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Monarchie: Warum König Charles beim Umweltschutz nun weniger zu sagen hat

Monarchie

Warum König Charles beim Umweltschutz nun weniger zu sagen hat

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    König Charles III. lässt seit Jahren kaum eine Gelegenheit aus, um auf die Gefahren des Klimawandels hinzuweisen.
    König Charles III. lässt seit Jahren kaum eine Gelegenheit aus, um auf die Gefahren des Klimawandels hinzuweisen. Foto: Jonathan Brady, PA Wire

    „Die Menschen sind notorisch kurzsichtig, wenn es um Wildtiere geht“, formulierte der erst 20-jährige Charles einst seine Sorge um Lachsbestände in schottischen Flüssen. Die Zeilen entstammen einem handgeschriebenen Brief aus dem Jahr 1969 an den damaligen britischen Premierminister Harold Wilson und stehen am Beginn einer lebenslangen Mission. Als Prinz von Wales verbrachte Charles Jahrzehnte damit, Kampagnen zu lancieren, um den Schutz der Umwelt voranzutreiben und die Erwärmung des Klimas zu stoppen. Als König ist er nun zur politischen Neutralität verpflichtet. Wird er seinem Kampf für die Natur jetzt den Rücken kehren oder zu einem Klimakönig mit einer Mission für die Welt?

    Den ersten Dämpfer in seinem Bemühen erhielt der Monarch durch die neue Premierministerin Liz Truss Anfang Oktober. Der König nimmt auf ihr Anraten hin nicht am UN-Klimagipfel in Ägypten im November teil. Sie habe im September bei einer persönlichen Audienz im Buckingham-Palast Einwände gegen die Reise erhoben, berichteten Medien. Der König sei enttäuscht, die Konferenz zu verpassen, hieß es. Er habe bereits verschiedene Treffen geplant.

    Dass Details der eigentlich streng vertraulichen Audienz zwischen dem Monarchen und der Politikerin in die Öffentlichkeit gedrungen sind, lässt ahnen, wie Charles III. zu dieser Entscheidung steht. Schließlich setzen Klimaaktivisten große Hoffnungen auf ihn und seine Regentschaft: Der britische Sachbuch-Autor Tony Juniper bezeichnete den neuen König als „möglicherweise die bedeutendste Ikone für den Umweltschutz aller Zeiten“.

    Liz Truss verhinderte Charles' Teilnahme am UN-Klimagipfel

    Der US-Klimasondergesandte John Kerry betonte seine Rolle als „enorm wichtiger Vermittler“. Er sei jemand, der die Fähigkeit hat, „die Art von Handeln in Gang zu bringen, die wir jetzt weltweit benötigen“. Der Kampf gegen die Erderhitzung sei kein „Standardproblem“, sondern eine „Bedrohung für den ganzen Planeten, eine Bedrohung für all unsere Nationen“. Auch Charles sieht die globale Erwärmung als eine der größten Herausforderungen, mit denen die Menschheit jemals konfrontiert war. Im Laufe der Jahre hatte er sich zunehmend auf deren Bekämpfung konzentriert.

    Im Rahmen der Klimakonferenz COP 26 im schottischen Glasgow im November 2021 sagte er, dass es viel zu lange gedauert habe, bis die Welt auf die Risiken des Klimawandels reagiert habe. Er äußerte Verständnis für Aktivistinnen und Aktivisten, die auf die Straße gehen, um auf die Lage aufmerksam zu machen. So würde deutlich, „wie verzweifelt junge Menschen sind“. Vergangenen Monat räumte er im Rahmen seiner ersten Rede an die Nation nach dem Tod von Königin Elizabeth II. jedoch auch ein, dass es ihm nun nicht mehr möglich sein werde, jenen Themen, „die ihm so sehr am Herzen liegen“, so viel Zeit und Energie zu widmen wie einst.

    König Charles III. setzte sich schon früh für Umweltschutz ein

    Charles III. soll sich an seine Rolle als Monarch halten. Und sie sieht vor, dass er durch seine Neutralität dafür sorgt, dass er als König für jedermann da ist, unabhängig von politischen Lagern. Viele Biografen sind sich jedoch sicher, dass er seine neue Position nutzen wird. Vielleicht nicht so lautstark wie zuvor, aber mit der gleichen Hingabe – und mit einer Premierministerin, die ihm einmal die Woche zuhören muss. In anderen Worten: Er könnte die Audienzen als eine gute Gelegenheit betrachten, Truss mit seinen Ansichten zu „bombardieren“, wie der Guardian umschrieb. Schließlich hat er sich für den Erhalt der Ozeane, die Vielfalt der Arten und nachhaltige Landwirtschaft eingesetzt, lange bevor solche Themen Teil des breiteren öffentlichen Diskurses wurden. Auf seinem Landsitz in Cornwall bezieht er Strom aus erneuerbaren Energien, seine Wagenflotte wurde auf Biodiesel umgestellt, die Klospülung funktioniert mit Regenwasser. Wurde er früher für derlei Bemühungen belächelt, gilt er heute als Vorreiter.

    Charles ermutigt Unternehmen dazu, eine Führungsrolle im Kampf gegen den Klimawandel zu übernehmen. Mehr als 500 Vorstandsvorsitzende sind Teil einer von ihm ins Leben gerufenen Initiative, die sich für nachhaltige Märkte einsetzt. Sie haben sich mit ihrer Unterschrift dazu verpflichtet, „den Übergang zu einer nachhaltigen Zukunft zu beschleunigen“. „Er ist ein Organisator, der Menschen und Institutionen verbindet, der Möglichkeiten eröffnet und Lösungen schafft“, sagte sein ehemaliger Pressesprecher Julian Payne über ihn. Es wird sich zeigen, wie er dieses Talent nutzt.

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