Die neuerliche Suchaktion im Fall Maddie McCann ist beendet. Die portugiesische Polizei hatte drei Tage lang zusammen mit deutschen Ermittlern zum ersten Mal seit fast zehn Jahren wieder aktiv nach Hinweisen in dem Vermisstenfall gesucht. McCann war 2007 in Portugal verschwunden. Polizisten und Ermittler suchten an und in einem Stausee an der Algarve nach der Leiche des Mädchens. Oder zumindest nach Hinweisen, wo Maddie abgeblieben sein könnte.
Der Arade-Stausee befindet sich nahe der Stadt Silves, rund 40 Kilometer entfernt von Praia da Luz. Also von dem Ort, an dem die Britin Maddie McCann am Abend des 3. Mai 2007 aus einem Ferienapartment verschwand. Damals war das Mädchen drei Jahre alt.
Maddie McCann aktuell: Bei der Suchaktion wurden Gegenstände sichergestellt
Nach der Suchaktion gab es zunächst keine Pressekonferenz oder offizielle Mitteilung bezüglich Erkenntnissen und Hinweisen, welche im Rahmen der Suche gesammelt werden konnten. Fakt ist, dass die Ermittler unter anderem Bodenproben nahmen und Stofffetzen sicherten, die analysiert werden sollen. Die portugiesische Zeitung Correio da Manha berichtete, dass ein relevanter Hinweis gefunden wurde. Unter anderem soll ein BH-Träger gesichert worden sein.
Die Staatsanwaltschaft Braunschweig, die bei der Suche beteiligt war, bestätigte, dass Gegenstände sichergestellt wurden. "Ob einzelne der Gegenstände tatsächlich einen Bezug zu dem Fall Madeleine McCann haben, lässt sich derzeit noch nicht sagen", teilte ein Sprecher mit. In den kommenden Tagen sollen die Gegenstände analysiert werden.
Die Nachricht über die Suchaktion war zuvor kurzfristig öffentlich geworden. Am Montag wurde laut einem portugiesischen TV-Sender bereits eine Straße abgesperrt, die zum Stausee "Barragem do Arade" führt. Am See wurden Zelte von der Polizei aufgeschlagen. Die Suche mit Polizisten, Spürhunden, Baggern, Booten und Tauchern begann am Dienstag und wurde gegen 18.00 Uhr wegen schlechten Wetterbedingungen abgebrochen. Am Mittwoch und Donnerstag wurde sie fortgesetzt. Im Laufe der Suchaktion fuhren immer wieder Boote über den Stausee. Die Einsatzkräfte sicherten Tüten mit Inhalten. Ob diese einen Durchbruch bringen könnten, war zunächst völlig unklar.
Suchaktion Vermisstenfall Maddie McCann: Tipp kam aus Deutschland
Hinter den neuerlichen Entwicklungen im Fall Maddie McCann sollen deutsche Behörden stehen. Demnach wurde die Polizei in Portugal wohl auf einen Tipp der Staatsanwaltschaft Braunschweig tätig, die derzeit Ermittlungen gegen den Verdächtigen Christian Brückner führt.
Brückner ist ein vorbestrafter Kinderschänder, der in Deutschland derzeit eine Haftstrafe wegen Vergewaltigung absitzt. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig verdächtigt ihn, auch hinter dem Verschwinden von Maddie McCann zu stehen. Er lebte zwischen 1995 und 2007 an der Algarve und wurde in der Vergangenheit von einem Mann belastet, für die Entführung des Mädchens verantwortlich zu sein. Er soll viel Zeit am Arade-Stausee verbracht haben, an dem nun die Suchaktion gestartet wurde. Damalige Freunde betrieben ganz in der Nähe einen Schrottplatz.
"Im Rahmen der Ermittlungen im Fall Madeleine McCann finden gegenwärtig strafprozessuale Maßnahmen in Portugal statt. Die Maßnahmen werden im Wege der Rechtshilfe durch die portugiesischen Strafverfolgungsbehörden mit Unterstützung durch Beamte des Bundeskriminalamtes umgesetzt", bestätigte die Staatsanwaltschaft Braunschweig den Einsatz in Portugal. Aus ermittlungstaktischen Gründen wurden keine Details bekannt gegeben. Offenbar hatte sich eine zweistellige Zahl an BKA-Beamten auf den Weg nach Portugal gemacht.
Neben portugiesischen und deutschen Beamten sollen an der neuen Suche auch britische Polizisten teilgenommen haben. Doch warum suchte die Polizei in und an dem Stausee nach dem verschwundenen Mädchen?
Was hat es mit einem Maddie-Schrein auf sich?
Die Daily Mail schreibt, dass ein Schrein für Maddie McCann die neuerliche Suchaktion losgetreten habe. Dieser sei schon 2007 von einem britischen Ehepaar an dem Stausee gefunden worden. Dieser habe aus Steinbrocken, Blumen und einem Foto von Maddie McCann bestanden. Das Ehepaar hatte den Schrein fotografiert und das Foto an die Polizei geschickt. Das Bild gelangte nun wohl auch an die Ermittler des BKA. Die deutschen Behörden sollen sich daraufhin mit dem Ehepaar in Verbindung gesetzt haben.
Portugal: Suchte die Polizei den pinken Pyjama von Maddie McCann?
Es war zunächst unklar, warum gerade jetzt eine Tauchaktion im "Barragem do Arade" durchgeführt wurde. Fakt ist, dass die Polizei den Stausee im Jahr 2008 schon einmal absuchte. Damals wurde ein Beutel mit Knochen aufgefunden, welche nach der Beurteilung von Spezialisten "nicht menschlichen Ursprungs" seien. Die neuerliche Suchaktion könnte nun mit Brückner zu tun haben, der nach Bild-Informationen in der Gegend des Stausees Freunde gehabt haben und viel Zeit an dem Stausee verbracht haben soll.
Laut Welt könnte die Polizei unter anderem auf der Suche nach dem pinken Pyjama gewesen sein, welchen Maddie McCann zum Zeitpunkt ihres Verschwindens getragen hat. Der Stausee war zuvor in den Fokus der Ermittlungen gelangt, da ein Lkw-Fahrer laut der Daily Mail 2007 aussagte, dass in der Nähe des Sees eine Frau einem Mann ein Kind übergab.
Die Operation der Polizei war im Fall Maddie McCann die erste größere seit Juni 2014. Damals durchsuchte die britische Polizei den Ort Paria da Luz mit Spürhunden und einem Bodenradar. Sie fand keine Hinweise auf den Verbleib des britischen Mädchens. Zuletzt hatten die Eltern von Maddie McCann erklärt, dass sie einen baldigen Durchbruch erwarten.