Einen Tag nach der schweren Explosion in einem Mehrfamilienhaus im niederländischen Den Haag mit fünf Toten gibt es Hinweise auf einen kriminellen Hintergrund. Unter anderem werde ein Bezug zur Drogenkriminalität untersucht, sagte Staatsanwältin Margreet Fröberg in Den Haag. «Im Moment ist noch nicht deutlich, was die Ursache der Explosion war.»
Was die Hinweise für einen kriminellen Hintergrund seien, könne sie angesichts der laufenden Ermittlungen nicht sagen. Untersucht werde auch die Rolle eines in der Nähe entdeckten ausgebrannten Autos, sagte Fröberg. Die fünf aus den Trümmern geborgenen Toten würden von Spezialisten in Schiphol identifiziert.
Zahl der Vermissten nicht genannt
Zur Zahl der noch Vermissten wollte Polizeichefin Karin Krukkert nichts sagen. Die Suche nach möglichen Überlebenden aber dauere an. Die Ermittler würden von Beamten aus den gesamten Niederlanden unterstützt. Insbesondere fahndeten die Ermittler nach einem unmittelbar nach der Explosion mit hoher Geschwindigkeit weggefahrenem Auto.
Bürgermeister: «Das Leid ist unermesslich»
Bürgermeister Jan van Zanen sprach von einer «beispiellosen Katastrophe». «Das Leid ist unermesslich.» Manche Anwohner seien im Schlafanzug mit ihrem Haustier auf dem Arm aus der Wohnung gerannt und wüssten nicht, wann sie wieder zurück könnten. «Der letzte Stein wird umgedreht, um die Opfer zu finden», sagte der Bürgermeister zu den Rettungsarbeiten, die wohl noch einige Tage andauern.
«Wenn dies das Ergebnis einer absichtlichen Explosion wäre, wäre das schrecklich», sagte Justizminister David van Weel, wie die Zeitung «Algemeen Dagblad» und weitere Medien berichteten. Das würde auch unterstreichen, was für ein «großes Problem» die Niederlande mit Explosionen haben.
Niederlande haben Problem mit Sprengstoffanschlägen
Am Unglücksort wurde über mögliche Ursachen der Katastrophe spekuliert. In den Niederlanden gibt es seit längerer Zeit immer wieder Sprengstoffanschläge im kriminellen Milieu. Betroffen sind Häuser, Firmengebäude und Autos. Die nachts an Hauseingängen, Fassaden oder Geschäften deponierten Spreng- oder Brandsätze richten Sachschäden an, verletzt wird in der Regel niemand.
Große Verwüstung und fünf Tote
Am Samstagmorgen hatte es um 6.15 Uhr zunächst eine kleinere und dann eine sehr schwere Explosion gegeben, woraufhin das dreigeschossige Gebäude teilweise einstürzte und in Brand geriet. Fünf Wohnungen wurden vollkommen zerstört. Die Explosion hinterließ auch im Umfeld große Verwüstung.
Vier Verletzte wurden kurz nach der Explosion aus dem Haus gerettet. Im Laufe des Tages bargen Einsatzkräfte dann fünf Tote und einen Überlebenden aus den Trümmern.
Nachbarin dachte an Erdbeben
Viele Anwohner wurden durch die heftige Explosion aus dem Schlaf gerissen. «Ich schaute auf die andere Straßenseite und sah eine große Rauchfahne», sagte ein Nachbar dem Sender Omroep West. «Dort an der Ecke sind zwei Wohnungen komplett weg.» Und eine andere Nachbarin sagte: «Das kam mir vor wie ein kleines Erdbeben. Ich spürte, wie die ganze Wohnung bebte.»
Gemutmaßt wurde auch, dass in dem Gebäude kurz vor dem Jahreswechsel möglicherweise illegale Feuerwerkskörper gelagert worden sein könnten, die dann explodierten. Wegen restriktiver Regeln zum Verkauf von Böllern und Raketen zu Silvester gibt es in den Niederlanden einen umfangreichen Handel mit illegalem und oft gefährlichem Feuerwerk. Am vergangenen Dienstag etwa wurden in einem Schuppen 1,3 Tonnen an Feuerwerk entdeckt.
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