Seien Sie mal ehrlich: Würden Sie heute nochmals Ihre Schulabschluss-Prüfung bestehen? Oder die Führerschein-Prüfung? Wüssten Sie noch genau wie das ist mit der Faustregel für den Bremsweg? Oder mit der Wahrscheinlichkeitsverteilung in Stochastik? Eher nicht, oder? Keine Angst, es folgt jetzt keine Standpauke wie einst vom gefürchteten Mathelehrer. Ist halt doch schon verdammt lang her. Und einfach ist es auch nicht.
Nur 44 Prozent der Politiker erreichten das erwartete Niveau in Mathe
Ein wenig anders liegt die Sache in England. Dort haben Abgeordnete einen Leistungstest für Sechstklässler geschrieben. Und was soll man sagen: Sie haben es gründlich vergeigt. Die Damen und Herren Politiker haben im Durchschnitt schlechter abgeschnitten als Zehn- und Elfjährige. Nur 44 Prozent erreichten das erwartete Niveau in Mathematik. In Rechtschreibung, Zeichensetzung und Grammatik waren es 50 Prozent. Die Kinder hatten im Sommer beim selben Test 59 Prozent erreicht. Was für eine Blamage für die Abgeordneten.
Die nationalen Leistungstests stehen in England stark in der Kritik
Aber warum haben sie sich überhaupt dem Risiko ausgesetzt? Wollten sie den kleinen Rotznasen mal zeigen, was eine Harke ist? Nein. Das Experiment hat einen ernsten Hintergrund. Die nationalen Leistungstests sind in England umstritten, eine Initiative setzt sich für deren Abschaffung ein. Sie kritisiert den Leistungsdruck und hofft, dass die Parlamentarier diesen Druck nun selbst gespürt haben.
Beim Labour-Abgeordneten Ian Byrne ist die Botschaft angekommen. Er sagte laut Guardian, „die Prüfungen waren absolut erschreckend“ und die Tests sollten verschrottet werden. Das Modell, Politiker öfter selbst den Auswirkungen ihrer Entscheidungen auszusetzen, sollte unbedingt auch in Deutschland Schule machen.