Herr Pastewka, Sie sind jetzt zusammen mit Anke Engelke in Ihrer ersten gemeinsamen Serie zu sehen. Wie kam es dazu?
BASTIAN PASTEWKA: Anke Engelke und ich kennen uns schon lange, wir haben in diversen Fernsehsendungen gemeinsam Späße gemacht und sind über die Arbeit hinaus gut befreundet. Als es 2020 in der Corona-Pandemie die Lockdowns gab, haben wir uns getroffen, um zu bilanzieren, wie es uns geht und was wir in den letzten Jahren erlebt haben. Plötzlich hatten wir die Idee, uns ein gemeinsames Projekt auszudenken. Und gerade weil wir alle zu diesem Zeitpunkt ja so vereinzelt waren, kamen wir auf die Geschichte von zwei Individuen, die sich nicht kennen, aber wie füreinander geschaffen sind. Der Witz daran: Sie verpassen einander immer wieder haarscharf.
Seit wann kennen Sie beide sich?
PASTEWKA: Anke und ich hatten das Glück, uns im Sommer 1996 bei der Sketchsendung „Die Wochenshow“ kennenzulernen, die 43 Mal im Jahr lief und bis zu einer Stunde lang war. Wir haben von Montag bis Freitag gemeinsam lustige „Kommt ne Frau zum Arzt“-Sketche gedreht. Wir haben uns gleich gut verstanden und wollten uns an Schlagfertigkeit immer gegenseitig übertrumpfen. Über die Jahre haben Anke und ich eine gemeinsame Chemie aufgebaut, wir haben eine tolle Freundschaft, zu der Anke aber viel mehr beizutragen hat als ich. Sie versorgt mich bei Dreharbeiten permanent mit selbst gekochten Seltsamkeiten. Die reicht sie mir dann mit den Worten „Vorsicht, da ist Koriander dran“ oder „Tofu magst du doch!“. Es ist immer vegan und es schmeckt immer fantastisch.
In „Perfekt verpasst“ geht es um zwei Middle-Ager aus Marburg, zwei einsame Herzen, deren Lebensträume geplatzt sind. Das klingt gar nicht so witzig, wie man es von zwei Comedygrößen wie Ihnen erwarten würde…
PASTEWKA: Anke und ich waren uns schnell einig, dass wir uns nicht mit Sketchfiguren wie etwa unserem Schlagerpärchen „Wolfgang und Anneliese“ wiederholen wollten. Das sind Figuren, die mit ihren lustigen Perücken, albernen Schlagersongs und One-Liner-Witzen für fünf Minuten wirken – als Teil eines bunten Comedypotpourris. Diesmal sollte es etwas Neues sein. Wir wollten authentische, dreidimensionale Figuren erzählen, die acht Folgen lang tragen. Ralf und Maria leben in einer realen Welt. Maria hat einen Buchladen, Ralf hat einen Sportladen, beide sind Nachbarn in der Kleinstadt Marburg, aber haben sich noch nie gesehen – das ist eine andere Herangehensweise.
Vom „Brisko Schneider“ und „Ricky“ aus der „Wochenshow“ zum tragikomischen, lebensnahen Pärchen in „Perfekt verpasst“: Ist dieser Wandel Ihrer Figuren ein Sinnbild dafür, wie sich der Humor im deutschen Fernsehen verändert hat?
PASTEWKA: Das ist definitiv so. Das hat auch mit der Darreichungsform von Humor zu tun. Anke und ich hatten das Glück, in der Hochzeit des Privatfernsehens in Deutschland eine Sendung zu bekommen, in der man experimentieren konnte. Wir haben unsere Sketche jede Woche vor Livepublikum gedreht, das war immer wie ein Lackmustest für unseren Humor. Heute leistet sich kein Sender oder Streamer eine wöchentliche komödiantische Show in dieser Intensität, die „heute-show“ ist eine echte Ausnahme. Heute versuchen junge Comedians ihr Glück auf Standup-Bühnen, bei TikTok und Instagram. Dafür sind Anke und ich nicht zu haben, das ist etwas für eine andere Generation.
Wie lustig darf man sich die Dreharbeiten vorstellen?
PASTEWKA: Es gab natürlich viel zu lachen. Die Dreharbeiten waren aber auch schwierig – nicht im negativen Sinn, sondern kreativ herausfordernd. Wir hatten uns entschlossen, sämtliche Szenen sehr genau zu planen. Meine Figur Ralf zum Beispiel hat in einer Szene einen Hexenschuss und bemüht sich vergeblich, mithilfe verschiedener Gerätschaften ein auf den Boden gefallenes Brötchen aufzuheben. Das ist eine kleine Komposition, alleine daran haben wir zwei Stunden gearbeitet, damit es glaubhaft wurde.
„Perfekt verpasst“ ist in gewisser Hinsicht Ihr TV-Comeback, denn nach dem Ende Ihrer populären Serie „Pastewka“ hatten Sie sich eine längere Auszeit gegönnt. Steckte dahinter eine Midlifekrise?
PASTEWKA: „Pastewka“ endete rein zufällig im Frühjahr 2020, als die Pandemie begann. Die Serie hatte mich während der letzten Jahre nahezu 24 Stunden am Tag beschäftigt, und nach jedem Projekt, das mich lange in Beschlag nimmt, brauche ich eine Pause. Ich war froh, dass Anke und ich während des Lockdowns „Perfekt verpasst“ kreativ anschieben konnten.
Zur Person
Bastian Pastewka, 1972 in Bochum geboren, wuchs in Bonn auf. Mit „Die Wochenshow“ hatte er seinen Durchbruch als Comedian, im Kino war er unter anderem in der Erfolgskomödie „Der Wixxer“ zu sehen. „Perfekt verpasst“ ist ab Donnerstag, 15.8., auf Prime Video abrufbar.
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