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Mai Thi Nguyen-Kim geht nicht in die Politik

"maiLab"

Wissenschaftsjournalistin klärt auf: Mai Thi Nguyen-Kim geht nicht in die Politik

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    Wissenschaftlerin Mai Thi Nguyen-Kim deutet in einem Video-Statement einen Einstieg in die Politik an.
    Wissenschaftlerin Mai Thi Nguyen-Kim deutet in einem Video-Statement einen Einstieg in die Politik an. Foto: Sven Hoppe, dpa

    "Ich mache mir Sorgen um die Zukunft unseres Landes", beginnt Mai Thi Nguyen-Kim ihr Youtube-Video, das den schlichten Titel "Statement" trägt. "Ich schaue mir das nicht länger einfach nur an", sagt sie weiter. "Wenn du willst, dass es gut wird, musst du es halt selbst machen." Was sie damit genau meint, deutet sie erst zum Ende des fast neunminütigen Videos an: Wechselt sie knapp ein Jahr, nachdem die Wissenschaftsjournalistin das letzte Video auf ihrem Youtube-Kanal maiLab veröffentlicht hat, in die Politik?  

    Sie habe in den vergangenen Monaten "mit sehr vielen, sehr klugen und erfahrenen Menschen geredet" und "ein sehr starkes Team aufgebaut", erzählt Nguyen-Kim. "Ich habe meine Zeit damit verbracht, mich weiterzubilden und sehr fleißig zu lernen und zu arbeiten." Was das genau bedeutet oder wie das aussieht? Das wollte sie in ihrem ersten Video erst einmal nicht verraten.

    Mai Thi Nguyen-Kim wird nicht in die Politik gehen

    Doch jetzt klärt Nguyen-Kim auf: In ihrem neuen Video geht sie auf die Hintergründe ihres "Statements" ein. "Ich hab doch nie gesagt, dass ich in die Politik gehe." Jeder Satz war für sich wahr, in der Zusammenstellung jedoch höchst missverständlich. Ihre Tricks nennen sich kalkulierte Ambivalenz. Nguyen-Kim wollte aufklären und zeigen, wie anfällig jede und jeder für Populismus ist und wie leicht man auf inhaltslose Aussagen reinfallen kann. Anhand von aktuellen Beispielen zeigt sie in ihrem neuen Video, wie Politikerinnen und Politiker oft unbemerkt mit populistischen Aussagen davonkommen. Das Experiment bestätigt ihre Behauptung: Auch sie selbst hat nach ihrer "Ankündigung" etliche Reaktionen und Interview-Anfragen zu ihrem angeblichen Wechsel in die Politik erhalten.    

    Mit ihrem "Statement" Video will Nguyen-Kim über Populismus aufklären

    Auf ihrem Youtube-Kanal maiLab erklärte die promovierte Chemikerin und Wissenschaftsjournalistin über einige Jahre wissenschaftliche Themen sehr anschaulich und erreichte mit ihren Videos zum Teil mehrere Millionen Menschen. 2018 wurde sie für maiLab mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. Neben weiteren Journalistenpreisen erhielt Nguyen-Kim 2020 das Bundesverdienstkreuz. Darüber hinaus war sie in verschiedenen Fernsehformaten zu sehen, unter anderem in ihrer eigenen Wissenschaftssendung "Mai Think X – Die Show". Im April des vergangenen Jahres gab sie das Ende von maiLab bekannt.

    Der Inhalt ihres "Statement" Videos leuchtet auf den ersten Blick ein: Durch den Überfluss an Informationen bekomme aktuell das die meiste Aufmerksamkeit, "was am meisten empört oder emotionalisiert. Wir leben in unterschiedlichen Realitäten." Diese Informationskrise würde wiederum zu einer Diskussionsklimakrise führen, sagt die 36-Jährige. Diskussionen würden unsachlich und aufgeregt geführt, "voller Scheinargumente und Beleidigungen". Diese beiden Krisen würden wiederum wie Katalysatoren für andere Krisen wirken. 

    Sie greift selbst bewusst auf populistische Rhetorik zurück

    Gerade in dieser Situation brauche es klare Kommunikation und Sachlichkeit. "Gute politische Führung braucht Mut", sagt Nguyen-Kim. "Man muss auch mal upsteppen und Verantwortung übernehmen. Klare Ansagen machen und auch mal aushalten, nicht das zu erzählen, was die Wähler erst mal hören wollen." Viele Politiker würden allerdings oft nur an die nächste Wahl denken und versuchen, Wählerinnen und Wähler kurzfristig für sich zu gewinnen. 

    Auf den zweiten Blick wird jedoch deutlich, dass Nguyen-Kim bei ihrer Kritik gegen aktuelle politische Diskussionen selbst bewusst auf populistische Rhetorik zurückgreift, Aussagen verallgemeinert und inhaltslose Kritik liefert, um deutlich zu machen, wie einfach es ist, durch Sprache zu manipulieren. 

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