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MeToo: Kevin Spacey ist auch vor Gericht zu Scherzen aufgelegt

MeToo

Kevin Spacey ist auch vor Gericht zu Scherzen aufgelegt

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    Für den US-Schauspieler Kevin Spacey geht es vor Gericht um alles.
    Für den US-Schauspieler Kevin Spacey geht es vor Gericht um alles. Foto: Aaron Chown, PA Wire/dpa

    Kevin Spacey liebt den großen Aufritt. Am Mittwoch erschien er jedoch extra früh vor dem Gericht in London, vermutlich um einigen Journalisten zu entgehen. Gelungen ist ihm dies nicht. Als er in einem dunkelblauen Anzug am Morgen beim Southwark Crown Court in Begleitung seines Teams erschien, hatten sich dort schon dutzende Kamerateams versammelt. Im Gerichtssaal Nummer eins, wo Boris Becker im vergangenen Jahr zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt worden war, nahm er schließlich Platz. Er wirkte cool, schaute sich neugierig um.

    Doch die Anschuldigungen gegen ihn wiegen schwer: Spacey wird unter anderem sexuelle Nötigung in mehreren Fällen vorgeworfen. Der 63-Jährige sieht sich mit einem Dutzend Klagen in Bezug auf Vorfälle konfrontiert, die sich in den Jahren 2001 bis 2013 in Großbritannien ereignet haben sollen. In der Anklageschrift ist von sexuellen Berührungen und von Veranlassung zur Penetration einer Person ohne Zustimmung die Rede. 

    Kevin Spacey bestreitet vor dem Londoner Gericht die Taten

    Knapp zehn Minuten verlas das Gericht die einzelnen Punkte der Jury. Spacey bestreitet die Taten. In den Pausen gab er sich gut gelaunt und scherzte. Mit im Gerichtssaal war auch Evan Lowenstein, sein Manager und bester Freund. Spacey kann den Beistand gebrauchen. Schließlich geht es für ihn um alles: Wird er in London schuldig gesprochen, droht ihm eine Gefängnisstrafe. Das Verfahren soll mindestens vier Wochen dauern. Die ersten Zeugenaussagen werden am kommenden Montag erwartet. Es wird ein aufwendiges Verfahren werden, mit vielen Details.

    Spacey lebte über zehn Jahre in Großbritannien und war von 2004 bis 2015 künstlerischer Leiter des Old Vic Theatre in London. Dort kam es 2017 zu zahlreichen Beschwerden wegen unangemessenen Verhaltens des US-Amerikaners. Vor Gericht werden ihm nun fünf sexuelle Übergriffe auf drei verschiedene Männer in den Jahren 2005 bis 2013 vorgeworfen. Sieben weitere Anklagepunkte beziehen sich auf einen vierten Mann.

    Ein Verfahren gegen Spacey in New York endete mit einem Freispruch

    Die in dem Gerichtsverfahren formulierten Anschuldigungen gegen Spacey sind nicht die ersten dieser Art. Schauspieler Anthony Rapp behauptete im Jahr 2017, dass der Oscar-Preisträger in den 80er Jahren versucht haben soll, ihn zu verführen. Rapp war damals 14 Jahre alt. Hierzu wurde 2020 ein Zivilverfahren gegen Spacey in den USA eröffnet.

    Gegenüber der Zeit umriss Spacey jene Tage im Oktober 2017 als eine Zeit, „als die Kacke am Dampfen war“. Das Verfahren endete im Oktober 2022 in New York mit einem Freispruch. Zwei weitere Verfahren in den USA wurden eingestellt. In einem Fall, weil das Opfer starb; im anderen, weil der Hauptbelastungszeuge nicht mehr aussagen wollte.

    Sollte Spacey auch in London freigesprochen werden, hofft der 63-Jährige auf ein berufliches Comeback. Im Januar bekam er im Nationalen Filmmuseum Turin den „Stella della Mole Award“ verliehen für sein Lebenswerk. Der Zeit sagte er: „Die Medien haben mich zu einem Monster gemacht, aber von den Menschen erfahre ich nichts als Zuneigung.“

    Spacey ist einer der berühmtesten Schauspieler, die im Zusammenhang mit MeToo wegen sexualisierter Gewalt angeklagt wurden. Er verlor infolge der Anschuldigungen seine Rolle bei der erfolgreichen Netflix-Serie „House of Cards“. Auch am dortigen Dreh-Set hatten ihm Crewmitglieder sexuelle Belästigungen vorgeworfen. Als ein Polizist im Gerichtssaal Spacey am Mittwoch aus dem Glaskasten entließ, scherzte der Oscar-Preisträger mit ihm. Dann verließ er den Southwark Crown Court ohne Auflagen und damit als freier Mann. Ob dies so bleibt, wird sich zeigen.

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