„Pfarrer glaubt nicht an Jesus“ – diese vielfach verwendete Überschrift und der zugehörige Artikel der Katholischen Nachrichten-Agentur haben kürzlich bundesweit hohe Wellen geschlagen. Nun sagt Ivan Kuterovac, zuletzt katholischer Pfarrer des Bistums Augsburg in Bissingen (Kreis Dillingen an der Donau), im Gespräch mit unserer Redaktion, dass diese Formulierung etwas missverständlich gewesen sei. Und er erzählt, wie es ihm seit der Veröffentlichung ergangen ist.
Fest steht: Zum 1. Dezember wird er sein Amt als Pfarrer abgeben. Darauf haben er und das Bistum sich verständigt. Es hatte unter anderem seine Nebentätigkeit als Redner auf freien Trauungen, Willkommensfeiern für Neugeborene oder Tierbestattungen als unvereinbar mit seinem Amt bewertet. Ein Bistumssprecher war zudem mit den Worten zitiert worden: Es sei „höchst bedauerlich“, wenn ein Geistlicher sich nicht mehr in der Lage sehe, die „zentralen Botschaften unseres Glaubens für sich als wahr anzuerkennen“. Kuterovac jedenfalls handelt konsequent: Er will aus der Kirche austreten.
Der Pfarrer galt in seiner Gemeinde als unkonventionell
Er habe viel nachgedacht, sagt der 42-Jährige. Dabei sei er zum Schluss gekommen, dass die katholische Glaubenslehre für ihn zu „einengend“ sei. Seine Aussage, Jesus sei nicht Gottes Sohn – die möchte er aber gerne präzisieren. „Wir sind alle Kinder Gottes“, erklärt er also: Jesus sei einer von vielen Söhnen und Töchtern Gottes. Dass Jesus ein gottgleicher Mensch sei, könne er ebenfalls nicht glauben. Denn: Gott sei unfehlbar, ein Mensch nicht. „Als ich das für mich festgestellt habe, hat Jesus in meinen Augen an Ansehen und Bedeutung nichts verloren. Außer, dass ich ihn für mich demystifiziert habe.“ Das täte auch der Kirche gut, findet der Theologe.
Ansichten wie diese haben in Bissingen gemischte Reaktionen hervorgerufen. Kuterovac galt dort bereits zuvor als unkonventionell. „Der trägt Turnschuhe“, sei eines der ersten Dinge gewesen, die manchen Leuten aufgefallen seien, als er vor zwei Jahren nach Bissingen kam, sagt er. Nachdem seine Aussagen jetzt bekannt geworden seien, habe manch einer nicht mehr mit ihm sprechen wollen. Kritik nehme er niemandem übel, sagt der gebürtige Kroate. Allerdings: „Der Artikel wurde auch auf Kroatisch übersetzt und ich wurde übel beschimpft.“ Er wünsche sich ein Klima, in dem jeder sagen dürfe, was er glaube. Kuterovac will nun in die Nähe von Augsburg ziehen und sein Geld als selbstständiger freier Redner verdienen. „Das läuft immer besser, es macht mir viel Spaß“, sagt er. Ob es ein „Job fürs Leben“ werde, wisse er nicht.
Es ist lobenswert, dass Kuterovac rechtzeitig eigesehen hat, dass er für das Amt als Seelsorgers nicht geeignet ist, rechtzeitig die Reißleine des Fallschirms gezogen und sicher aus himmlischen Sphären auf der Erde gelandet.
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