Startseite
Icon Pfeil nach unten
Panorama
Icon Pfeil nach unten

Nachruf: Toto Cutugno war für Millionen Deutsche der Inbegriff des Italieners

Nachruf

Toto Cutugno war für Millionen Deutsche der Inbegriff des Italieners

    • |
    Auf dem Höhepunkt seines Erfolgs: Toto Cutugno bei einem Auftritt rund um das Jahr 1990.
    Auf dem Höhepunkt seines Erfolgs: Toto Cutugno bei einem Auftritt rund um das Jahr 1990. Foto: United Archives, Imago

    Was braucht man für einen Welt-Hit? Eine sehr eingängige Melodie, eine sonore Stimme und Stereotype oder das geschickte Spiel mit denselben. Wer sich in aller Welt in ein Taxi setzt und "Lasciatemi cantare" anstimmt, der bekommt mit hoher Wahrscheinlichkeit vom Taxifahrer die Antwort: "Con una chitarra in mano, lasciatemi cantare, sono italiano."

    Toto Cutugno hat seinen Hit "L'Italiano" 1983 veröffentlicht. Am Dienstag ist der italienische Sänger nach langer Krankheit im Alter von 80 Jahren in Mailand gestorben. Es war das Italien der frühen 1980er Jahre, in dem der aus Carrara in der Toskana stammende und im ligurischen La Spezia aufgewachsene Cutugno "L'Italiano" platzierte. Jenes Italien bekam es nach Jahren der gedankenlosen Expansion langsam mit sich selbst und einigen Krisen zu tun. Die Deutschen waren da schon im Chianti, in Terracina oder an der Adria zu Stammgästen geworden und summten "Lasciatemi cantare" bald mindestens so beschwingt wie Cutugnos Landsleute. 

    In Toto Cutugnos Hit "L'Italiano" werden auch die "Spaghetti al dente" besungen

    Ob Cutugno sich selbst und seine Nation auf den Arm nahm, als er über einen Gemeinplatz nach dem anderen sang? "Spaghetti al dente" kommen im Hit vor, der "caffè ristretto", die "Augen voller Melancholie" einer gewissen Maria. Hauptsache, man lässt den "wahren Italiener" singen mit seiner Gitarre in der Hand, lautet die Schlussfolgerung im Refrain. Im Musikvideo von 1983 lässt sich der schwarzlockige Cutugno gar einen Teller Spaghetti von einer schönen Bedienung servieren und kneift diese dann auch noch beherzt (und für heutige Begriffe deplatziert) ans Kinn. Der Restauranttisch ist mit Grissini überfüllt.

    Toto Cutugno bei einem Konzert 2017 in Kiew.
    Toto Cutugno bei einem Konzert 2017 in Kiew. Foto: Pacific Press, dpa

    Cutugno, der seinen Nachnamen vom sizilianischen Vater hat und mit Vornamen Salvatore hieß, sang sich auf diese Weise ins kollektive Bewusstsein der 80er und 90er Jahre. Dabei stammte bei "L'Italiano" nur die Melodie von ihm, den eingängigen Text hatte Cristiano Minellono geschrieben. Ein Zufall ist es auch, dass nicht Adriano Celentano, der andere italienische Schlager-Barde ("Azzurro") den Song summte. Eigentlich war er für Celentano gedacht, der lehnte das Lied aber ab.

    Cool war Toto Cutugno gewiss nicht, aber er war irgendwie immer da

    "Überhaupt keine Coolness, aber Millionen verkaufte Platten, von denen niemand zugab, sie zu hören", schreibt nun der Corriere della Sera. Cool war Cutugno gewiss nicht, aber er war irgendwie immer da. Am Strand, in der Bar, im italienischen Fernsehen als Moderator der Sendung "Domenica In", beim Schlagerfestival von San Remo mit 15 Teilnahmen, im Radio von Bremen bis Bologna. 1990 gewann er mit einer Hymne ("Insieme") auf die neu entstehende EU den Eurovision Song Contest (ESC) und wurde europaweit berühmt. In Deutschland hielt sich "Insieme" 20 Wochen lang in den Charts.

    Cutugno hatte in der Grundschule das Musizieren angefangen und wurde von seinem Vater als Tamburinspieler zur Musikkapelle in La Spezia mitgenommen. Seinen Werdegang begann er als Schlagzeuger, 1978 startete er seine Solokarriere. 1980 hatte er mit "Solo noi" das nationale Schlagerfestival von San Remo gewonnen. Als seine Popularität Ende der 1990er Jahre wieder abnahm, waren es die ehemaligen Ostblockstaaten, die Cutugno weiter hofierten. San Remo war eines der wenigen Musikfestivals, dessen Übertragung die kommunistischen Regimes erlaubt hatten. 2006 veröffentlichte Cutugno sein letztes Album. Sein Gesundheitszustand verschlechterte sich rapide in den vergangenen Jahren. An diesem Donnerstag soll er in Mailand beigesetzt werden.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden