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Polizeieinsatz: Messerattacke in Mannheim: Eines der Opfer ist in Augsburg kein Unbekannter

Polizeieinsatz

Messerattacke in Mannheim: Eines der Opfer ist in Augsburg kein Unbekannter

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    Mitarbeiter der Spurensicherung halten an einem Stand auf dem Marktplatz eine Kappe in den Händen. Bei einem Einsatz auf dem Mannheimer Marktplatz hat die Polizei einen Angreifer niedergeschossen.
    Mitarbeiter der Spurensicherung halten an einem Stand auf dem Marktplatz eine Kappe in den Händen. Bei einem Einsatz auf dem Mannheimer Marktplatz hat die Polizei einen Angreifer niedergeschossen. Foto: Uwe Anspach, dpa

    Mit einem Messer hat ein Mann auf dem Marktplatz in Mannheim mehrere Menschen verletzt, darunter auch einen Polizisten. Er schwebte nach der Attacke am Freitagmittag in Lebensgefahr und musste operiert werden. Nach Angaben der islamkritischen Bewegung Pax Europa (BPE) galt der Angriff ihrer Versammlung auf dem Marktplatz. Nach Darstellung der BPE-Schatzmeisterin Stefanie Kizina wurde bei dem Angriff auch das Vorstandsmitglied Michael Stürzenberger, 59, verletzt.

    Gegen den 25 Jahre alten Angreifer ist Haftbefehl erlassen worden. Ihm wird versuchter Mord zur Last gelegt, wie Staatsanwaltschaft Karlsruhe und Landeskriminalamt Baden-Württemberg am Samstag mitteilten. Der mutmaßliche Täter lebe seit 2014 in Deutschland. Er sei verheiratet, habe zwei Kinder und sei zuletzt im hessischen Heppenheim wohnhaft gewesen. Die Wohnung des in Afghanistan geborenen Mannes sei durchsucht worden.

    Messerattacke in Mannheim: Michael Stürzenberger verletzt

    Bundesinnenministerin Nancy Faeser sprach von einem schrecklichen Verbrechen. „Die Bilder dieser brutalen Gewalttat sind erschütternd.“ Faeser erklärte, die Ermittlungen würden die Hintergründe der Tat aufklären, insbesondere den Hintergrund und die Motive des Täters. „Wenn die Ermittlungen ein islamistisches Motiv ergeben, dann wäre das eine erneute Bestätigung der großen Gefahr durch islamistische Gewalttaten, vor der wir gewarnt haben.“ 

    BPE-Schatzmeisterin Stefanie Kizina sagte der Bild-Zeitung: „Der Angriff geschah, bevor die Veranstaltung überhaupt losging, das muss von langer Hand geplant worden sein.“ Eine Sprecherin der Stadt Mannheim bestätigte, dass die Organisation für Freitagvormittag eine Veranstaltung angemeldet hatte. Zu Stürzenbergers Verletzungen sagte Kizina: „Er wurde am Bein und im Gesicht getroffen, wird notoperiert. Lebensgefahr besteht offenbar nicht.“ 

    Michael Stürzenberger in Augsburg nicht unbekannt - er wurde notoperiert

    Der 59-Jährige ist in Augsburg kein Unbekannter. Der bayerische Verfassungsschutz stuft ihn als zentrale Figur der verfassungsschutzrelevanten islamfeindlichen Szene in Bayern ein. Er reist seit Jahren durch das Land und sieht sich als Aufklärer über den Islam. Der gebürtige Bad Kissinger war früher Pressesprecher der Münchner CSU. Wegen seiner Aktivitäten am rechten Rand landete er bereits mehrfach vor Gericht - auch in Augsburg, wo er vor zwei Jahren wegen Volksverhetzung verurteilt wurde. Auf einer Kundgebung im Jahr 2020 hatte er auf dem Augsburger Willy-Brandt-Platz gegen Muslime gehetzt.

    Stürzenberger ist einer der führenden Köpfe der BPE. Die Bewegung macht auf ihrer Website keinen Unterschied zwischen Islam und Islamismus – beiden schreibt sie unter anderem „aggressive Verachtung und Intoleranz“ zu. Der bayerische Verfassungsschutz schrieb in seinem Bericht für 2022 über Stürzenberger und den bayerischen Landesverband der BPE, es lägen „tatsächliche Anhaltspunkte“ dafür, dass diese „verfassungsschutzrelevante islamfeindliche Bestrebungen“ verfolgten, „die auf eine Abschaffung der Religionsfreiheit für Muslime gerichtet sind“. Im jüngsten Bericht der Behörde für 2023 tauchen Stürzenberger und die BPE nicht mehr auf. Nach Angaben des Landesamts für Verfassungsschutz liegt das aber nur daran, dass diese weniger aktiv seien. Sowohl Stürzenberger als auch der BPE Landesverband Bayern würden weiter beobachtet. 

    Kurz nach dem Angriff in Mannheim kursierte ein Video von der Tat im Internet: Darauf zu sehen ist ein Mann, der auf bei der Veranstaltung auf mehrere Menschen einsticht. Umstehende rufen: „Das Messer weg“. Auf dem Video ist auch zu sehen, wie ein Beamter auf den Angreifer schießt. Mehrere Polizisten fixieren ihn danach auf dem Boden. Nach Angaben der Polizei wurde auch der mutmaßliche Täter verletzt. Der Mannheimer Marktplatz befindet sich mitten im Zentrum der 300.000-Einwohner-Stadt im Norden Baden-Württembergs.  

    Nach Messerangriff: Mannheimer Marktplatz abgesperrt, Großaufgebot im Einsatz

    Zahlreiche Fragen sind noch offen: Wie viele Menschen verletzt wurden, konnte die Polizei zunächst nicht sagen. Sie kamen in Krankenhäuser. Ein Sprecher nannte die Verletzungen „teilweise erheblich“. Die Ermittlungen führt das Landeskriminalamt Baden-Württemberg, wie der Sprecher weiter mitteilte. Nach der Tat war der Marktplatz mit rot-weißem Flatterband abgesperrt worden. Sichtschutzwände wurden aufgebaut, eine nahe Straßenbahnstation gesperrt. Rettungskräfte und auch ein Rettungshubschrauber waren im Einsatz, um die Verletzten zu versorgen. Ermittler sicherten Spuren. 

    Kanzler Olaf Scholz zeigte sich erschüttert. „Die Bilder aus Mannheim sind furchtbar“, schrieb er auf der Plattform X. „Mehrere Personen sind von einem Attentäter schwer verletzt worden. Meine Gedanken sind bei den Opfern. Gewalt ist absolut inakzeptabel in unserer Demokratie. Der Täter muss streng bestraft werden.“ 

    Auch Oberbürgermeister Christian Specht zeigte sich tief getroffen: „Dieser brutale Angriff erschüttert und schockiert uns, er macht uns sprachlos“, sagte er. Er sei in Gedanken bei dem verletzten Polizisten und auch bei den anderen Opfern. Zugleich rief er die Menschen dazu auf, nicht über die Hintergründe zu spekulieren, sondern stattdessen die Ergebnisse der Ermittlungen abzuwarten. (dosc, dpa)

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