Startseite
Icon Pfeil nach unten
Panorama
Icon Pfeil nach unten

Niederlande: Amsterdam will Sex-Abenteuer aus der Altstadt verbannen

Niederlande

Amsterdam will Sex-Abenteuer aus der Altstadt verbannen

    • |
    Ende März gab es in Amsterdam Demonstrationen gegen das vorzeitige Schließen von erotischen Schaufenstern im Rotlichtviertel und gegen ein Erotikzentrum am Stadtrand.
    Ende März gab es in Amsterdam Demonstrationen gegen das vorzeitige Schließen von erotischen Schaufenstern im Rotlichtviertel und gegen ein Erotikzentrum am Stadtrand. Foto: Sabine Joosten, dpa

    Sie sind nun tatsächlich dunkel, jene Gassen in der Amsterdamer Innenstadt, in denen sonst rote Neonröhren die Lust auf sexuelle Abenteuer befeuern sollen. Zwischen drei und sechs Uhr morgens bleiben die Lampen seit Anfang April aus. Keine Frauen in Reizwäsche sitzen in den sonst erleuchteten Schaufenstern. Eine nächtliche Pause, die den Anfang vom Ende des weltberühmten Rotlichtviertels in der niederländischen Hauptstadt einleiten könnte. Denn wenn es nach der Bürgermeisterin Femke Halsema geht, sollen Teile des Angebots für kleine sexuelle Abenteuer in einen Außenbezirk ausgelagert werden. 

    Der Plan gehört zu einer Reihe von Maßnahmen, mit denen die Behörden das Image der "wilden Stadt" aufpolieren wollen. Knipst die Verwaltung in dem Viertel, das im Volksmund "De Wallen" heißt, tatsächlich bald die Neonlichter aus? Seit Jahren gibt es Diskussionen um die Straßen mit den Schaufensterreihen, wo laut Schätzungen rund 6000 Prostituierte ihre Dienstleistungen anbieten. Zahlreiche Politiker beklagen, dass die Gegend Kriminelle, Drogentouristen und sich prügelnde Partywütige anzieht. Der Massentourismus sei sowohl für die Bewohner als auch die Beschäftigten ein Problem.

    Am Stadtrand soll ein neues mehrstöckiges Erotikzentrum entstehen

    Als Lösung soll ein neues mehrstöckiges Erotikzentrum dienen, das außerhalb des Zentrums für weniger Belästigung und mehr Sicherheit für die in der Branche Tätigen sorgen soll. Es könnte eines der größten Bordelle Europas entstehen, inklusive Bars und Restaurants. Das Center werde den Druck auf das alte Rotlichtviertel mindern, warb die grüne Bürgermeisterin Halsema, und "einen außergewöhnlichen Ort schaffen, an dem Sexarbeiterinnen sicher, legal und ungestört arbeiten und Besucher ein breites Angebot an Erotik, Kultur und Unterhaltung erwarten können".

    Doch der Widerstand ist groß. So lehnen etwa die Sexarbeiterinnen einen Umzug entschieden ab. In einem geschlossenen Gebäude werde die Sichtbarkeit verringert, sodass es "viel unsicherer" würde, hieß es von Red Light United, einer Gewerkschaft für jene Frauen, die in dem Viertel in den Koberfenstern auf Kunden warten. Das würde "zu mehr Missbrauch wie Menschenhandel führen, aber auch zu Drogenkriminalität in der Nachbarschaft und zu Raubüberfällen auf der Straße". Man löse das Problem nicht, "sondern verlagert und vergrößert es nur".

    Zuletzt protestierten Sexarbeiterinnen lautstark – aus einem anderen Grund

    Laut einer Umfrage der Gewerkschaft wollen 90 Prozent der Befragten in De Wallen bleiben. In den vergangenen Wochen protestierten die Sexarbeiterinnen zudem lautstark gegen ihren von den Behörden aufgezwungenen neuen frühen Feierabend um drei Uhr morgens. "Die neuen Schließzeiten sind eindeutig dazu gedacht, uns auszuräuchern, damit wir eher bereit sind, in das Erotikzentrum umzuziehen", meinen sie.

    Halsema dagegen versucht zu beschwichtigen. Sexarbeit "gehört zu Amsterdam und wird nie verschwinden". Aber die Situation in der Innenstadt sei "unhaltbar", erklärte sie kürzlich – "wegen des Stroms von Touristen, die sich regelmäßig danebenbenehmen und Belästigungen verursachen". Cannabis, Sex, Alkohol: Die niederländische Politikerin will aufräumen. Gerade erst sorgte eine neue Online-Kampagne für Aufsehen, die sich mit dem Appell "Stay Away" explizit an junge Männer aus Großbritannien richtet und sie unverblümt auffordert: "Bleibt weg". Mit dem Projekt will Amsterdam Briten fernhalten, die lediglich zum exzessiven Feiern, Trinken und Kiffen in die Metropole reisen. 

    Eine Entscheidung will die Stadtverwaltung bis Ende des Jahres treffen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden