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Medien: Böhmermann fordert neues Apothekenlogo – das alte sei "ein Nazizeichen"

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Böhmermann fordert neues Apothekenlogo – das alte sei "ein Nazizeichen"

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    Das in Deutschland verwendete Logo für Apotheken: Ein rotes Fraktur-A mit der Äskulap-Schlange und einer Giftschale.
    Das in Deutschland verwendete Logo für Apotheken: Ein rotes Fraktur-A mit der Äskulap-Schlange und einer Giftschale. Foto: Hauke-Christian Dittrich, dpa

    In ihrer neuesten Folge des Podcasts "Fest und Flauschig" sprechen Jan Böhmermann und Olli Schulz über das Logo der deutschen Apotheken: Das rote Fraktur-A mit der Äskulapschlange und der Giftschale. Und mal wieder ist es dem Komiker damit gelungen, eine Debatte anzustoßen.

    Böhmermann erklärt im Podcast, er sei auf das Thema gestoßen, weil in fast allen anderen Ländern Europas Apotheken mit einem grün leuchtenden Kreuz gekennzeichnet würden. In Deutschland nicht. Wie Böhmermann herausfand, wurde das rote Logo 1936, zur Zeit des Nationalsozialismus, eingeführt. Und er erzählt auch, wie das rote Apotheken-A zustande kam: Jahre davor hätten sich verschiedene Apothekerverbände für ein einheitliches Logo eingesetzt, um Apotheken eindeutig kenntlich und von Drogerien unterscheidbar zu machen. Gegen Ende der 20er Jahre versuchte man sich erstmals an einem einheitlichen Logo. Laut Deutschem Apotheken-Museum, von dem Böhmermann seine Informationen teilweise habe, stellte zum Beispiel die Handelsgesellschaft Deutscher Apotheker im September 1929 ein kreuzförmiges weißes Leuchtschild mit Schale, Äskulap-Schlange und rotem "Apotheke"-Schriftzug vor. Daneben gab es andere Entwürfe dieser Zeit. Gegen das davor bereits länger verwendete weiße Kreuz auf rotem Grund sprach, dass es der Schweizer Nationalflagge zu ähnlich sah.

    Die Nazis ergänzten das Logo nachträglich um eine "Lebensrune"

    Danach habe es Ausschreibungen und verschiedene Wettbewerbe gegeben. Bei einem Wettbewerb der Fachzeitschrift für Kundenwerbung in der Apotheke Verunda wurde der Entwurf des Künstlers Richard Rudolf Weber, eine Arzneiflasche mit drei schräg davor platzierten Löffeln auf einem grünen Dreieck und in einem Kreis, ausgewählt. Sie sollten für das Motto "dreimal täglich" der Arzneieinnahme stehen, erklärt das Museum auf seiner Website. Da dieses damals moderne Logo im Stil der Neuen Sachlichkeit den Nazis später aber missfallen habe, habe der Reichsapothekerführer Albert Schmierer 1936 einen Wettbewerb ausgerufen, sagt Böhmermann im Podcast. Der Grafiker Paul Weise gewann mit dem roten Fraktur-A, das heute noch Apotheken kennzeichnet, mit einem weißen Kreuz. Das hätten die Nationalsozialisten nachträglich durch eine "Lebensrune", ein germanisches Schriftzeichen, ersetzt. Dieses Apothekenzeichen habe Schmierer als Aluminiumschild an alle Apotheken schicken lassen.

    Der Grafiker Weise habe später zeitweise Berufsverbot bekommen, weil er sich von seiner jüdischen Frau nicht trennen wollte. Nach dem Krieg hätte man die Rune durch die Schlange und den Kelch ersetzt. "Aber im Grunde genommen ist das eigentlich immer noch ein Nazizeichen, was da dranhängt an Deutschen Apotheken", sagt Böhmermann. Sein Appell an die Apothekerinnen und Apotheker: Ein anderes Logo zu suchen.

    Das Deutsche Apotheken-Museum erklärt auf seiner Website: "Erst Ende der 1940er Jahre unternahm man einen neuen Anlauf für ein einheitliches Apotheken-Logo." Ein neues Symbol wurde diskutiert, bis man sich 1951 für das heute gültige rote „A“ entschied und die neue Kombination mit Arzneikelch und Schlange vorstellte.

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