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Medienunternehmer: Italien streitet über den richtigen Umgang mit Silvio Berlusconi 

Medienunternehmer

Italien streitet über den richtigen Umgang mit Silvio Berlusconi 

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    Silvio Berlusconi war zu Lebzeiten als Unternehmer und Politiker hochumstritten – und ist das nach seinem Tod noch immer.
    Silvio Berlusconi war zu Lebzeiten als Unternehmer und Politiker hochumstritten – und ist das nach seinem Tod noch immer. Foto: Antonio Calanni, AP/dpa (Archivbild)

    Nun können sich die Italienerinnen und Italiener ihren Berlusconi auf Briefe und Postkarten kleben. Seit dieser Woche verkauft die italienische Post eine Gedenkbriefmarke für den viermaligen italienischen Ministerpräsidenten. Berlusconi, der im Juni 2023 starb, wäre am Sonntag 88 Jahre alt geworden. 

    Auf der Briefmarke mit dem Wert von 1,25 Euro ist der umstrittene Politiker und Medienunternehmer ganz als Staatsmann abgebildet. Berlusconi trägt schwarzes Jackett, Krawatte, sein Haar ist noch recht füllig. Hinter ihm sind die italienische und die europäische Flagge zu sehen. „Silvio Berlusconi 1936-2023“ steht neben seinem Konterfei. Die Briefmarke hat eine Auflage von 350.000 Exemplaren.

    Die Regierung von Giorgia Meloni hatte im April die Gedenkbriefmarke angekündigt

    Als die Regierung von Giorgia Meloni im April die Gedenkbriefmarke angekündigt hatte, war der Protest erheblich. „Hier wird einem Steuerbetrüger eine Briefmarke gewidmet“, kritisierte Marco Travaglio, Chefredakteur der Zeitung Il fatto quotidiano. Das Blatt steht der Antisystem-Partei Fünf-Sterne-Bewegung nahe. „Allein im Mediaset-Prozess betrog er den Staat um 368 Millionen Dollar“, fügte der Journalist hinzu und meinte: „Es gibt kein seriöses Land, das einem Steuerbetrüger eine Briefmarke widmet.“ 

    Berlusconi war 2013 in letzter Instanz zu vier Jahren Haft wegen Steuerbetrugs verurteilt worden. Aufgrund seines damals bereits hohen Alters musste der Unternehmer die Haft nicht antreten, sondern leistete die Strafe mit Sozialarbeit ab. Der Kassationsgerichtshof hatte außerdem festgehalten, der spätere Ministerpräsident, wegen seiner Bunga-Bunga-Feste internationaler Belustigung und Empörung ausgeliefert, habe über 20 Jahre hinweg bis 1992 die sizilianische Mafia-Organisation Cosa Nostra finanziert. Im Gegenzug sollen Berlusconi und seine Familie Schutz vor Entführungen erhalten haben. Vermutlich trug Berlusconi mit der Finanzierung auch zum Aufstieg der Mafia bei. Sein enger Vertrauter Marcello dell‘Utri kam wegen Mafia-Mitgliedschaft für sieben Jahre hinter Gitter. Berlusconi wurde freigesprochen – und vererbte seinem Freund später 30 Millionen Euro.

    Diese Umstände spielen nun auch in der Umbenennung des großen Mailänder Flughafens Malpensa in „Aeroporto Silvio Berlusconi“ eine Rolle. Die Entscheidung wurde im Schnellverfahren von der Regierung Meloni durchgezogen, nur 13 Monate nach dem Tod des Medienmoguls. Es war Verkehrsminister Matteo Salvini (Lega), der die Initiative zur Umbenennung beschleunigt hatte. Mehr als 100.000 Menschen protestierten mit einer Unterschriftensammlung. 

    Verkehrsminister Salvini spricht Berlusconi direkt an

    Jetzt entschied der sozialdemokratisch dominierte Mailänder Stadtrat, die Umbenennung vor dem Verwaltungsgericht anzufechten. Auch die umliegenden Gemeinden wollen sich an der Beschwerde beteiligen. „Der Stadtrat und die anderen Stadtverwaltungen der Region werden nicht tatenlos zusehen, wie Salvini und die Regierung Meloni eine groteske und unnötige Spaltung herbeiführen“, sagte Pierfrancesco Majorino, Vorsitzender der Mitte-Links-Partei Demokraten in der Lombardei. 

    Verkehrsminister Salvini sprach den Betroffenen anlässlich seines Geburtstags am Sonntag auf der Plattform X persönlich an: „Schändlich beharrt die Linke darauf, dein Andenken zu beschmutzen und anzugreifen. Wir erinnern uns an dich wie die Mehrheit der Italiener, die dich lieb hatte. Alles Gute zum Geburtstag, Silvio. Du bist immer mit uns.“

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