Zehntausende Touristen sollen aus dem von Hurrikan "Otis" verwüsteten Badeort Acapulco an der mexikanischen Pazifikküste ausgeflogen werden. Der Kontrollturm am internationalen Flughafen sei wieder funktionsfähig und erste Flugzeuge würden am Freitag in der Unglücksregion eintreffen, teilte die Regierung mit. Vor allem gestrandete Urlauber sollten über die Luftbrücke ausgeflogen werden, aber auch Bewohner von Acapulco könnten die zerstörte Stadt verlassen. Über den Militärflughafen sollten darüber hinaus Lebensmittel und Trinkwasser in die Region gebracht werden.
Präsident Andrés Manuel López Obrador versprach der stark vom Tourismus abhängigen Region rasche Unterstützung. "Wir müssen Acapulco so schnell wie möglich wieder auf die Beine helfen", sagte der Staatschef bei seiner täglichen Pressekonferenz.
Unterdessen wurden die Aufräumarbeiten in Acapulco und den umliegenden Gemeinden fortgesetzt. Tausende Soldaten und weitere Einsatzkräfte waren im Einsatz, um umgestürzte Bäume und Trümmer beiseite zu schaffen und die Straßen wieder passierbar zu machen. Insgesamt waren 17.500 Soldaten und Mitglieder der Nationalgarde im Einsatz. Bei dem heftigen Sturm kamen mindestens 27 Menschen ums Leben, vier weitere galten als vermisst.
Böen von bis zu 330 Stundenkilometer
"Otis" war als Hurrikan der höchsten Stufe 5 in der Nacht zum Mittwoch mit anhaltenden Windgeschwindigkeiten von fast 270 Kilometern pro Stunde und Böen von bis zu 330 Stundenkilometern auf die Küste getroffen. In nur zwölf Stunden war er von einem Tropensturm zu einem extrem gefährlichen Hurrikan heraufgestuft worden. Über Land verlor er dann an Kraft und löste sich schließlich auf.
Der Sturm riss Fassaden von Häusern und ließ Fensterscheiben bersten. Strom, Telefon und Internet fielen großflächig aus. In Acapulco konnten sich viele Menschen nur zu Fuß durch die überschwemmten und von Trümmern blockierten Straßen fortbewegen. Auch in umliegenden Ortschaften richtete der Wirbelsturm schwere Schäden an. Medienberichteten zufolge kam es zu zahlreichen Plünderungen in Supermärkten und anderen Geschäften.
Acapulco ist bekannt für seine Klippenspringer und Luxushotels. Auch bei Low-Budget-Touristen ist das Urlaubsziel beliebt. Einst stieg dort der internationale Jetset ab. Wegen der grassierenden Gewaltkriminalität kamen zuletzt allerdings immer weniger Touristen aus dem Ausland. Heute verbringen dort vor allem die Bewohner von Mexiko-Stadt ihre Ferien oder langen Wochenenden.
95 Prozent der touristischen Infrastruktur zusammengebrochen
In Acapulco sei 95 Prozent der touristischen Infrastruktur zusammengebrochen, sagte der Präsident des mexikanischen Hotellerieverbandes (AMHM), Javier Saldívar, der Zeitung "Milenio". Schätzungen zufolge könnte "Otis" wirtschaftliche Schäden in Höhe von 15 Milliarden US-Dollar angerichtet haben. Saldívar forderte einen strategischen Plan der Regierung, um den Sektor wieder aufzubauen. "83 Prozent der Einnahmen im Bundesstaat Guerrero hängen vom Tourismus ab. Jetzt sind Hotels, Restaurants, Bars, Diskotheken und Einkaufszentren zerstört worden", sagte der Verbandspräsident. "Wir wollen keine Geschenke, aber Unterstützung."
(dpa)