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Pflege in der Krise: Längere Betreuung treibt Kosten in die Höhe

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Pflege in der Krise: Längere Betreuung treibt Kosten in die Höhe

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    Pflegebedürftige Menschen werden laut dem Pflegereport 2024 immer länger gepflegt werden.
    Pflegebedürftige Menschen werden laut dem Pflegereport 2024 immer länger gepflegt werden. Foto: Marijan Murat, dpa (Symbolbild)

    Pflege in Deutschland: Das Thema steht aktuell wieder im Fokus zahlreicher politischer Diskussionen. Nach dem Bruch der Ampel-Koalition steht ein Großteil der von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geplanten Gesetze auf der Kippe. Lediglich die Beitragssteigerung um 0,2 Prozentpunkte zum Jahreswechsel dürfte kommen – sonst könnte die Pflegeversicherung finanziell in die Bredouille geraten.

    Doch woher kommen die Probleme und Kostensteigerungen eigentlich? Dem Pflegereport 2024 der Barmer Versicherung zufolge könnten längere Pflegezeiten ein Grund sein. Demnach wird sich die durchschnittliche Pflegedauer in den kommenden Jahren fast verdoppeln. Das ist auch mit erheblichen Kostensteigerungen verbunden. Zu welchen Ergebnissen die Pflegestudie, die am 18. November vorgestellt wurde, außerdem gekommen ist, lesen Sie hier.

    Pflegedauer: Wie lange sind Menschen auf Pflege angewiesen?

    Die Pflegedauer – gemeint ist die Zeit, in der Leistungen der Pflegeversicherung beansprucht werden – wird sich dem Pflegereport zufolge in Zukunft deutlich erhöhen. Bei kürzlich verstorbenen Menschen mit einem Pflegegrad von 1 bis 5 lag die Pflegedauer demnach im Durchschnitt bei 3,9 Jahren. Bei Menschen, die aktuell pflegebedürftig sind, wird die Dauer nach Berechnungen der Barmer auf durchschnittlich 7,5 Jahre ansteigen.

    Doch warum ist das so? In einer Pressemitteilung der Barmer erklärt Studienautor Heinz Rothgang von der Universität Bremen: „Durch die Einführung des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs im Jahr 2017 haben viele Menschen erstmals Leistungen der Pflegekassen erhalten, die diesen Anspruch vorher nicht gehabt hatten.“ Laut dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) berücksichtigt der neue Pflegebedürftigkeitsbegriff nämlich nicht mehr nur körperliche, sondern nun auch kognitive und psychische Beeinträchtigungen. Damit haben mehr Menschen Anspruch auf Pflegeleistungen.

    Außerdem können Betroffene dank der Einführung von Pflegegrad 1 schon früher Leistungen der Pflegeversicherung erhalten. Dieser Umstand wirkt sich nicht nur auf die Pflegedauer aus, sondern laut dem Statistischen Bundesamt auch auf die Zahl der Pflegebedürftigen insgesamt. Vorausberechnungen zufolge könnte es im Jahr 2070 demnach bis zu 7,7 Millionen pflegebedürftige Menschen in Deutschland leben – das sind rund 2,7 Millionen mehr als jetzt.

    Pflegekosten steigen: So hoch sind sie pro pflegebedürftiger Person

    Rothgang zufolge hat sich der neue Pflegebedürftigkeitsbegriff außerdem auch auf die Kosten der Pflegeversicherung ausgewirkt und diese „deutlich erhöht“. Laut dem Pflegereport haben kürzlich verstorbene Pflegebedürftige Leistungen im Wert von durchschnittlich 50.000 Euro beansprucht. Bei Menschen, die aktuell pflegebedürftig sind, könnten diese Kosten im Schnitt bei rund 76.000 Euro liegen. Mögliche Preissteigerungen wurden bei der Berechnung der Kosten für 2023 allerdings noch nicht berücksichtigt. Im Vergleich zur Pflegedauer, die um fast 100 Prozent gestiegen ist, haben sich die Kosten nur um rund 50 Prozent erhöht.

    Der Kostenanstieg resultiert der Barmer zufolge vor allem aus dem vermehrten Bezug von Pflegegeld, da immer mehr Menschen zu Hause von Angehörigen gepflegt werden. Dieser Kostenpunkt hat sich mit einer Steigerung um 17.200 Euro von 13.100 Euro auf 30.300 Euro mehr als verdoppelt.

    Mehr Gehalt für Pflegekräfte: Sind die Löhne überproportional gestiegen?

    Neben den Leistungen für Pflegebedürftige haben dem Pflegereport zufolge auch die Lohnsteigerungen in der Pflege für steigende Ausgaben gesorgt. Demnach seien die Löhne in der Altenpflege von 2015 bis 2023 um 59 Prozent bei Hilfskräften und um 53 Prozent bei Fachkräften gestiegen. Vollzeitbeschäftigte Fachkräfte in der Altenpflege würden heute besser verdienen als der Durchschnitt aller Vollzeitbeschäftigten, erklärt Rothgang.

    Diese Lohnsteigerungen sind laut der Barmer zwar nötig, um die Attraktivität des Pflegeberufs zu erhöhen und dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Aber sie wirken sich zum Beispiel auch auf die Eigenanteile im Pflegeheim aus. So würden nicht nur die Kosten für die Pflegekasse steigen, sondern auch für die Pflegebedürftigen selbst.

    „Auf die Politik wartet eine Mammutaufgabe, die spätestens eine neue Regierung nach der kommenden Bundestagswahl in Angriff nehmen muss“, sagt Barmer-Chef Christoph Straub. Und weiter: „Die soziale Pflegeversicherung überschreitet bereits jetzt ihre finanzielle Belastungsgrenze. Die Bundesregierung darf die Millionen Pflegebedürftigen und deren Angehörige nicht im Stich lassen und muss endlich für finanzielle Entlastung sorgen.“

    Übrigens: Geht es nach der Union, könnte ein dreistufiges Modell die Lösung für die Finanzierungsprobleme in der Pflege sein. Bürgerinnen und Bürger wären dann zu mehr Eigenverantwortung und privater Vorsorge aufgerufen.

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