Die Hoteliers sind geschockt: Ausgerechnet die Playa de Palma, der berühmteste und meistbesuchte Strand auf der spanischen Ferieninsel Mallorca, kann in diesem Jahr nicht mit der begehrten "blauen Flagge" werben. Der Grund: Die Playa de Palma, wichtigste Hochburg der deutschsprachigen Inselurlauber mit 40.000 Hotelbetten, erfüllte beim Testverfahren nicht die geforderten Ansprüche bei der Qualität des Badewassers. Mehrere Wasserproben wiesen in der vergangenen Urlaubssaison einen zu hohen Bakteriengehalt auf.
Die "blaue Flagge" wird jedes Jahr auf Antrag der Ferienorte von der globalen Umweltstiftung "Foundation for Environmental Education" (FEE) vergeben. Dafür müssen strenge Kriterien erfüllt werden. Dazu gehört nicht nur eine durchgehend exzellente Wasserqualität, sondern zum Beispiel auch ein absolut sauberer Strand, behindertenfreundliche Zugänge, Besuchertoiletten und die Anwesenheit von Rettungsschwimmern.
Doch nicht nur die 4,6 Kilometer lange Playa de Palma, die größtenteils zum "Ballermann"-Partyviertel in Palmas Ortsteil El Arenal gehört, muss dieses Jahr auf das internationale Gütesiegel verzichten. Auch die benachbarte kleine Bucht Cala Estància, die Teil des Palma-Stadtviertels Can Pastilla ist, geht in dieser Feriensaison leer aus. Und zwar ebenfalls, weil offenbar die Wasserqualität in Strandnähe nicht gut genug war.
Schuld soll die veraltete Kläranlage sein
Im Vorjahr hatte bereits ein weiterer Palma-Strand in der Nähe die Auszeichnung verloren. Und zwar die 750 Meter lange Playa Can Pere Antoni. In diesem Fall ist schon lange bekannt, dass dort gelegentlich Abwässer für Verunreinigungen sorgen. Vor allem, weil Palmas veraltete Kläranlage bei hohem Abwasserabkommen überfordert ist. Das führte in der Vergangenheit dazu, dass an manchen Tagen, zum Beispiel nach starken Regenfällen, die Kanalisation überlief und Fäkalien ungeklärt in die Bucht von Palma flossen.
Mangelnde Wasserqualität wurde nun auch der Playa de Palma zum Verhängnis: Im staatlichen Badewasserportal "Nayade" kann man sehen, dass am 16. Juni 2022, am 12. Juli 2022 und am 17. August 2022, also mitten in der Hochsaison, dortige Wasserproben einen sehr hohen Gehalt von Bakterien aufwiesen. Die Verschmutzung unter anderem durch Kolibakterien, die bei Menschen Infektionen auslösen können, war an einem der sieben Messpunkte an diesen Tagen so groß, dass die Behörden die Empfehlung abgaben, besser nicht zu baden. Am Strand von Can Pere Antoni gab es demzufolge Bakterienprobleme am 16. August und am 26. September.
Bei allen Tests in diesem Jahr war die Wasserqualität sehr gut
Die deutschsprachige Mallorca Zeitung berichtet, dass die Stadtverwaltung wegen der festgestellten Verunreinigungen freiwillig darauf verzichtet habe, sich im Jahr 2023 für die "blaue Flagge" an der Playa de Palma zu bewerben. Und das, obwohl diese alle anderen Bewertungskriterien hundertprozentig erfüllt habe. Laut der Inselzeitung führen die städtischen Wasserwerke die vorübergehend aufgetretene Verschmutzung nicht auf Fäkalien, sondern auf Sturzbäche zurück, die nach Wolkenbrüchen ins Meer geflossen seien.
Das Rathaus beruhigt die Badegäste zudem mit dem Hinweis, dass bei allen bisherigen Tests in diesem Jahr die Wasserqualität wieder "sehr gut" gewesen sei. Dies bestätigt auch ein Blick in das behördliche Wasserqualitätsportal "Nayade", in dem Einwohner und Touristen entsprechende Daten online nicht nur für alle Mallorca-Strände, sondern für ganz Spanien abrufen können.
Zudem versichert Palmas Stadtverwaltung, das Problem mit überbordenden Ab- und Schmutzwässern, das in den letzten Jahren immer wieder für Strandsperrungen sorgte, weitgehend gelöst zu haben. Die Stadt investierte zuletzt viel Geld in zusätzliche Rückhaltebecken und die Modernisierung der Kanalisation, um Verunreinigungen des Meeres zu vermeiden.
"Das Regenüberlaufbecken und der neue Abwasserkanal wurden im November 2022 in Betrieb genommen und werden künftig 90 Prozent der Strandsperrungen vermeiden", teilten die städtischen Wasserwerke mit. Zudem sei der Bau eines neuen Klärwerkes geplant, welches die Kapazität der alten Reinigungsanlage, die bereits 48 Jahre alt ist, verdoppeln werde.
Die Hoteliers fürchten derweil, dass die fehlende "blaue Flagge" an der Playa de Palma das Geschäft schädigen könnte. "Es ist fatal, dass wir die Fahne verlieren", sagt José Antonio Fernández, Chef des örtlichen Hotelverbandes. Er wirft den Politikern vor, die touristische Hochburg an der Playa de Palma zu vernachlässigen. "Welche Botschaft übermitteln wir an die Urlauber?" Schließlich komme in diesem Jahr auch die Aufstellung von Sonnenschirmen und Strandliegen nur langsam in Gang.