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Pille gegen Wochenbettdepression: Wie wirkt Zurzuvae?

Medizin

"Wochenbettdepression": Das bringt die erste Pille gegen die Erkrankung

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    Manche Frauen entwickeln nach der Geburt ihres Kindes eine sogenannte "Wochenbettdepression". Nun gibt es eine Pille, die dagegen wirken soll.
    Manche Frauen entwickeln nach der Geburt ihres Kindes eine sogenannte "Wochenbettdepression". Nun gibt es eine Pille, die dagegen wirken soll. Foto: Fabian Sommer, dpa (Symbolbild)

    Ungefähr zehn bis 15 Prozent aller Frauen in Deutschland entwickeln nach einer Geburt eine postpartale Depression, die man oft verharmlosend „Wochenbettdepression“ nennt. Zu den Symptomen zählen laut den Experten von NetDoktor unter anderem Schlafstörungen, Ängste und Schuldgefühle. In den USA ist jetzt die erste Pille gegen postpartale Depression zugelassen worden. Wie das Medikament wirkt und welche Nebenwirkungen es hat, lesen Sie hier.

    Zurzuvae: Pille gegen postpartale Depression

    Die US-amerikanische Medikamenten-Aufsichtsbehörde Food and Drug Administration (FDA) hat im August 2023 die erste Pille gegen postpartale Depression zugelassen. Das Medikament trägt den Namen Zurzuvae.

    Aus der FDA heißt es: „Eine postpartale Depression ist eine schwerwiegende und möglicherweise lebensbedrohliche Erkrankung, bei der Frauen Traurigkeit, Schuldgefühle und Wertlosigkeit verspüren – in schweren Fällen sogar den Gedanken, sich selbst oder ihrem Kind Schaden zuzufügen. Für viele dieser Frauen wird der Zugang zu einem oralen Medikament eine vorteilhafte Option sein.“

    Laut der Pharmazeutischen Zeitung hat die FDA 2019 neben Zurzuvae bereits einen anderen Wirkstoff gegen postpartale Depression zugelassen, der allerdings per Infusion verabreicht werden müsse.

    Zurzuvae: Welchen Neenwirkungen hat die Pille gegen die "Wochenbettdepression"?

    Laut der FDA wird eine tägliche Dosis von 50 Milligramm Zurzuvae empfohlen. Dabei sollte man 14 Tage lang einmal pro Tag eine Tablette zu sich nehmen und zwar abends nach einer fetthaltigen Mahlzeit.

    Außerdem warnt die FDA: Patientinnen sollten nach der Einnahme von Zurzuvae für mindestens 12 Stunden kein Auto fahren oder Maschinen bedienen.

    Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen laut der FDA unter anderem:

    • Schläfrigkeit
    • Schwindel
    • Durchfall
    • Müdigkeit
    • eine Nasen- und Rachenschleimhautentzündung (Rhinopharyngitis)
    • und Harnwegsinfektionen

    Während der Schwangerschaft soll Zurzuvae nicht eingenommen werden. Denn es besteht laut der FDA die Gefahr, dass das Medikament den Fötus schädigen könnte.

    Zurzuvae: Wurde die Wirkung der Pille gegen postpartale Depression getestet?

    Die Wirksamkeit von Zurzuvae wurde anhand von zwei Studien getestet: Dabei hat sich laut der FDA gezeigt, dass sich die Symptome von Patientinnen, die Zurzuvae eingenommen haben, signifikant schneller verbessert haben als von Patientinnen, die eine Placebo erhalten haben.

    Wird Zurzuvae auch in Deutschland zugelassen?

    Ob es Zurzuvae auch in Deutschland geben wird, ist noch unklar. Wie die Pharmazeutischen Zeitung berichtet, liegen bei der Europäischen Arzneimittelagentur noch keine entsprechenden Zulassungsanträge vor.

    Unterschied: "Wochenbettdepression" und Baby Blues

    Laut der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention tritt bei 50 bis 80 Prozent aller Mütter im Laufe der ersten Woche nach der Entbindung ein sogenannter „Baby Blues“ auf. Hierbei handle es sich um eine kurz andauernde depressive Verstimmung: „Die Freude über das Kind wird dabei von Stimmungsschwankungen, Müdigkeit und Erschöpfung, Traurigkeit und häufigem Weinen sowie Schlaf- und Ruhelosigkeit begleitet.“ Bei den meisten Frauen dauere dieses Stimmungstief nur wenige Stunden oder Tage an und klinge ohne Behandlung wieder ab.

    Anders sieht es bei der sogenannten postpartalen Depression aus, die verharmlosend auch als „Wochenbettdepression“ bezeichnet wird. „Im Unterschied zum Baby Blues ist eine Postpartale Depression eine schwerere, länger andauernde und behandlungsbedürftige depressive Erkrankung, die im ersten Jahr nach einer Entbindung auftritt“, schreibt die Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention — und weist darauf hin, dass etwa 10 bis 15 Prozent aller Frauen nach einer Geburt eine solche Depression entwickeln.

    Welche Symptome treten bei einer postpartalen Depression (Wochenbettdepression) auf?

    Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention betont auf ihrer Website, dass sich die Symptome einer postpartalen Depression nicht von anderen depressiven Störungsbildern unterscheiden, die unabhängig von der Geburt eines Kindes auftreten. Allerdings gebe es bei der postpartalen Depression einige Besonderheiten. Hierzu zählen laut der Stiftung etwa:

    • Ausgeprägte emotionale Labilität
    • Unfähigkeit, positive Gefühle für das eigene Kind zu entwickeln bis hin zur Gefühllosigkeit
    • übermäßige Angst und Sorge um das Wohlergehen des Kindes
    • Versagensängste
    • Zwangsgedanken
    • und Stillprobleme

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