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Ordensschwester stand in Diensten der Mafia

Kriminalität

„Die Schwester gehört zu uns“: Nonne Anna D. soll einen Pakt mit der Mafia eingegangen sein

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    Eine Nonne im Zwielicht: Suor Anna soll, so die Staatsanwaltschaft, einen „Pakt“ mit der örtlichen Mafia geschlossen haben.
    Eine Nonne im Zwielicht: Suor Anna soll, so die Staatsanwaltschaft, einen „Pakt“ mit der örtlichen Mafia geschlossen haben. Foto: Gregorio Borgia, AP/dpa (Symbolbild)

    Suor Anna war bekannt in Mailand und Brescia. Die katholische Ordensschwester ging aus und ein in den Gefängnissen der beiden Städte San Vittore und Canton Mombello. Die 57-Jährige kümmerte sich um Gefangene, stand ihnen im Gespräch bei. Aus Nächstenliebe, dachten viele. Die Staatsanwaltschaft Brescia hat nun aber einen ungeheuerlichen Vorwurf gegen Anna D. erhoben. Sie soll bewusst einen „Pakt“ mit der örtlichen Mafia geschlossen haben und einem `Ndrangheta-Clan im und außerhalb des Gefängnisses zu Diensten gewesen sein.

    Vergangene Woche nahmen die Carabinieri 29 Personen im norditalienischen Brescia und Umgebung fest, auch die Ordensschwester war unter ihnen. Ihnen werden die Bildung einer Mafia-Organisation sowie zahlreiche weitere schwere Straftaten vorgeworfen – von Erpressung, Wucher, Korruption über Steuerbetrug bis hin zu Drogen- und Waffenhandel.

    „Die Schwester gehört zu uns“, soll ein Mafia-Boss über sie gesagt haben

    Staatsanwalt Francesco Prete wirft der Nonne vor, Befehle und Anweisungen der Bosse Stefano und Francesco Tripodi ausgeführt zu haben. Die Tätigkeit der Ordensschwester habe dazu beigetragen, die „kriminellen Strategien“ des Clans „besser zu planen“. Anna D. betätigte sich demnach als Botin, die Nachrichten zwischen Gefängnis und Außenwelt überbrachte. Ihre Aufgabe sei zudem gewesen, die `Ndran­ghe­ta-Angehörigen in den Haftanstalten zu beobachten. Wenn einer aus Verzweiflung versucht war, mit der Justiz zusammenzuarbeiten, sollte sie das den Bossen melden. „Die Schwester gehört zu uns“, soll Stefano Tripodi abgehörten Gesprächen zufolge über sie gesagt haben.

    Menschen, die die aus Cremona stammende und in Mailand wohnende Ordensschwester kennen, sollen sich schockiert gezeigt haben, berichtete die Zeitung La Repubblica. D. war als Wohltäterin anerkannt und für ihr Engagement geehrt worden. Die Gefangenen hatten ihr den Spitznamen „Collina“ gegeben, weil sie in deren Pausen die Fußballspiele auf dem Gefängnishof leitete. Pier Luigi Collina war ein berühmter italienischer Fußballschiedsrichter. Bekannt war bislang nur ein Fall einer Nonne in Diensten der Mafia: Sie war 1983 beschuldigt worden, dem Camorra-Boss Raffaele Cutolo als Botin gedient zu haben.

    Welchen Vorteil genau könnte Anna D. aus der Verbindung mit der Mafia gezogen haben?

    Die Staatsanwaltschaft ist sich sicher, dass Anna D. bewusst war, mit wem sie es zu tun hatte. Als ihre Nichte einen Motorradunfall erlitt, habe sie diese mit dem Hinweis beruhigt, sie habe Freunde, die den Fall für sie lösen würden – sie habe damit die Mafia-Bosse gemeint, hieß es. Abgehört wurde auch ein Gespräch, zu dem Anna D. sich im Büro des 64 Jahre alten Bosses Stefano Tripodi eingefunden habe. Der habe vor ihr über einen inhaftierten Clan-Angehörigen gesprochen und befunden, der Mann nehme eine gute Entwicklung. Er wolle ihm bald das Schießen beibringen. Unklar ist bislang, welchen Vorteil D. aus der Verbindung mit Tripodi gezogen haben könnte.

    Der ursprünglich aus dem Aspromonte-Gebirge in Kalabrien stammende Tripodi-Clan agierte in der Gemeinde Flero nahe Brescia und machte sich dort Lokalpolitiker, Unternehmer und Angestellte der öffentlichen Verwaltung gefügig. Seit Längerem ist bekannt, wie wichtig Norditalien für die Clans der `Ndrangheta geworden ist, sie gilt als mächtigste Verbrecherorganisation Italiens. „Das Finanzsystem der italienischen Mafiaorganisationen befindet sich ausschließlich in Norditalien“, schrieb Bestseller-Autor Roberto Saviano („Gomorrha“) im Corriere della Sera. Die Lombardei sei die „am stärksten von der Mafia durchsetzte Region des Landes“.

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