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Pastoren wollen schwedischen Hochzeitsbrauch verbieten lassen

Heirat

Streit um schwedischen Hochzeitsbrauch beschäftigt Kirchen

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    Bei der royalen Hochzeit im Juni 2010 führte Schwedens König Carl Gustaf seine Tochter, Kronprinzessin Victoria, zum Altar.
    Bei der royalen Hochzeit im Juni 2010 führte Schwedens König Carl Gustaf seine Tochter, Kronprinzessin Victoria, zum Altar. Foto: Leif R. Jansson, dpa

    Die „Brautübergabe“ hat in Schweden das Ausmaß eines Politikums angenommen. Dass der Vater einer Braut seine Tochter in Weiß bis zum Traualtar begleitet, ist eine amerikanische Tradition, die gerne in Hollywoodfilmen zelebriert wird. In Schweden finden sich nun immer mehr Nachahmer, was die schwedischen Sozialdemokraten und ein Teil der Pastoren und Pastorinnen der Lutherischen Kirche auf den Plan ruft. Sie wollen den Brauch verbieten lassen, der auch in Bayern häufig zu beobachten ist.

    Schließlich ist die schwedische Kirche wie die schwedische Gesellschaft der Gleichberechtigung verpflichtet. „Und da passte es einfach überhaupt nicht, dass eine dunkle, patriarchale Tradition gepflegt wird, wo die Frau von einem Mann zum anderen übergeben wird“, sagt die Pastorin Nina Konnebäck, führendes Sprachrohr der vielen Gegner und Gegnerinnen. Eine entsprechende Verbots-Aufforderung wurde von sozialdemokratischen Oppositionspolitikern an die Schwedische Kirche geschickt, der über die Hälfte der Schweden angehören und die bis vor 24 Jahren noch Staatskirche war. Sie kommt im Oktober und November zu einer Synode zusammen und kann dann theoretisch den Bann über den Brauch verhängen.

    Frauen in Schweden dürfen seit 1921 wählen

    In der protestantischen Schwedische Kirche wirken zwar mehr Frauen als Männer im Pastoralamt. Auf der anderen Seite werden dort alte Traditionen weiterhin großgeschrieben. So sind die Bischöfinnen und Bischöfe in kostbar geschmücktem Ornat gekleidet, und die lutherische Gottesdienstordnung ist weitaus formeller als etwa eine katholische Messe in Deutschland.

    Auch die Gleichberechtigung wird in dem Königreich als „schwedische Tradition“ verstanden und verteidigt. Frauen bekamen das Wahlrecht 1921, bereits in den Siebziger Jahren wurden Gleichberechtigungsgesetze verabschiedet, der Feminismus wird seit Jahren in den Ministerien internalisiert und als schwedisches Exportgut gehandelt.

    Die Stimmen derjenigen, die sich gegen das Verbot stellen, sind darum vorsichtig. Die Politik solle doch nicht den jungen Menschen den schönsten Tag ihres Lebens vergällen, lässt eine Regionalzeitung wissen und die Anhänger der kleinen konservativen Regierungspartei Christdemokraten wollen die Entscheidung dem Brautpaar überlassen. Bei Straßenumfragen meinten auch Befürworterinnen, dass der Brauch „romantisch“ sei - oder dass sie die Verbundenheit zu ihrem Vater damit ausdrücken möchten.

    Das schwedische Königshaus schweigt zum Hochzeitsbrauch

    Vielleicht steckt noch etwas anderes dahinter - der schwedische Hang zur Trendübernahme. Rasch und gern wird übernommen, was aus den USA herüberschwappt. „Die schwedische Identität hat eine kurze Haltbarkeitszeit“ meint die bekannte schwedische Buchautorin Elisabeth Asgard, die ihren Landsleuten gern den Spiegel vorhält.

    Zudem macht das schwedische Königshaus die Angelegenheit kompliziert. Denn auch die Kronprinzessin Victoria ließ sich 2010 von Papa Carl XVI. Gustaf an den Altar der Stockholmer Nikolaikirche führen, was für Kritik und Nachahmer sorgte. Unklar bleibt dabei, ob die heutige Thronanwärterin von Hollywood oder alten angelsächsischen Adelsgebräuchen inspiriert worden war. Sollte die Synode im Herbst ein Verbot aussprechen, müssten sich auch die zukünftigen Heiratswilligen der Königsfamilie daran halten, welche derzeit zu dieser Debatte lieber schweigt

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    4 Kommentare
    Rainer Kraus

    Wenn eine Braut einen Hund, Katze oder Kanarienvogel als Lieblingstier hat, muss es zwingend notwendig werden, dass diese bei der Hochzeits-Zeremonie einen Brautvater ersetzen dürfen müssen.

    Otto Albrecht

    "... bereits in den Siebziger Jahren wurden Gleichberechtigungsgesetze verabschiedet ..." Eigentlich eine Schande dass es so was braucht. Und noch viel schlimmer, das es noch viele Laender (und Gruppen) gibt die das immer noch nicht anerkennen.

    Franz Xanter

    Wie man wieder einmal eindeutig sieht, kann man in alles und jedes hineininterpretieren was man möchte; mag es auch noch so abwegig und hirnlos sein. Und dann gibt es noch die Gattung von Leuten, welche sich ernsthaft damit beschäftigen.

    Walter Betz

    Die Schweden zeigen uns Deutschen mal wieder wie's gehen könnte, ironisch gemeint. Bloß nicht, lasst doch die Väter ihre Töchter nach vorne zum Pfarrer bringen. Naturgemäß steuern die Herren mit Sicherheit so den einen oder anderen Groschen zur Hochzeit bei Feiert schön, die Hochzeiten werden heutzutage sowieso immer pompöser, das kostet alles Geld.

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