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Millionärsyacht vor Sizilien gesunken - Kapitän unter schwerem Verdacht

Italien

Luxusjacht gesunken: Kapitän der Bayesian im Visier der Ermittler

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    Taucher der italienischen Polizei suchen nach wie vor nach einer vermissten Person.
    Taucher der italienischen Polizei suchen nach wie vor nach einer vermissten Person. Foto: Jonathan Brady, PA Wire/dpa

    Nach dem Untergang der Luxusjacht Bayesian vor der Küste Siziliens ist die Besatzung wegen möglicherweise schwerer Fehler ins Visier der Ermittler geraten. Kapitän auf dem Segelschiff war der 51-jährige Neuseeländer James Cutfield, der am Mittwoch nach Angaben italienischer Medien zwei Stunden von Ermittlern vernommen wurde. Die Staatsanwaltschaft des Ortes Termini Imerese hatte Ermittlungen wegen des Delikts eines „fahrlässigen Schiffsbruchs“ eingeleitet. Die Untersuchung, an der auch Beamte der britischen Marine-Aufklärungseinheit Mari beteiligt sind, richten sich bislang gegen Unbekannt.

    Die Bayesian war am Montag gegen fünf Uhr früh infolge eines Tornados vor Porticello bei Palermo gesunken. Experten erkennen eine ganze Reihe von Fehlern in der Reaktion auf das Unwetter, für die vor allem der Kapitän verantwortlich gemacht werden könnte. Sieben Menschen starben aller Wahrscheinlichkeit nach bei dem Unglück, bereits identifiziert sind die Leichen des millionenschweren britischen Technologie-Unternehmers Mike Lynch sowie des Vorstands der Investmentbank Stanley Morgen, Jonathan Bloomer. Fünf der sechs letzten Vermissten waren am Mittwoch von Tauchern gefunden worden. 15 Personen, darunter Kapitän Cutfield, konnten gerettet werden. Am Donnerstag suchten Rettungstaucher nach dem Körper des mutmaßlich letzten Opfers, Lynchs 18-jähriger Tochter Hannah. Deren Mutter, Lynchs Ehefrau Angela Bacares, die als Eigentümerin der Jacht firmiert, überlebte das Unglück. 

    Mike Lynch wurde von Boulevardmedien in seiner Heimat oft als "britischer Bill Gates“ bezeichnet.
    Mike Lynch wurde von Boulevardmedien in seiner Heimat oft als "britischer Bill Gates“ bezeichnet. Foto: Yui Mok, PA Wire/dpa

    Aus Ermittlerkreisen war nach Angaben der Zeitung Corriere della Sera durchgedrungen, was Kapitän Cutfiled bei seiner Vernehmung gesagt haben soll. Er gab demnach an, man habe das Unwetter „nicht kommen sehen“. Der Sturm war allerdings in den Wettervorhersagen prognostiziert worden. Fraglich ist also, ob der Kapitän eine ganze Reihe von Sicherheitsmaßnahmen unberücksichtigt ließ. Deren Fehlen könnte in Summe zu der Tragödie geführt haben. Hinzu kommt eine Besonderheit in der Konstruktion der 2008 gebauten Bayesian mit ihrem 75 Meter und damit überdurchschnittlich hohen, einzigen Mast. 

    „Die Wellen sowie der Widerstand des sehr hohen Mastes gegen den Wind könnten zum Kentern des Schiffes beigetragen haben“, zitierte die Zeitung La Repubblica den italienischen Segelexperten Andrea Mura. Aus dem Bergungsteam hieß es, der mobile Kiel des Schiffes sei wohl wegen der niedrigen Wasserhöhe in Küstennähe nicht voll auf knapp zehn Meter ausgefahren gewesen, sondern nur halb auf rund vier Meter Länge. Dieser Umstand könnte den Untergang begünstigt haben. Einig ist man sich, dass das Schiff im Sturm große Mengen Wasser aufnahm und deshalb sank. 

    Jacht in Italien gesunken: Wasser drang in die Bayesian

    Auch der Geschäftsführer der Werft für Luxusschiffe, Perini Navi, die die Bayesian gebaut hatte, schaltete sich in die Ursachenforschung ein. Giovanni Costantino sprach von „einer langen Serie von Fehlern“ der Besatzung und wies Konstruktionsfehler im Zusammenhang mit dem laut Bergungstauchern intakt gebliebenen Mast zurück. Der Kapitän hätte angesichts des angekündigten Unwetters „die Motoren anwerfen, den Anker lichten, den Bug in Richtung Wind ausrichten und den Kiel herunterlassen“ müssen. Auf diese Weise habe auch der deutsche Kapitän Karsten Börner mit der neben der Bayesian liegenden Jacht Sir Robert Baden Powell reagiert. 

    Börner war es, der am Montag 15 Überlebende in einem Rettungsboot aufgenommen hatte, darunter Kapitän Cutfield. Dessen Bruder bezeichnete Cutfield im New Zealand Herald als „erfahrenen Seemann“, der seit acht Jahren am Steuer von Luxusjachten tätig war. Perini-Geschäftsführer Costantino mutmaßte hingegen, auf der Bayesian sei die „Hecktüre sicher offen gewesen“, auf diese Weise habe die 56 Meter lange Jacht Wasser aufgenommen. Durch die Inaktivität der Besatzung habe der Sturm wohl den Anker verschoben und das Schiff in 90-Grad-Position zum Wind gedreht, wodurch Wasseraufnahme und Kentern erleichtert worden seien. 

    Costantino erwähnte auch den Kurzfilm einer Überwachungskamera an Land, auf der man das Mastlicht der Luxusjacht sieht, das dann im Sturm plötzlich erlischt. Anstatt durch den raschen Untergang der Bayesian sei das Licht möglicherweise durch einen Blackout im Maschinenraum ausgegangen, was ebenfalls auf eindringendes Wasser hinweisen würde. Die Ermittlungen dauern an.

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