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Mallorca Proteste: Einheimische vs. Massentourismus-Eskalation

Spanien

Die Wut der Mallorquiner auf die Touristen wächst

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    Im Sommer ist es an Mallorcas Stränden voll. In diesem Jahr erwartet die Insel einen neuen Touristenrekord.
    Im Sommer ist es an Mallorcas Stränden voll. In diesem Jahr erwartet die Insel einen neuen Touristenrekord. Foto: Clara Margais, dpa

    Mit immer neuen Aktionen protestieren Einheimische auf der spanischen Ferieninsel Mallorca gegen die Auswüchse des Massentourismus. In diesen Tagen verteilten Aktivisten sogar falsche „Strafzettel“ über 300 Euro an Urlauber, die mit ihren Mietwagen in der Umgebung der kleinen romantischen Bucht Cala Varques geparkt hatten. Der Traumstrand, der früher einmal ein Geheimtipp war, liegt in einem Naturschutzgebiet und ist im Sommer überfüllt. Mangels ausreichender Parkplätze werden der schmale Zufahrtsweg zur Bucht, Grundstückseinfahrten von Anwohnern und sogar die Fahrbahnränder der zwei Kilometer entfernten Küstenstraße zugeparkt. Verbotsschilder, Absperrpfosten und gelbe Linien, die ebenfalls ein Parkverbot signalisieren, werden ignoriert. Die Polizei hat es längst aufgegeben, gegen den täglichen Verkehrskollaps vorzugehen.

    Deswegen griff eine Bürgerinitiative aus der Inselstadt Manacor, in deren Gemeindegebiet die Bucht liegt, nun zur Selbsthilfe und klemmte die imitierten Bußzettel hinter die Scheibenwischer. „Strafe – wegen Massenauftriebs” stand über dem inoffiziellen Knöllchen. Und darunter: „Angezeigter Tatbestand: Wegen der Tourismus-Monokultur, die Sie konsumieren, sind eine Million Einwohner gezwungen, prekär auf einer Insel ohne Zukunft zu leben.”

    Die Inselbewohner fühlen sich an den Rand gedrängt

    Hintergrund ist, dass sich die Inselbewohner von den wachsenden Urlaubermassen an den Rand gedrängt fühlen. Der Tourismus hat die Wohnungsnot verschärft, weil zunehmend Wohnraum in Ferienunterkünfte verwandelt wird. Zudem beklagen die Einheimischen, dass Strände, Städte und Straßen überfüllt seien. Und dass am Boom vor allem Reisekonzerne, Hoteliers und Gastronomen verdienen, aber die Löhne kaum den gesetzlichen Mindesttarif von 1134 Euro brutto übersteigen.

    Auf den Fake-Strafzetteln war zudem ein QR-Code aufdruckt, der bei den betroffenen Urlaubern für einen weiteren Schrecken sorgte: Denn nach dem Scannen des Codes wurde auf dem Handy-Bildschirm ein Hackerangriff simuliert. Und zwar mit dem Hinweis, dass Viren installiert, Hotel-Reservierungen gecancelt, der Rückflug geändert und Fotos gelöscht worden seien. Auch das war eine erfundene Nachricht, der ein Protestmanifest folgte, in dem die „Zerstörung des Territoriums” beklagt wurde.

    Von Jahr zu Jahr verschärfen sich die Proteste auf Mallorca

    In einer Erklärung stellte die Bürgerinitiative namens Caterva klar, dass sich ihre kuriose Protestaktion nicht gegen die einzelnen Touristen richte, sondern gegen die Untätigkeit der politisch Verantwortlichen. „Wir wollen, dass die Urlauber über dieses Unbehagen der Mallorca-Bewohner Bescheid wissen.”

    Von Jahr zu Jahr verschärfen sich die Proteste auf der Insel Mallorca, die in 2024 einen neuen Touristenrekord erwartet. Jede Woche gibt es derzeit auf der meistbesuchten Urlaubsinsel Europas Demonstrationen. Im Juni hatten mehrere hundert Mallorquiner die im Inselsüden liegende Traumbucht Caló des Moro besetzt, um darauf aufmerksam zu machen, dass die Insel an ihre Grenzen gekommen ist. Das Naturparadies Mallorca sei in Gefahr. Caló des Moro ist wie die Cala Varques eine jener romantischen Buchten, die jetzt im Sommer von Touristen buchstäblich überrannt werden. „So kann es nicht weitergehen”, riefen die Demonstranten.

    Ein neuer Höhepunkt der Protestwelle wird am kommenden Sonntagabend erwartet: 80 Bürgerinitiativen riefen zu einer Großdemo in Palma auf, bei der mit Tausenden Teilnehmern gerechnet wird. Schon im Mai hatten sich mehr als 10.000 Menschen unter dem Motto: „Mallorca ist nicht zu verkaufen“ in der Stadt versammelt.

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