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Medien: "Sexist Man Alive": "Emma" verleiht Schmähpreis an Sascha Lobo

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"Sexist Man Alive": "Emma" verleiht Schmähpreis an Sascha Lobo

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    Sascha Lobo ist ein gefragter Gast in Talkshows oder auf Medienkonferenzen.
    Sascha Lobo ist ein gefragter Gast in Talkshows oder auf Medienkonferenzen. Foto: Britta Pedersen, dpa (Archivbild)

    Sascha Lobo, der meinungsfreudige Internet- und Welterklärer, wird beim Lesen wahrscheinlich seine Finger geknetet und überlegt haben, was er antworten wird. So, wie er es in Talkshows macht, in denen der Spiegel-Kolumnist ein gern gesehener, da teils unerbittlich kritisierender Gast ist. Am Montag zeichnete ihn Alice Schwarzers feministisches Frauenmagazin Emma also als „THE SEXIST MAN ALIVE“ 2022 aus, und dass hier ein „e“ fehlt und es nicht „sexiest“ heißt, ist selbstverständlich gewollt. Lobo wurde schließlich nicht für sein Markenzeichen, den roten Irokesenschnitt, gewürdigt, sondern für sein angeblich frauenfeindliches Verhalten.

    Es geht um seinen Auftritt in der NDR-Sendung "deep und deutlich"

    In einem Text, der den Ton einer polemischen Abrechnung gegen eine „Berliner Blase und woke Möchtegern-Meinungsmeier“ anschlägt, wird dem despektierlich „Poeten vom Prenzlauer Berg“ genannten Lobo vor allem sein Auftritt in der NDR-Sendung „deep und deutlich“ im April vorgehalten. In der sollte Huschke Mau – Aktivistin und Autorin – erzählen, wie sie von einem Zuhälter dazu gebracht worden war, sich zu prostituieren. Zu Beginn der noch in der Mediathek abrufbaren Sendung sagt sie, die Bordelle seien voll von traumatisierten Frauen oder von welchen, die aus Kriegs- oder Krisensituationen dorthin gekommen seien. Man beute sie sexuell aus und manche überlebten das nicht. Sexarbeit sei kein Job wie jeder andere.

    So viel habe sie dann aber gar nicht von ihrer Geschichte und ihrem politischen Handeln erzählen können, kritisierte unter anderem das Medienmagazin Übermedien später. Stattdessen sei sie in eine Situation geraten, „in der sie sich und ihre Position gegen das Halbwissen anderer verteidigen musste“. Gemeint war damit insbesondere Lobo, der mit seiner Frau zu Gast war. Er hatte Mau teilweise vehement widersprochen und gegen ein Verbot von Prostitution argumentiert, da sich die Situation der Frauen dadurch verschlechtere. Dass Mau nach einer halben Stunde zutiefst verärgert das Studio verließ, bedauerte Lobo. Aus Emma-Sicht habe er sich zum Prostitutions-Experten aufgeschwungen, der Mau ihr Leben erkläre. Vieles wisse er, der „Feminist:in“, besser als die Frauen.

    Lobo kann sich nun in eine bemerkenswerte Männerriege einreihen

    Lobo reagierte auf Text wie Schmähpreis schnell und verbreitete auf Twitter am Vormittag eine Podcast-Folge, in der er sich im Mai mit „Alice Schwarzers Lumpen-Pazifismus“ auseinandersetzte – anlässlich ihrer Positionierung zum Ukraine-Krieg. Dem Spiegel sagte er, der Podcast habe wohl auch eine Rolle bei der Preisverleihung gespielt.

    Er sei Feminist, vertrete offensichtlich aber einen anderen Feminismus als Schwarzers Zeitschrift. Seine Position zur Prostitution jedenfalls sei „zu 100 Prozent deckungsgleich etwa mit dem Deutschen Frauenrat oder der Diakonie“.

    Sascha Lobo kann sich mit dem „Sexist“-Titel der Emma nun in eine bemerkenswerte Männerriege einreihen – als Nachfolger des Rappers Kollegah, des FDP-Spitzenpolitikers Christian Lindner und von Papst Franziskus.

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