In Deutschland leben laut dem Statistischen Bundesamt rund fünf Millionen pflegebedürftige Menschen mit einem Pflegegrad von 1 bis 5. Sie sind auf Pflege angewiesen - manche mehr, manche weniger. Worauf dabei zu achten ist, welche Dos und Don'ts es gibt und mehr, darüber klären zahlreiche Theorien und Modelle auf. Pflegende Angehörige können etwa kostenlose Pflegekurse besuchen. Aber auch für die ambulante sowie stationäre Pflege gibt es Modelle wie etwa die Expertenstandards oder die basale Stimulation.
Ein Model, das in der Pflege ebenfalls Anwendung findet und laut pflege.at auf einem "Grundbegriff der Gesundheits- und Krankenpflege" beruht, ist das sogenannte ATL-Pflegemodel. Es basiert auf den zwölf Aktivitäten des täglichen Lebens (ATL). Was diese sind und was sie bedeuten, lesen Sie hier.
Pflege: Was sind die Aktivitäten des täglichen Lebens?
Das Pflegekonzept der Aktivitäten des täglichen Lebens, kurz ATL, wurde laut dem Medizinratgeber doccheck.com maßgeblich von der Schweizer Ordensschwester Liliane Juchli geprägt. In ihrem Model führt Juchli für die Alten- und Krankenpflege laut der Universität Hamburg zwölf Elemente auf, die eine ganzheitliche Pflege ausmachen. Demnach gehen die ATL von den physischen und psychichen Grundbedürfnissen eines Menschen aus und sollen so ein "Grundgerüst für eine patientenorientierte Pflege" bilden.
Bei den ATL handelt es sich laut doccheck.com um immer wiederkehrende Aktivitäten oder Tätigkeiten, deren Ausübung im Alter oder aufgrund einer Krankheit erschwert sein können. Ihr Model zur ganzheitlichen Pflege hat Liliane Juchli der Arbeitskammer des Saarlands zufolge in den 1970er Jahren entwickelt. Das sind ihre zwölf ATL:
- Atmen
- Sich bewegen
- Sich waschen und kleiden
- Essen und trinken
- Ausscheiden
- Körpertemperatur regulieren
- Für Sicherheit sorgen
- Ruhen und schlafen
- Sich beschäftigen
- Kommunizieren
- Sich als Frau oder Mann fühlen und verhalten
- Sinn finden
Was bedeuten die zwölf Aktivitäten des täglichen Lebens für die Pflege?
Die Aktivitäten des täglichen Lebens sollen Pflegepersonen - seien es Angehörige oder Pflegekräfte - laut der Universität Hamburg helfen, die Situation der pflegbedürftigen Person besser nachvollziehen und einen partnerschaftlichen Umgang entwickeln zu können. Ziel ist es dabei die Selbstständigkeit der oder des Pflegebedürftigen zu erhalten oder zu verbessern. Dabei sind die ATL allerdings nicht als Checkliste einzelner Punkte zu verstehen, da sie Hand in Hand gehen. Bei einem Pflegeproblem wie etwa Bettlägerigkeit können laut der Universität Hamburg so mehrere ATL betroffen sein.
Was die zwölf Aktivitäten des täglichen Lebens in der Pflege konkret bedeuten können und welche Maßnahmen zur Wiederherstellung es gibt, hat pflege.at zusammengefasst:
- Atmen: Atmung beobachten, Lungenentzündung vorbeugen (Pneumonieprophylaxe), Inhalation um die Atmung zu fördern
- Sich bewegen: Dekubitus-, Kontraktur- und Thromboseprophylaxe, aktive, assistive und passive Bewegungsübungen, Mobilisation und Krankengymnastik
- Sich waschen und kleiden: Hilfe beim An- und Ausziehen, Körperpflege mit Hilfestellung oder komplett, Parodontose vorbeugen (Parodontitisprophylaxe), Haut beobachten
- Essen und trinken: Körpergewicht und -größe im Auge behalten, Hilfe beim Essen und Trinken, Essen patientengerecht zubereiten, Erstickung vorbeugen (Aspirationsprophylaxe), Ernährungssonde und Sondenkost wenn nötig
- Ausscheiden: Verstopfung vorbeugen (Obstipationsprophylaxe), Urin, Stuhlgang und Erbrechen beobachten, Inkontinenzvorsorge, Darmeinlauf wenn nötig
- Körpertemperatur regulieren: Körpertemperatur beobachten, Pflege bei Fieber
- Für Sicherheit sorgen: Gefahren vorbeugen und vor diesen hüten, persönliche Hygiene sichern, sicherer Umgang mit Medikamenten und sterilen Produkten, Infektionen aufgrund medizinischer Maßnahmen verhindern (nosokomiale Infektionen)
- Ruhen und schlafen: Krankenbett täglich oder wenn nötig erneuern und säubern, auf die Lagerung der pflegebedürftigen Person achten, Lagerungshilfen nutzen, Schlaf beobachten
- Sich beschäftigen: Ergo- und Physiotherapie sowie Reha
- Kommunizieren: mit Pflegebedürftigen, Angehörigen und innerhalb des Pflegeteams kommunizieren
- Sich als Frau oder Mann fühlen und verhalten: Intimsphäre schützen, Veränderungen durch Medikamente beobachten
- Sinn finden: Angestbewältigung, Besinnungstage und Meditation, Schmerz und Schmerzbewältigung beobachten, Begleitung Sterbender