Der erneute Heimatbesuch des spanischen Exil-Königs Juan Carlos steht unter keinen guten Vorzeichen: Die noch bis Sonntag dauernde Spanienreise des Königs im Ruhestand, der seit nahezu 1000 Tagen in einer Art Verbannung in Abu Dhabi lebt, findet gegen den Willen des Königshauses statt.
Der 85 Jahre alte Juan Carlos landete auf dem westspanischen Flughafen Vigo an der Atlantikküste. Im kleinen Badeort Sanxenxo wohnen Juan Carlos' beste Freunde, mit denen er an einer Segelregatta teilnimmt. Wie schon zu früheren Gelegenheiten kam der Altkönig, der wegen Geheimkonten in der Schweiz und wegen massiven Steuerbetrugs in Spanien in Ungnade fiel, per Privatjet. Ein Jet, dessen Anmietung dem Vernehmen nach Reisekosten in sechsstelliger Höhe verursacht. Wegen seiner Vorliebe für teure Luxusreisen, die er mit Schwarzgeldern beglich, war Juan Carlos mit dem Fiskus in Konflikt geraten.
Spanien steckt mitten in einem heftigen Wahlkampf
Spaniens königliches Staatsoberhaupt, Felipe VI., habe vom Zeitpunkt dieses Heimatbesuchs aus den Medien erfahren, berichten spanische Zeitungen. Das Königshaus sei verärgert über diese Brüskierung. Felipe habe zwar generell vom Besuchswunsch gewusst. Der Palast habe jedoch darum gebeten, dass Juan Carlos nicht jetzt komme, weil sich Spanien mitten in einem heftigen Wahlkampf befinde, der nicht durch neue Eskapaden Juan Carlos' überschattet werden solle.
Der letzte Heimatbesuch vor knapp einem Jahr hatte für einen Skandal gesorgt. Juan Carlos, der mit seinen finanziellen und amourösen Affären die Monarchie in eine tiefe Krise stürzte, hatte damals nicht das geringste Zeichen von Reue gezeigt. Als er von Reportern gefragt worden war, ob er sich, wie von der Regierung gefordert, für seine Fehltritte öffentlich entschuldigen werde, hatte er mit heiterem Lachen geantwortet. Der damalige Besuch war von Spaniens Regierung scharf kritisiert worden. "Juan Carlos hätte sich umsichtiger verhalten können", ließ der sozialdemokratische Regierungschef Pedro Sánchez über seine Sprecherin erklären. Die spanische Öffentlichkeit sei enttäuscht über die "wenig beispielhaften Handlungen" des früheren Monarchen.
Ein privates Treffen zwischen Felipe und Juan Carlos ist nicht vorgesehen
Hinsichtlich des aktuellen Besuches zeigte sich Sánchez zunächst zurückhaltend – offenbar in der Hoffnung, dass die "private Visite" dieses Mal nicht erneut unerwünscht hohe Wellen schlagen werde. Kritik kam aus den Reihen der Linkspartei Podemos. Die Heimatreise sei "fehl am Platz", sagte Albert Garzón, Minister für Verbraucherschutz. "Der alte König hat dem Ansehen Spaniens erheblichen Schaden zugefügt."
Ein Treffen zwischen Juan Carlos und Felipe ist nicht vorgesehen. Vor einem Jahr hatte Juan Carlos noch einen Stopp im Königspalast eingelegt. Dabei soll ihn Felipe aufgefordert haben, der Monarchie nicht weiter durch illoyales Verhalten zu schaden. Seitdem herrscht offenbar weitgehend Funkstille zwischen Vater und Sohn.