Ausgerechnet Prinz Harry - der Frauenschwarm, der Medienmann, Liebling der britischen Yellow Press - appelliert an die Medien. Lasst meine Freundin Meghan Markle in Ruhe! - Die Botschaft, am Dienstag vom Kensington Palast hochoffiziell in die Welt posaunt, ist beinahe ein Flehen. Es ist der verzweifelte Hilferuf eines Royals. In aller Öffentlichkeit bekennt die Nummer Fünf in der britischen Thronfolge ihre Ohnmacht. "Cri de coeur", nennt das die sonst eher zurückhaltende BBC - Schrei des Herzens.
Prinz Harry: Reporter wollten angeblich in Meghan Markles Wohnung einsteigen
"Eine Grenze ist überschritten", schreibt der Palast. Von "Schmähung und Belästigung" durch die Journaille ist die Rede, "von rassistischen Untertönen" gegenüber der US-Schauspielerin bis zu offenem "Sexismus und Rassismus" in sozialen Medien. Ganz nebenbei bestätigt die Nummer Fünf der britischen Thronfolge damit offiziell die Beziehung zu der 35-Jährigen mit afro-amerikanischer Abstammung. Meghan Markle ist Schauspielerin, sie spielt unter anderem in der Serie "Suits" mit.
Wie eine Bombe schlägt das Statement des Kensington Palace im medialen London ein. Reporter hätten versucht, illegal in die Wohnung Markles einzudringen, Bestechungsgelder seien geboten worden, heißt es. Nicht die US-Wahl, nicht der Krieg in Syrien sind an diesem Dienstag das Topthema der Stunde. Spekulationen über die Affäre des Prinzen mit der drei Jahre älteren Frau blühen zwar schon seit Tagen, doch an diesem Dienstag rückt selbst die hochseriöse BBC das Flehen des Prinzen zeitweilig ganz nach oben.
Der Protest des Palasts ist eine Rarität, doch was zugleich auffällt, ist die Vorsicht des Vorgehens: Ross und Reiter der medialen Ausfälle werden nicht genannt. Kein konkreter Zeitungsartikel, kein Name eines Blattes ist zu lesen.
Medien schreiben, Meghan Markle sei nicht fit für die Royals
Es dürften einige Artikel sein, die dem Prinzen sauer aufgestoßen sind. "Prinz Harrys neue Flamme ist eine "soziale Aufsteigerin", die "nicht fit für die Royals ist"", zitiert etwa The Sun eine Halbschwester der Schauspielerin. Die Erwählte sei geistig "flach", eine "pushy diva" sei sie - eine aufdringliche Diva, mit einem Hang zu "Ginger", zu Rothaarigen also. Die Daily Mailmachte sich auf zur Ahnenforschung, spürte Markles Herkunft bis zu schwarzen Sklaven nach. Die schlimmsten Gemeinheiten gab es wohl in den sozialen Medien.
Hilflos meint der Palast deswegen: "Prinz Harry ist über Frau Markles Sicherheit besorgt und tief enttäuscht, dass er sie nicht beschützen kann." Jetzt hoffe er auf Einsicht, auf Fairness der Presse. Und ganz nebenbei kommt raus: Das Paar kennt sich bereits einige Monate.
Die Royals und die Medien - ein langes, ein schwieriges, ein schmerzhaftes Kapitel. Gerade Harry, das rothaarige Raubein, das einstige enfant terrible des Königshauses, kann ein Lied davon singen. Als er 20 war, prügelte er sich mit einem Paparazzo vor einem Londoner Nachtclub, vor ein paar Jahren kursierten Nacktfotos, die in einem Hotel in Las Vegas aufgenommen wurden.
Skandale um Prinz Harry
Auch Königliche Hoheiten treten mitunter ins Fettnäpfchen. Der britische Prinz Harry zeigt darin ein besonderes Talent.
Kriegsrhetorik: Nach knapp fünf Monaten Einsatz in Afghanistan sorgt Harry Anfang 2013 mit flapsigen Sprüchen für Empörung. Er habe das Zielen schon bei Computerspielen geübt, sagt er dem Sender BBC. «Ich glaube, meine Daumen können ganz nützlich sein.» Als Schütze in einem Kampfhubschrauber hatte er auch tödliche Schüsse abgegeben. Der britische «Guardian» taufte ihn ironisch «Killer Captain».
Nacktfotos: Ein US-Promiportal zeigt den Prinzen völlig entblößt im Internet. Er hatte im August 2012 an einer freizügigen Party in Las Vegas teilgenommen, ein Gast lichtete ihn dabei ab. Dass auch ein britisches Boulevardblatt die Bilder einer Warnung des Königshauses zum Trotz veröffentlicht, löst eine Diskussion über Pressefreiheit aus. Immerhin: Über Harrys nackten Po war ein Krönchen gedruckt.
Heißes Eisen: Im Januar 2009 bringen Presseberichte über rassistische Äußerungen Harrys das britische Königshaus in arge Bedrängnis. Beim Militär soll er einen Kameraden «Paki» genannt haben - ein Wort, das in Großbritannien abwertend für Pakistaner gebraucht wird. Der Prinz entschuldigt sich öffentlich. «Paki» sei als Spitzname gemeint gewesen.
Wiederholungstäter: Kurz danach geht es wieder um Rassismus: «Sie klingen gar nicht wie ein Schwarzer» soll Harry zu dem dunkelhäutigen Komiker Stephen Amos gesagt haben. Die Aussage fiel nach Medienberichten am Rande einer Show zum 60. Geburtstag von Prinz Charles. Anti-Rassismus-Verbände kritisieren die angebliche Äußerung. Ein Sprecher des Prinzen bestätigt sie nicht.
Schlüpfriges Pflaster: Im April 2006 feiert Harry den Abschluss seiner Offiziersausbildung ausgerechnet in einem Nackttanz-Lokal. Wie Boulevardmedien berichten, legt er vor den Augen anderer Absolventen der Militärakademie seinen Kopf zwischen die Brüste einer Stripperin.
Schlechter Geschmack: Ein Auftritt im Nazi-Kostüm löst internationale Empörung aus. Harry war Anfang 2005 mit einer roten Hakenkreuzbinde zu einer Kostümparty gekommen. Das Simon-Wiesenthal-Zentrum nennt sein Verhalten «beschämend». «Dieses Kostüm war schlecht gewählt, und ich entschuldige mich», teilt der Prinz schriftlich mit.
Doch auch an die dunkelste Stunde in der Beziehung zwischen den Royals und den Medien wird erinnert: Die hochseriöse Nachrichtenagentur Press Association (PA) erinnert an die tragische Nacht im August 1997, als Harrys Mutter Diana mit ihrem Liebhaber Dodi Al-Fayed im Auto durch Paris raste und beide tödlich verunglückten. Das Liebespaar wurde damals von Paparazzi auf Motorrädern verfolgt.
Heiraten Prinz Harry und Meghan Markle? Buchmacher nehmen Wetten an
Doch hilft der Aufschrei des Prinzen? Wird er etwas ändern im Verhältnis von Royals und Medien? Wohl kaum, meint ein Experte der BBC - es sei einfach zu viel Geld im Spiel.
Allerdings, es gibt auch eine andere Botschaft an diesem Dienstag. Das meinen zumindest die Buchmacher von Ladbrokes. Es müsse sich um echte Liebe handeln, wenn Harry und der Palast sich zu einem solchen Statement entschließen, heißt es dort. Die Buchmacher nehmen schon Wetten an, ob Harry und die Schöne vor den Altar treten. Die Chancen stehen angeblich 5:4. dpa