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Michael Mittermeier entlarvt Lügen in neuer TV-Show

Interview

„Pro Zigarette habe ich zehn Vaterunser gebetet“

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    Comedian Michael Mittermeier (Zweiter von links) mit den Gästen der ersten Ausgabe von „Find The Liar, Mittermeier“: Wigald Boning, Christine Neubauer und Alain Frei (von links).
    Comedian Michael Mittermeier (Zweiter von links) mit den Gästen der ersten Ausgabe von „Find The Liar, Mittermeier“: Wigald Boning, Christine Neubauer und Alain Frei (von links). Foto: BR/Constantin Entertainment/Benedikt Müller

    Herr Mittermeier, in Ihrer neuen Sendung „Find The Liar, Mittermeier“ (Finde den Lügner, Mittermeier) spielen Sie eine Art menschlichen Lügendetektor. Wie haben Sie sich diese Kompetenz angeeignet?
    Michael Mittermeier: Na ja, ich bin so eine Mischung aus Columbo, Impro-Comedian und Talkshow-Moderator. Das ist die perfekte Voraussetzung. Ich habe ja auf Bühnen schon viele Geschichten erzählt, die auch mal gelogen waren, obwohl die Wahrheit oft absurder ist als die Lüge. Die irrsten Dinge, von denen die Menschen glauben, dass sie nicht stimmen, sind meistens wahr. Das ist auch der Reiz der neuen Sendung. Ich hatte wirklich einen Riesenspaß, denn ich habe echt krasse Storys gehört. Ich habe dann auch hier und da daneben gelegen, weil die Gäste so glaubhaft waren. In einer Sendung habe ich aber wirklich alle Geschichten richtig getippt. Da war ich dann sehr stolz. Denn im Grunde meines Herzens bin ich ein Rätsler und Quizzer.

    In der Show sind drei Prominente dabei, die Ihnen Geschichten erzählen, eine ist wahr und eine falsch.
    Mittermeier: Schon vor längerer Zeit wurde das Konzept an mich herangetragen. Ich fand das sofort geil. Denn immer, wenn man etwas in drei Sätzen erklären kann, versteht es auch jeder. Das ist Spiel, Spaß, Spannung. Ich wusste auch nicht, wer alles als Gast kommt. Und die mussten alle Geschichten mitbringen, die sie nicht schon in 20 Talkshows erzählt hatten. Denn sonst wäre es total langweilig.

    Wigald Boning berichtet beispielsweise, dass er in Japan einen Hit habe und ein gnadenlos schlechter Autofahrer sei. Christine Neubauer sagt, dass sie in St. Paulis verruchter Herbertstraße sich wie eine Prostituierte testweise in einem Glaskasten angeboten habe oder bei Gaultier über den Laufsteg gelaufen sei. Das sind schon sehr überraschende Geschichten, oder? Wie werden die Prominenten recherchiert, dass die auch tatsächlich solche speziellen Geschichten zu bieten haben?
    Mittermeier: Ich feiere tatsächlich die Produktionsfirma, die einen unfassbar guten Job gemacht hat. Ich selbst hatte im Vorfeld einfach gar nichts zu tun. Hier musste ich mich während der Aufzeichnungen nur auf die Geschichten einlassen. Es sind zuvor Leute angeschrieben worden, von denen man sich erhoffte, dass sie so etwas Besonderes erzählen können oder auch welche, die eine Verbindung zu mir haben. Hannes Ringlstetter beispielsweise hat zu mir gesagt: „Mensch Oida, wir sind so viele Nächte schon zusammengesessen. Es hätte sein können, dass ich mich schlichtweg nicht mehr erinnere, dir das nach ein paar Bier schon erzählt zu haben.“ Ich war am Ende selbst überrascht, wie großartig die Besetzung war: Uschi Glas, Max Mutzke, Annette Frier und viele mehr. Ich hoffe, dass die Sendereihe fortgesetzt wird.

    Woran erkennen Sie, ob jemand lügt oder nicht?
    Mittermeier: Da gibt es keine pauschale Antwort. Ich habe in der Sendung gemerkt, dass es oft nur ein Gefühl ist, weil bestimmte Informationen nicht zusammenpassen. Trotzdem lag ich öfter daneben. Man muss in jedem Fall genau zuhören. Es war echt spannend.

    Wissen Sie, dass der Mensch durchschnittlich 120-mal am Tag lügt?
    Mittermeier: Das habe ich mal irgendwo gelesen. Das ist mehr, als man denkt. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das jeden Tag zusammenbringe. Aber vielleicht lügen wir uns inzwischen selbst so an, dass wir gar nicht mehr merken, wenn wir lügen.

    Schwindeln Sie tatsächlich gerne mal oder halten Sie sich strikt an die Wahrheit?
    Mittermeier: Natürlich schwindele ich auch ab und zu – logisch! Wenn es fürs Große und Ganze gut ist, dann scheue ich mich da nicht davor. Das kann man tolerieren, glaube ich.

    Na ja, der gute alte Immanuel Kant hat die Auffassung vertreten, dass es selbst bei Gefahr für Leib und Leben kein Recht auf eine Lüge gibt, also auch nicht auf eine Notlüge. 
    Mittermeier: Aber das war ja gelogen vom Immanuel.

    Könnte sein. Reden wir Tacheles, Herr Mittermeier: Was war Ihre gemeinste Lüge?
    Mittermeier: Die verrate ich hier nicht.

    Und die netteste Lüge?
    Mittermeier: Weiß nicht. Worin ich jedenfalls gut bin: Wenn ich ein neues Programm auf den Weg bringe, dann probiere ich das auf der Bühne aus und tue so, als hätte ich schon ein mehr oder weniger fertiges Konzept. Das stimmt aber meistens nicht. Aber ich bin sehr gut darin, diesen Fake zu überspielen, denn ich muss die Leute ja unterhalten. Und ich kann gut improvisieren. Für mich ist dieser selbst geschaffene Druck bestens, denn er hält mein Programm frisch.

    Lügen ist ja eine Sünde. Gehen Sie selbst ab und zu zum Beichten, um sich dieser Sünden zu entledigen oder haben Sie das zumindest früher als Bub gemacht?
    Mittermeier: Ganz früher war ich schon beim Beichten. Ich kann mich erinnern, damals habe ich ab und zu bei den Jugendlichen mitgeraucht. Und ich habe das meinen Eltern nicht nur verschwiegen, sondern sie auch angelogen. Aber für jede Zigarette, die ich geraucht habe, habe ich freiwillig zehn Vaterunser gebetet. Das Problem war, und das ist nicht gelogen, dass ich das Rauchen bald wieder aufgehört habe, weil mir das Beten zu zeitaufwändig war. Außerdem hat mir das Rauchen nicht geschmeckt.

    Derzeit haben „alternative Fakten“ Konjunktur. Was halten Sie davon?
    Mittermeier: Es gibt ja einen Spruch des künftigen US-Vize-Präsidenten JD Vance, der gesagt hat, als Trumps Lüge entlarvt wurde, Immigranten würden Hunde und Katzen der Amerikaner essen: „Wenn ich Geschichten konstruieren muss, um auf das Leiden des amerikanischen Volkes hinzuweisen, werde ich das tun.“ Mehr geht nicht, oder? Die Wahrheit trägt wohl für längere Zeit Trauer.

    In der Bibel wird der Teufel als „Vater der Lüge“ bezeichnet. Als was würden Sie einen wie Donald Trump, den „Vater der alternativen Fakten“, bezeichnen?
    Mittermeier: Er ist ja nicht der Vater der alternativen Fakten, er hat nur das Lügen perfektioniert. Es gilt ja bei ihm die Devise: Erzähle die Lüge 20-mal, dann glauben sie die Leute. Trump ist ein notorischer Lügner, der null Schamgefühl hat. Das ist krass!

    Haben Sie in diesem Gespräch gelogen?
    Mittermeier: Nein, bisher nicht.

    Zur Person

    Michael Mittermeier, 1966 im oberbayerischen Dorfen geboren, hatte seinen Durchbruch als Comedian 1996 mit seinem Programm „Zapped“. „Find The Liar, Mittermeier“ ist donnerstags um 22 Uhr im BR Fernsehen zu sehen. In der ARD Mediathek sind bereits alle Folgen abrufbar.

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