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Mafia in Italien: 30 Jahre auf der Flucht: Das Phantom Matteo Messina Denaro ist gefasst

Mafia in Italien

30 Jahre auf der Flucht: Das Phantom Matteo Messina Denaro ist gefasst

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    Der Cosa Nostra-Boss am Montagmorgen bei seiner Festnahme in Palermo.
    Der Cosa Nostra-Boss am Montagmorgen bei seiner Festnahme in Palermo. Foto: Carabinieri, AP

    Das Phantom ist gefasst. 30 Jahre lang hat es gedauert, bis die italienische Polizei den inzwischen meist gesuchten Mafiaboss der sizilianischen Cosa Nostra festnehmen konnte. Am Montagmorgen griffen die Carabinieri in Palermo zu. Matteo Messina Denaro, der letzte sogenannte Superboss der

    Mafiaboss Matteo Messina Denaro leistete keinen Widerstand bei der Festnahme

    Drei Tage zuvor hatten die Carabinieri einen Hinweis bekommen. Der 60-Jährige, der sich im Krankenhaus mit falschem Namen ausgab, litt an fortgeschrittenem Dickdarmkrebs. Am Montagmorgen umstellte die Polizei das Gebäude. Ermittler schilderten den Moment der Festnahme im Eingangsbereich: Ein Carabiniere habe sich dem Mafiaboss genähert und gefragt: „Wie heißen Sie?“. „Matteo Messina Denaro“, so die Antwort. Bei der

    Es regnete in Strömen am Montag in Palermo. Schaulustige, die beim Abtransport des Mafioso auf der Straße standen, applaudierten, riefen „Bravo“ und gratulierten den Carabinieri. Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni sprach von „einem großen Sieg für den Staat“.

    Wer war Helfer von Matteo Messina Denaro? Das gilt es nun zu klären

    Über zwei Jahre hinweg soll der Mafioso im Maddalena-Krankenhaus behandelt worden sein. Vor sechs Monaten bekamen die Ermittler den Tipp, der Boss sei krebskrank. Vermutet wird, dass Messina Denaro auf seiner 30 Jahre währenden Flucht auch auf Unterstützung korrupter Institutionen, Politiker oder Staatsbeamter zählen konnte.

    Aber: Wer half Messina Denaro? Diese Frage wird noch zu klären sein. Bekannt ist, dass die sizilianische Mafia um die Jahrtausendwende auf die Forza Italia Silvio Berlusconis setzte. Messina Denaro könnte nun viele unbekannte Details zur Kriminal-Geschichte Italiens der vergangenen 30 Jahre beisteuern. „Wir wissen, dass Messina Denaro ein enges Verhältnis zu Freimaurerei und Politik hatte“, sagt Staatsanwältin Teresa Principato. Immer wieder schien es in den vergangenen Jahren, als könnte sich die Schlinge um den meist gesuchten Mafioso Italiens zuziehen. Mittelsmänner und Verbündete wurden festgenommen. Zuletzt hatte die Polizei im September 2021 einen Mann in Den Haag festgenommen, in der Annahme, es handelte sich um den Mafiaboss. Stattdessen war der Mann ein englischer Tourist und wurde wenig später freigelassen. Messina Denaros Spitznamen lauteten „U siccu“ (der Dünne), „Diabolik“ oder „rote Primel“. In der jugendlichen Subkultur wurde ein Mythos um den Verbrecher geschaffen. Es gab Songs, in denen er verherrlicht wurde.

    Dabei war der Boss aus Castelvetrano bei Trapani in Abwesenheit wegen Mordes mehrfach zu lebenslänglicher Haft verurteilt worden. Messina Denaros kriminelle Karriere begann Ende der 1980er Jahre mit ersten Morden. 1998 wurde er nach dem Tod seines Vaters, historischer Verbündeter der Mafiafamilien aus Corleone, Boss im Bezirk

    So soll er 1992 mitverantwortlich für die Attentate gegen die Ermittler Giovanni Falcone und Paolo Borsellino gewesen sein. 1993 zündete die Cosa Nostra mehrere Bomben in den Städten Florenz, Rom und Mailand, bei denen insgesamt zehn Menschen ums Leben kamen und 106 Personen verletzt wurden. Messina Denaro wurde auch für diese Gewalttaten verurteilt.

    Mord an Giuseppe Di Matteo: Der Körper des Jugendlichen wurde mit Säure aufgelöst

    1993 war Messina Denaro an der Entführung und 1996 an der Ermordung des 15-jährigen Giuseppe Di Matteo beteiligt. Dessen Vater hatte sich entschieden, mit der Justiz zusammen zu arbeiten und über das Attentat 1992 in Capaci auszusagen, bei dem Falcone, dessen Ehefrau und drei Leibwächter getötet worden waren. Der Mafia-Mord vor 30 Jahren veränderte Italien. Die Männer um Messina Denaro hielten Giuseppe fast 800 Tage in Gefangenschaft, erwürgten ihn und lösten seinen Körper in Säure auf.

    Eine der letzten Aufnahmen von Messina Denaro datiert aus dem Jahr 2009. Immer wieder soll der letzte Superboss der Cosa Nostra gesehen worden sein, unter anderem in Baden-Baden. Gerüchte besagten, Messina Denaro habe sich einer Gesichtsoperation unterzogen, um nicht erkannt zu werden. Auch von einer Behandlung als Dialyse-Patient war die Rede. Am Montag war es nach 30 Jahren dann doch soweit. Messina Denaro wurde gefasst.

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