Rund zwei Wochen nach einem folgenschweren Unfall hat das Warten ein Ende. Am Dienstag wurde der Nord-Ostsee-Kanal (NOK) wieder für die Schifffahrt freigegeben. Das Ministerium für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur (MEKUN) gab bekannt, dass er ab 12.00 Uhr wieder befahren werden darf. Die technische Reinigung wurde demnach von zuständigen Behörden überprüft. Grünes Licht für eine Freigabe gab es von dem Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein (LKN.SH), des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamts (WSA), der unteren Wasserbehörde (UWB) des Kreises Dithmarschen und der Wasserschutzpolizei. Der Weg in die Normalität ist nach einem Unfall von historischem Ausmaß damit frei.
Nord-Ostsee-Kanal: Leck an Ölpipeline stellt historischen Zwischenfall dar
Vor mehr als zwei Wochen war öffentlich geworden, dass große Mengen Rohöl in den Nord-Ostsee-Kanal gelangt waren. Grund war ein Leck an einer Ölpipeline der Raffinerie Heide. Nun konnte die Pipeline durch den Betreiber repariert werden. Der TÜV nahm die Reparatur ab.
Das Leck an der Pipeline im Nord-Ostsee-Kanal löste einen Öl-Unfall mit historischem Ausmaß aus. In der Geschichte Schleswig-Holsteins hat es noch nicht viele vergleichbare gegeben. Das machte Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne) am Freitag bei einer Pressekonferenz klar. Das liegt auch daran, dass deutlich mehr Öl auslief als zunächst angenommen wurde. Das Umweltministerium von Schleswig-Holstein beziffert die Menge auf 294.000 Liter Rohöl. Zum Vergleich: Das entspricht rund 1.800 Badewannen, die bis oben hin gefüllt sind.
Es ist nicht geklärt, ob der Wert nicht sogar noch höher liegt. Das legen unter anderem Aussagen von Birgit Matelski, der Direktorin des Landesbetriebs für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN) in Schleswig-Holstein, nahe. Sie erklärte, dass es nicht möglich sei, die komplette Menge an Rohöl zu entfernen.
Nord-Ostsee-Kanal wird heute wieder für Schifffahrt freigegeben
Goldschmidt betonte rund um den Zwischenfall die große Bedeutung des raschen Eingreifens, durch welches laut dem Grünen-Politiker eine Ölkatastrophe verhindert werden konnte: "Dank einer großartigen Teamleistung konnte eine Ausbreitung des Öls in Elbe und Nordsee und damit eine Umweltkatastrophe verhindert werden. Es ist den Kräften vor Ort zu verdanken, dass der Verkehr auf dem Nord-Ostsee-Kanal für die Schifffahrt wieder geöffnet werden kann." Er machte in diesem Zuge deutlich, dass Rohöl mit Schwermetallen versetzt und hochgiftig sei.
Noch sind die Arbeiten rund um die Pipeline nicht gänzlich abgeschlossen. Es werden nach der Eröffnung am Dienstag, 3. Januar 2023, beispielsweise Ölsperren bestehenbleiben. Diese sollen dafür sorgen, dass sich Ölreste nicht weiter verbreiten. "Auch wenn die Schadensbekämpfung sehr weit fortgeschritten ist und der Verkehr auf dem NOK nun wieder aufgenommen werden kann, wird uns eine gewissenhafte Nachsorge noch lange beschäftigen", sagte Goldschmidt.
Für alle Schiffe ist nach der Eröffnung Vorsicht geboten. Sie sollen zunächst langsam und mit Bedacht fahren, damit kein neues Öl an die Böschungen geschwemmt wird.