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Nasenspray-Impfung gegen Corona: Wann kommt es?

Nasenspray-Impfung

Corona-Impfung über die Nase: Kommt jetzt die Nasenspray-Impfung?

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    Im Tierversuch sehen Berliner Forscher bei einem selbst entwickelten Nasensprayimpfstoff mit abgeschwächten Coronaviren Vorteile im Vergleich zu bisherigen Sars-CoV-2-Vakzinen.
    Im Tierversuch sehen Berliner Forscher bei einem selbst entwickelten Nasensprayimpfstoff mit abgeschwächten Coronaviren Vorteile im Vergleich zu bisherigen Sars-CoV-2-Vakzinen. Foto: picture alliance, dpa (Symbolbild)

    Die Corona-Pandemie findet in Deutschland kaum noch statt. Die letzten Regeln sind gefallen, die WHO empfiehlt die vierte und fünfte Covid-19-Impfung nur noch für bestimmte Personen mit einem hohen Risiko und die Corona-Warn-App ist quasi passé. Vieles dreht sich aktuell noch um das Post-Vac-Syndrom genauso wie um Post- und Long-Covid. Jetzt ist Forschern aber in Sachen Impfung ein neuer Durchbruch gelungen.

    Ein in Berlin entwickelter Nasenspray-Impfstoff gegen Corona hat laut einer Studie, die im Magazin Nature Microbiology veröffentlich wurde, zumindest im Tierversuch Vorteile im Vergleich zu bisherigen Sars-CoV-2-Vakzinen gezeigt. Was bisher zu dem Impfstoff bekannt ist und wann er für Menschen zugelassen werden könnte, lesen Sie hier.

    Corona: Wie funktioniert der Nasenspray-Impfstoff?

    Weil Covid-19 hauptsächlich über die Luft verbreitet wird, hat das Forschungsteam aus Berlin in einer gemeinsamen Pressemitteilung der Freien Universität Berlin, des Max Delbrück Centers (MDC) und der Charité zufolge versucht, das Virus da zu bekämpfen, wo es den Körper als erstes erreicht: an den Schleimhäuten von Nase, Mund, Rachen und Lunge. Dafür haben die Wissenschaftler einen Impfstoff entwickelt, der über die Nase als Spray verabreicht wird.

    Und der Versuch an Hamstern habe gezeigt, dass der Impfstoff als Nasenspray eine bessere Immunität hervorgerufen habe, als eine Impfung etwa mit einem mRNA-Impfstoff ins Muskelgewebe. Das Team um Geraldine Nouailles von der Berliner Charité hat laut der Deutschen Presseagentur (dpa) dafür ein Präparat mit abgeschwächten Coronaviren genutzt, einen sogenannten attenuierten Impfstoff.

    Laut dem Verband Forschender Arzneimittelhersteller enthält ein attenuierter Impfstoff Stämme des ursprünglichen Erregers, denen die "krank machenden Eigenschaften abgezüchtet wurden". Diese heißen attenuierte Erreger. Auch Lebendimpfstoffe gegen Mumps, Masern und Röteln enthalten den Angaben zufolge solche attenuierten Viren und bewirken meist einen lebenslangen Impfschutz.

    Wie lange eine Corona-Impfung per Nasenspray Schutz bieten könnte, ist - zumindest über den Zeitraum des Experiments hinaus - aktuell noch unklar. Emanuel Wyler vom MDC, Mitautor der Studie, erklärt in einem Video zur Studie: "In den Hamstern sehen wir tatsächlich, dass dieser Nasen-Impfstoff eigentlich jegliche Ansteckung verhindern kann." Mit der Anwendung beim Menschen sei das allerdings nicht vergleichbar, weil es darum gehen werde, ob der Impfstoff auch noch nach Monaten oder sogar Jahren wirke. "Und das ist etwas, was wir erst in Zukunft sehen werden", sagt Wyler.

    Corona-Impfung über die Nase: Was ist der Unterschied zu bisherigen Impfstoffen?

    Laut der Studie hat die Nasenspray-Impfung die stärkste Immunität im Vergleich zu anderen Präparaten ausgelöst. "Die Wirkung bemisst sich an der Krankheitsschwere der Goldhamster", sagte Wyler der dpa. Geprüft wurden aber auch verschiedene andere Parameter wie die Virusvermehrung, die Anregung des Immungedächtnisses und die Antikörperkonzentration auf den Schleimhäuten. Laut Wyler stimuliert der per Nasenspray verabreichte Impfstoff insbesondere die Schleimhaut-Immunität, gemeint sind die oberen Atemwege. Gerade wenn es darum gehe, ein Virus abzuwehren, das über die Atemwege in den Körper gelangt, sei das besonders wichtig.

    Im Gegensatz dazu würden Impfungen, die in den Muskel gegeben werden, das Immunsystem im ganzen Körper stimulieren. Die Immunität baut sich dann vor allem im Blut über den Körper verteilt auf, nicht aber speziell in den Schleimhäuten. Der große Unterschied ist also die spezialisierte Immunität in Nase und Hals.

    Wyler zufolge könnte der Nasenspray-Impfstoff eine Covid-19-Infektion sogar gänzlich verhindern: "Wir denken, dass dieser Impfstoff so gut darin ist, irgendwelche Gedächtnis-B- oder T-Zellen in diesen oberen Atemwegen zu erzeugen, dass die wirklich sobald das Virus reinkommt aktiv werden und verhindern, dass überhaupt eine Ansteckung stattfindet."

    Laut dpa gehört zu den Zielen der Forschungsgruppe auch mehr Schutz vor einer Weitergabe des Virus. Die bisherigen Sars-CoV-2-Impfungen würden zwar das Risiko von schwerer Erkrankung und Tod deutlich senken, vor einer Ansteckung mit Omikron etwa schützen sie aber weniger. Andere Corona-Nasenimpfstoffe sind übrigens in Indien und China bereits im September 2022 zugelassen worden.

    Corona-Impfung per Nasenspray: Wann ist es in Deutschland so weit?

    Bisher wurde die Nasenspray-Impfung nicht am Menschen getestet. Aber klinische Studien sollen in den nächsten Monaten beginnen, sagt Wyler. Erst einmal stehen laut der Mitteilung zur Studie aber Sicherheitsprüfungen in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Biotech-Start-up RocketVax an. Die Firma entwickle das Präparat weiter und bereite eine klinische Phase-1-Studie am Menschen vor. "Im kommenden Winter werden wir in Europa noch keinen nasalen Corona-Impfstoff haben", sagte Wyler der dpa. "Die Impfstoffentwicklung geht nicht mehr so schnell wie in der akuten Pandemiephase."

    Wyler zufolge sei zudem zu bedenken, dass ein solches Nasenspray mit einem attenuierten Impfstoff schwerer herzustellen sei, als beispielsweise ein mRNA-Impstoff. Und die Verwendung eines abgeschwächten Lebendimpfstoffs würde auch bedeuten, dass er Menschen mit Immunschwäche oder ähnlichem nicht oder nur bedingt verabreicht werden könne.

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