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Neuer Lucky Luke: Der Cowboy aus dem Comic als Vorbild für Donald Trump

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Neuer Lucky Luke: Comic-Cowboy als Vorbild für Trump

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    Das ist selbst für Lucky Luke ein ungewöhnlicher Auftrag: Er soll in der Bierhauptstadt Milwaukee einen Streik beenden. Der Bürgermeister von Neumünchen bittet ihn darum.
    Das ist selbst für Lucky Luke ein ungewöhnlicher Auftrag: Er soll in der Bierhauptstadt Milwaukee einen Streik beenden. Der Bürgermeister von Neumünchen bittet ihn darum. Foto: © 2024 Lucky Comics/Egmont Ehapa Media

    Lucky Luke hat‘s nicht leicht. Von Montag bis Sonntag sperrt er Schurken wie die Daltons ein und treibt das Vieh zusammen. Und dann holt er sich auch noch einen Hexenschuss. Wird der Held für Generationen von Kindern und Erwachsenen etwa alt? Sein neues Abenteuer „Letzte Runde für die Daltons“ führt den Kult-Cowboy, der schneller schießt als sein Schatten, also zu einem Arzt nach Neumünchen. Der diagnostiziert mit deutscher Gründlichkeit ein klassisches Stresssymptom und fragt, ob es denn keine Cowboy-Gewerkschaft gebe.

    Ohne Bier ist der Wilde Westen nicht zu ertragen

    Der Wilde Westen, das ist diesmal der „German Belt“ („Deutscher Gürtel“) der USA, jene Gegend, in der sich Einwanderer aus Deutschland niederließen. Eine gesegnete Gegend, in der es Bier und Brezn regnet? Keineswegs. Ein Generalstreik hat alle Brauereien lahmgelegt, eine Katastrophe. Wenn alle Saloons geschlossen sind, ist der Wilde Westen schließlich unerträglich: keine Pokerpartien, keine Tänzerinnen, keine Duelle und (bissiger Humor!) keine Lynchjustiz. Lucky Luke soll helfen und auf Bitten des Bürgermeisters von Neumünchen in der Bierhauptstadt Milwaukee den Streik beenden.

    Begleitend zur Comic-Veröffentlichung ist in der Arte Mediathek gerade die dreiteilige Doku „In den Fußstapfen von Lucky Luke“ zu sehen. In der versucht der französische Comicautor Julien Lucien Berjeaut, kurz Jul, der „Wurzel seiner Kindheitsträume“ nachzuspüren. Es ist eine Art Klischee-Check. Sowie ein Versuch, die USA von heute zu verstehen. Darin gleicht die Doku all den Reportagen, in denen Journalisten vor der Präsidentschaftswahl durchs riesige Land fuhren, um herauszufinden, was die US-Bürgerinnen und -Bürger von Donald Trump und Kamala Harris halten. Die Realität, bemerkt Jul rasch, ist komplex und kompliziert. Würde an ihr seine einstige kindlich-naive Begeisterung für Cowboys, den Wilden Westen, die USA zerschellen? Oder anders gefragt: Kann man „Lucky Luke“ unbefangen lesen? Sind die überzeichnet-karikierten Figuren möglicherweise rassistisch? Darf das Wort „Indianer“ noch verwendet werden?

    „Lucky Luke ist so widersprüchlich wie seine Heimat, die USA“, sagt Comicautor Jul

    Bereits im ersten Teil der Doku kommt Jul zu der Erkenntnis: „Lucky Luke ist so widersprüchlich wie seine Heimat, die USA.“ Dort ist der „einsame“ Cowboy, einer der bekanntesten Comichelden der Welt, wenig bekannt. Manche Amerikaner, die der Franzose Jul in den Weiten Montanas oder Arizonas anspricht, reagieren irritiert auf ihn. Und er auf sie. Etwa wenn er, der ehemalige Zivildienstleistende, sich am Colt probiert. Lucky Luke müsste eigentlich taub sein wegen des Schießerei-Lärms, meint er.

    Es ist Juls charmante Offenheit und selbstkritische Ehrlichkeit, die der über lange Jahre schwächelnden „Lucky Luke“-Reihe zu neuem Leben verholfen haben. Jul fügte ihr wichtige Facetten hinzu: in „Das gelobte Land“ das jüdische Leben im Wilden Westen, in „Fackeln im Baumwollfeld“ mit Bass Reeves, den es wirklich gab, den ersten schwarzen Marshal. Jul und Zeichner Achdé schufen auf diese Weise eine historisch-kritische Modernisierung des Lucky-Luke-Stoffes, ohne dass sie sich in den Fangstricken politischer Korrektheit verhedderten.

    Die Jüdische Allgemeine schrieb einmal: Die rübennasig dargestellten Juden-Figuren „bedienen zwar Klischees, aber sie werden nicht verunglimpft“. Das gilt auch für Juls Comic-Indianer. Und das nur nebenbei: Auf die Debatte, ob man „Oberindianer“ aus einem Udo-Lindenberg-Lied streichen sollte, erklärte die Native American Association of Germany e.V. kürzlich, dass „längst nicht alle“ das Wort „Indian“ ablehnten.

    Donald Trump bekommt eins mit

    In die „Letzte Runde für die Daltons“ werden – gleiches Recht für alle, karikiert zu werden! – ebenfalls kaum ein Bayern- oder Deutschland-Klischee ausgespart. Dies ist, im Unterschied beispielsweise zu Donald Ducks Oktoberfest-Besuch, nicht öde, sondern teils überaus witzig. Völlig beiläufig wird etwa erklärt, wie der Weihnachtsbaum oder der Hamburger nach Amerika kamen. Selbst Donald Trump bekommt eins mit – als ein Geistlicher einen gewissen Frederick Trump schilt, er solle in seinem Saloon keine jungen Frauen ausbeuten: „Ist das etwa ein gutes Vorbild für Ihre Enkel?“ Tatsächlich hatte der Großvater des späteren US-Präsidenten Donald Trump, Frederick, ein Restaurant im Rotlichtbezirk Seattles. Er war aus Kallstadt, Königreich Bayern, in die USA eingewandert.

    Dass der aktuelle Band, zumindest im deutschsprachigen Raum, genau am Tag der US-Wahl erschienen ist, kann kein Zufall sein. Zumal schon „Fackeln im Baumwollfeld“, das als Anspielung auf die Black-Lives-Matter-Bewegung und das amerikanische Rassismus-Problem gelesen werden durfte, 2020 am Wahltag veröffentlicht wurde. Damals unterlag Trump, jetzt siegte er nach einem Wahlkampf, der offenbarte, wie gespalten die USA sind. Lucky Luke immerhin gelingt es, zwischen verfeindeten Gruppen zu vermitteln. Er reitet als großer Versöhner in den Sonnenuntergang.

    Achdé (Zeichnungen)/Jul (Autor)/Klaus Jöken (Übersetzung): „Letzte Runde für die Daltons“. Egmont Ehapa Media, 48 Seiten, 7,99 Euro. Die Hardcover-Ausgabe erscheint am 12. November.

    Der neue Band mit Lucky Luke: „Letzte Runde für die Daltons“.
    Der neue Band mit Lucky Luke: „Letzte Runde für die Daltons“. Foto: © 2024 Lucky Comics/Egmont Ehapa Media
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