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Foto: AZ Grafik
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Aus München kommt ein kurioser Weihnachts-Tatort. Der macht aus den bayerischen Kommissaren die englischen Ermittler Lightmyer und Partridge.

"Mord unter Misteln"
26.12.2022

Batic spricht von Ruhestand: Verlässt Miroslav Nemec den München-Tatort?

Von Daniel Wirsching

Nichts ahnend stolpern Leitmayr und Batic am zweiten Weihnachtsfeiertag in ein Krimidinner. Für Fans des München-Tatort bringt das einen unterhaltsamen Abend und die bange Frage: Hört Miroslav Nemec bald auf?

Die Frage, die sich der Tatort-Kritiker diesmal stellt, ist: Werden es Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Ivo Batic (Miroslav Nemec) mit kultigen Krimi-Figuren wie Hercule Poirot – gespielt von Sir Peter Alexander Baron von Ustinov – aufnehmen können? Oder wird der Tatort heute ("Mord unter Misteln", 20.15 Uhr) ein Pilcher-Film im Tatort-Gewand? Eine Schmonzette in prächtigen Kulissen?

In solche, gedreht wurde unter anderem im Residenzschloss von Oettingen im Kreis Donau-Ries, hat man die Münchner Ermittler gestellt. Oder eher gesetzt. Denn sie wurden nichts ahnend zu einem Krimidinner eingeladen: sechs Gäste, ein toter Butler auf dem Orient-Teppich, wer war’s?

"Tatort: Mord unter Misteln": Liebevolle Hommage an Agatha Christie

In dem fiktiven Spiel werden sie zu Detective Chief Inspector Francis Lightmyer und Detective Constable Ivor Partridge, schließlich befindet man sich im englischen "Middleton", Heiligabend 1922 – und in Beckford Hall, dem Sitz der Earls of Cumberledge, ertönt ein spitzer Frauenschrei: Auf dem Boden des Arbeitszimmers liegt ein bewusstloser Lightmyer, der in seiner (Ver-)Kleidung jeden Poirot/Ustinov-Doppelgänger-Wettbewerb gewinnen würde.

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Foto: Hendrik Heiden, BR
Foto: Hendrik Heiden, BR

"Mord unter Misteln" dürfte manchen Fan des München-Tatort in Sorge versetzen: Ivo Batic bereitet seinen Ruhestand vor.

So beginnt diese von den Kostümen über die Besetzung bis zur vom Münchner Rundfunkorchester eingespielten Musik liebevolle Hommage an Agatha Christie-Krimis mit einem Sprung fast ans Ende. Eine Hommage, die dem fantastischen Drehbuch von Robert Löhr folgt, in der das München von 2022 und das "Middleton" von 1922 miteinander verschwimmen. Wundervoll auch, dass man Leitmayr und Batic herrlich grantelnd und griesgrämiger dreinblickend denn je erleben darf.

Schon anfangs, als sie bei Kollege Kalli, dem Gastgeber des Krimidinners, auf die versammelte Dezernats-Runde treffen und Leitmayr fragt: "Habt ihr den Fasching vorgezogen?" Ob das so ein Teambuilding-Schmarrn sei? Großartig Batic: "Kommissare, die Krimi spielen! Als ob Banker in ihrer Freizeit Monopoly spielen!" Großartiger noch dieser Ermittler-Mini-Dialog: "Hier sieht’s ja aus wie bei Rosamunde Pilcher!" – "Kenn ich nicht."

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Ivo Batic bald im Ruhestand? Verlässt Miroslav Nemec den Tatort?

Neben der Mördersuche kreist "Mord unter Misteln" um die Beziehung der beiden. Was Tatort-Fans aufhorchen lassen wird, sind die Gespräche über den Ruhestand von Batic, den dieser vorbereitet, ohne mit seinem Partner darüber zu reden. Der nimmt ihm das übel: "Beim Ivo und mir ist zurzeit bissl der Wurm drin", meint Leitmayr. Wird hier etwa das Ende des Duos nach mehr als 30 Jahren vorbereitet? BR-Redakteur Cornelius Conrad gibt Entwarnung: Ein "unmittelbarer Ausstieg" sei nicht geplant, zudem seien drei neue Folgen abgedreht und weitere in der Vorbereitung.

"Mord unter Misteln" macht ungemein Spaß, mit einem mäßigen Tatort-Jahr kann die Folge den Kritiker aber nicht versöhnen.

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