DerBRdrückt sein großes Bedauern aus und zitiert Altenberger: "Ich bin ein Mensch, der gerne geht, wenn es am schönsten ist, es zieht mich weiter und ich suche mir neue Herausforderungen." Sie sage "zum Abschied leise Servus (und Bussi Baba)." Das alles klingt und ist unbefriedigend. Vielleicht wird sich Altenberger demnächst ja ein bisschen ausführlicher erklären.

    Was bleibt sind seit 2019 fünf unterschiedliche, immer aber atmosphärisch dichte Münchner "Polizeiruf 110"-Folgen, mit einer Ermittlerin, die einfühlsam, impulsiv, auch wagemutig war. Und die von sich selbst sagte: Sie verbringe eigentlich mehr Zeit mit den Opfern als mit den Tätern. Die Beziehungen interessierten sie, die Menschen miteinander haben. Im besten Sinne wurden in diesem "Polizeiruf" "Münchner Geschichten" erzählt: viel Lokalkolorit, viel Sinn für Zwischentöne und - nicht nur Münchner - Eigenheiten.

    Die junge Ermittlerin "Bessie" (Verena Altenberger) sucht nach einer Katze in einer Szene aus dem "Polizeiruf 110: Frau Schrödingers Katze".
    Die junge Ermittlerin "Bessie" (Verena Altenberger) sucht nach einer Katze in einer Szene aus dem "Polizeiruf 110: Frau Schrödingers Katze". Foto: Hendrik Heiden/BR/Geißendörfer Pictures/dpa

    „Frau Schrödingers Katze“, "Bessies" dritter Fall, zum Beispiel war eine gelungen-leicht erzählte Hommage an Helmut Dietls „Münchner Geschichten" (um den Strizzi Tscharlie im 70er-Jahre-München). Gezeigt wurde ein München im Wandel - und das anhand eines authentisch in Szene gesetzten München-Sendling. Fall Nummer fünf, "Das Licht, das die Toten sehen", erinnerte an einen Tabor Süden-Roman von Friedrich Ani. Beleuchtet wurde ein tristes, beton-brutales München, still und beklemmend. Dazwischen etwa Fall vier, "Bis Mitternacht" - ein Verhörthriller, wie man ihn so auch noch nicht gesehen hatte.

    Der Münchner "Polizeiruf 110" mit Altenberger war etwas Besonderes

    Vor allem durfte in diesem "Polizeiruf", man kann gar nicht genug dafür danken, geschwiegen werden. Zuschauerinnen und Zuschauern wurde Raum gegeben für eigene Gedanken - anstatt dass alles von den Ermittlern zugequatscht und jede Wendung erklärt wurde (dass selbst auf dem Fernsehsofa Eingeschlafene nichts verpassen mochten). Auch das machte den Reiz dieses Münchner "Polizeirufs" aus, der seinen Schauder nicht durch Gewaltszenen erzeugte, sondern in den Köpfen des Publikums entstehen ließ.

    Wer Verena Altenberger nachfolgt, will der BR "in Kürze" bekanntgeben.

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