In der Nacht von Samstag auf Sonntag fuhr das SEK mit einem Feuerwehrwagen zu einem Einsatzort in Nordrhein-Westfalen. Kurz nach Mitternacht gab das Spezialkommando dann die Tarnung auf und stürmte schwer bewaffnet und in ABC-Schutzanzügen ein Mehrfamilienhaus in Castrop-Rauxel. Der Einsatz zeigte sich offenbar erfolgreich. Zwei Männer wurden nach dem Zugriff abgeführt. Das SEK hatte sie wohl aus dem Bett geholt, was die notdürftige Bekleidung in Boxershorts und einer übergeworfenen Jacke nahelegt. Die Polizei geht davon aus, dass die Männer einen schweren Terroranschlag planten.
Inzwischen hat die Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf Haftbefehle gegen zwei Iraner im Alter von 32 und 25 Jahren beantragt. Das teilte die Behörde am Sonntag mit. Den Brüdern wird unter anderem vorgeworfen, dass sie sich Giftstoffe für einen islamistisch motivierten Anschlag beschaffen wollten.
Der 25-Jährige war 2019 unter anderem wegen versuchten Mordes zu einer Freiheitsstrafe von sieben Jahren verurteilt worden. Auch zum Zeitpunkt seiner Festnahme in der Nacht zum Sonntag im Ruhrgebiet war er noch nicht auf freiem Fuß: Er war nach wie vor in einer Entziehungsanstalt in Hagen untergebracht, durfte aber angesichts einer Lockerung am Wochenende teils bei Familienangehörigen übernachten. Der heute 25-Jährige hatte laut der Staatsanwaltschaft im Juli 2018 nachts einen großen Ast von einer Brücke auf die Autobahn 45 geworfen. Er traf damit ein Auto, die Fahrerin wurde durch Glassplitter verletzt. Bei der Tat war er betrunken.
SEK-Einsatz in Castrop-Rauxel: Keine Giftstoffe bei Durchsuchung gefunden
Die beiden festgenommenen Männer wurden nach dem Zugriff gründlich untersucht, bevor sie ins Polizeipräsidium gebracht wurden. Es stand offenbar der Verdacht im Raum, dass von ihnen eine biologisch-chemische Gefahr ausgehen könne. Der Hintergrund: Ein iranischer Beschuldigter wird von der Zentralstelle Terrorismusverfolgung NRW, welche die Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf unterhält, verdächtigt, sich Rizin und Cyanid beschafft zu haben. Zwei giftige Substanzen.
Die Polizei Münster und die Staatsanwaltschaft gehen davon aus, dass der 32-Jährige eine schwere staatsgefährdende Gewalttat plante. Einen Terroranschlag mit Biowaffen. Allerdings wurden bei der Durchsuchung keine Giftstoffe gefunden. Das teilte ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf am Sonntag der dpa mit. Der 25-Jährige war der Polizei demnach zwar zuvor bekannt, allerdings aus Gründen, die nicht mit islamistischem Terror zusammenhängen. Die Männer sollen sich beide seit 2015 in Deutschland aufhalten.
Terror-Verdacht mit Biowaffen in NRW: Garagen durchsucht
Bei der Durchsuchung der Wohnung des Verdächtigen sollen nun Beweismittel für biologische Kampfstoffe sichergestellt werden. Von den Ergebnissen wird abhängen, ob der Beschuldigte in der Folge auch einem Haftrichter vorgeführt wird. In Castrop-Rauxel wurde von der Feuerwehr eine Dekontaminations-Straße aufgebaut. Für den Fall, dass Einsatzkräfte beim Zugriff verseucht wurden. Am Einsatzort befanden sich auch Beschäftigte des Robert-Koch-Instituts (RKI) – offenbar Experten für biologisch-chemische Gefahren. Auch ein Entschärfer-Kommando und BKA-Beamte waren vor Ort.
Am Montagmorgen teilte die Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf mit, dass Einsatzkräfte auch zwei Garagen in einem Hinterhof durchsuchen, die dem 32-Jährigen zugeordnet werden. Ermittlungen hätten ergeben, dass der er über die beiden Garagen in einem Hinterhof in Castrop-Rauxel verfüge, erklärte die Generalstaatsanwaltschaft. Doch auch dort fanden die Beamten keine Giftstoffe. "Im Ergebnis haben wir nichts Beweisrelevantes gefunden", sagte ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf. Zwischenzeitlich seien umliegende Häuser evakuiert worden, um eine mögliche Gefährdung auszuschließen, sagte der Sprecher. Es sei ein Paket gefunden worden, das man zunächst habe untersuchen müssen. Darin war demnach aber nichts Gefährliches.
Das Bundeskriminalamt hatte schon seit einigen Tagen gegen den Verdächtigten ermittelt. Die Warnung vor der Anschlagsgefahr durch eine chemische Bombe soll von einem "befreundeten Geheimdienst" gekommen sein. Also einem ausländischem Geheimdienst. Die Bild berichtet, dass es sich um den US-amerikanischen Geheimdienst FBI handelt. Demnach sollen die Planungen bereits weit fortgeschritten sein. Über ein Anschlagsziel war zunächst nichts bekannt.
NRW: Anschlag mit Biowaffen geplant? Hintergründe liegen im Dunkeln
Die Planung eine Anschlags mit Biowaffen weckt Erinnerungen an das Jahr 2018. Damals hatte ein 29 Jahre alter Mann in Köln eine Rizin-Bombe zünden wollen. Es handelte sich um einen Tunesier, der zusammen mit seiner Frau einen biologischen Kampfstoff hergestellt hatte. Der Sprengsatz war mit 250 Stahlkugel gespickt. Zu einer Explosion kam es nicht.
2018 handelte es sich offenbar um einen islamistischen Hintergrund. Der Islamische Staat hatte im Vorfeld oftmals zu Anschlägen mit Biowaffen aufgerufen und Anleitungen zum Bombenbau im Internet verbreitet.