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Nach Unfall bei Wetten, dass..?: Gottschalk wieder vor der Kamera

Nach Unfall bei Wetten, dass..?

Gottschalk wieder vor der Kamera

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    Thomas Gottschalk moderiert die Aufzeichnung der Fernsehsendung "Menschen 2010."
    Thomas Gottschalk moderiert die Aufzeichnung der Fernsehsendung "Menschen 2010." Foto: geb

    Zum ersten Mal nach dem tragischen Unfall bei "Wetten, dass..?" stand Thomas Gottschalk wieder vor der Kamera.Aber nur, weil es Samuel Koch etwas besser geht, so der Moderator. Das bestätigt auch Kochs Vater in einem Interview. Kurz vor der Aufzeichnung der Sendung hat Gottschalk mit ihm gesprochen. Ausgestrahlt wird das 12-minütige Gespräch am Sonntag.

    Einmal - als die Kameras nicht auf ihn gerichtet sind, als er nicht im Scheinwerferlicht steht - atmet Thomas Gottschalk ganz tief durch. Nur wenige Sekunden sind es, dann hat er sich wieder im Griff. Dieser Moment ist einer von sehr wenigen, in denen der Moderator sich anmerken lässt, dass er einen der schwersten Auftritte seiner langen Karriere absolviert.

    Am Freitagabend stand Gottschalk zum ersten Mal wieder vor der Kamera, seitdem der schreckliche Unfall von Samuel Koch bei "Wetten, dass..?" vor einer Woche die Fernsehnation schockierte. Er moderierte die Aufzeichnung des ZDF-Jahresrückblickes "Menschen 2010" in Grünwald bei München - und bewies, dass er zu Recht zu den bedeutendsten Moderatoren im deutschen Fernsehen zählt.

    Das Jahr 2010 sei eine Achterbahnfahrt gewesen, sagt er gleich zur Begrüßung: "Wie schnell es von oben nach unten gehen kann, haben Sie vielleicht am letzten Samstag gesehen - als aus Spaß innerhalb von wenigen Minuten Ernst wurde, als mein Kandidat Samuel, der darauf gebrannt hatte, sich mit einer spektakulären Wette einem Publikum zu präsentieren, plötzlich bewusstlos vor uns lag." Gottschalk wirkt betroffen - aber souverän und professionell, verhaspelt sich nicht.

    In der ZDF-Sendung, die am Sonntag ausgestrahlt wird, soll an dieser Stelle ein mit Spannung erwartetes zwölfminütiges Interview mit Samuels Vater zu sehen sein, das auf dessen Wunsch ohne Publikum aufgezeichnet wurde. Gottschalk bittet die Zuschauer um Verständnis dafür, dass er das Gespräch nicht als recherchierender Journalist geführt habe - sondern als Betroffener. Die gute Nachricht aus diesem Gespräch: Samuel gehe es besser, sagt Gottschalk. "Wir haben Hoffnung." Seit seinem schweren Sturz wird der 23-Jährige noch immer in der Düsseldorfer Uni-Klinik behandelt - ihm drohen wegen schwerer Wirbelsäulenverletzungen dauerhafte Lähmungen.

    Dass es Samuel etwas besser gehe sei auch ein Grund dafür, dass er den Jahresrückblick überhaupt moderiere, betont Gottschalk. Zum Tagesgeschäft könne er aber dennoch nicht übergehen. Wäre der Jahresrückblick "eine Spiel- und Spaß-Veranstaltung gewesen, dann würde ich hier nicht stehen." Der Unfall von Samuel habe ihm zum ersten Mal in seinem Leben gezeigt, was es heißt, sich für etwas verantwortlich zu fühlen, das er nicht persönlich verschuldet hat - was es heißt, so etwas wie "politische Verantwortung" übernehmen zu müssen.

    Und Verantwortung übernimmt Gottschalk in dieser Sendung. Zwar kommt er im Laufe der Aufzeichnung nur einmal - im Gespräch mit NRW- Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD), die bei Samuels Unfall in Düsseldorf in der ersten Reihe saß - wieder auf die tragische Sendung zu sprechen, dennoch trägt er ihr ständig Rechnung. Gottschalk witzelt zwar immer noch mit seinen Gästen, doch der Ton, den er anschlägt, ist merklich leiser.

    Er selbst nimmt sich deutlich mehr zurück als seine Zuschauer es beispielsweise aus früheren "Wetten, dass..."-Folgen kennen und hört seinen Gästen besser zu. Dazu passt, dass er statt seiner berühmt- berüchtigten und meist sehr ausgefallenen und bunten Outfits an diesem Abend einen schlichten, grauen Anzug trägt. Man merkt Gottschalk an, dass er innegehalten hat.

    Nur dadurch gelingt es ihm, den Spagat zu schaffen und aus dem Jahresrückblick, der mit einem so schrecklichen Thema begann, insgesamt eine unterhaltsame Sendung zu machen, die zu keinem Zeitpunkt pietätlos wirkte. Seinem oberfränkischen Landmann, Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), entlockte Gottschalk, dass das politische Berlin die Wikileaks-Enthüllungen nicht gebraucht hätte - die meisten Lästereien seien auch so bekannt.

    Als der Jesus-Darsteller der Oberammergauer Passionsspiele, Andreas Richter, neben ihm Platz nahm, bemerkte der Moderator: "Von den Toten auferstanden, sitzend zur Rechten Gottschalks" und als die Autorin Elfriede Vavrik erzählte, sie habe erst im Alter von 79 Jahren ihren ersten Orgasmus gehabt, fragte er frech: "Lohnt sich das noch?" Ganz nebenbei steckte Gottschalk mit seiner hochkarätig besetzten Sendung - unter anderem waren Iris Berben und Mario Adorf, Alice Schwarzer, Günter Netzer und Olli Kahn da - damit auch noch seinen Freund Günther Jauch in die Tasche, der vergangene Woche den wenig glanzvollen RTL-Jahresrückblick präsentierte.

    Vor der Aufzeichnung sagte Gottschalk, dass es ganz ohne Lacher in der Sendung nicht gegangen wäre. Sonst könne man keine Fernsehunterhaltung machen. "So bin ich und so werde ich bleiben." AZ

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