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Luke Mockridge entschuldigt sich für Paralympics-Aussage - Sat.1 setzt Sendung ab

Kommentar

Luke Mockridge und sein Problem mit der Menschenwürde 

Sarah Ritschel
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    Luke Mockridge macht wieder Negativ-Schlagzeilen.
    Luke Mockridge macht wieder Negativ-Schlagzeilen. Foto: Rolf Vennenbernd, dpa

    Man wollte sich ja eigentlich gar nicht mehr aufregen über Luke Mockridge, ihn einfach nicht mehr beachten. In den vergangenen Jahren ist er schließlich eher durch Skandale als durch gute Gags aufgefallen. Nur, Ignorieren funktioniert nicht. Nun sind ja Comedians oft das Gegenteil von lustig, aber Mockridge ist nicht nur nicht witzig, seine Sätze sind abstoßend. Und weil die Menschenwürde in Deutschland unantastbar ist und sich Menschen mit Behinderung von Mockridge in genau dieser Würde verletzt fühlen, kann man ihn nicht damit durchkommen lassen. Auch wenn man seine Aussagen am liebsten nicht wiederholen und auch nicht aufschreiben würde, weil man sie weder im Mund noch an den Fingern haben will. Das hat man sich offenbar auch beim Fernsehsender Sat.1 gedacht und eine geplante Show mit Mockridge abgesetzt. Was ist passiert?

    Im Podcast „Die Deutschen“, dessen Hosts die Comedians Nizar und Shayan Garcia sind, hatte der 35-Jährige Athletinnen und Athleten der Paralympischen Spiele in Paris verhöhnt. Unter anderem sagte Mockridge, man muss es nun eben doch wiedergeben: „Es gibt Menschen ohne Beine und Arme, die wirft man in ein Becken – und wer als Letzter ertrinkt, der hat halt gewonnen.“ Das ist nicht der einzige niedere Spott, mit dem die Dreierrunde Menschen mit Behinderung prustend übergießt.

    Olympiasiegerin Vogel nennt Mockridge-Aussagen „widerlich“

    Die Podcast-Folge wurde schon im August veröffentlicht, durch einen Beitrag der im Rollstuhl sitzenden zweimaligen Bahnrad-Olympiasiegerin Kristina Vogel gelangte sie nun an eine breitere Öffentlichkeit. Vogel kommentierte in einem Video auf Instagram die Aussagen als „menschenverachtend, widerlich und einfach diskriminierend“.

    Am Wochenende hat Mockridge sich entschuldigt. „Selbstverständlich war es nie meine Absicht, Menschen mit Behinderung ins Lächerliche zu ziehen - besonders während dieser großartigen Paralympischen Spiele“, schrieb er auf Instagram. Seine Erklärung für die Entgleisung: „Aus meiner eigenen Erfahrung bei der Arbeit mit behinderten Menschen habe ich immer einen scharfen, schwarzen Humor erlebt, den ich gefeiert habe. Dass es mir nicht gelungen ist, das richtig zu vermitteln, und dass ich Menschen verletzt habe, tut mir wirklich leid.“ Mockridge schrieb außerdem, dass er „sehr gerne“ eine Einladung des Deutschen Behindertensportverbands (DBS) annehmen wolle. Der DBS hatte ihn ermuntert, „sich Para-Sport live anzuschauen, um zu erleben, zu welch beeindruckenden Leistungen Menschen mit Behinderungen in der Lage sind“.

    Sat.1 setzt Mockridges neue Sendung kurz vorm Start ab

    Trotz Entschuldigung: Der Sender Sat.1 hat Mockridges neue Show aus dem Programmplan genommen. Sie sollte eigentlich am 12. September starten. Die Reaktion ist die einzig richtige. Auf Ticketportalen wie Eventim werden aber nach wie vor Karten für seine Tour angeboten. Es bleibt abzuwarten, wie tief ein Comedian sinken muss, damit Menschen seinen Auftritten die Aufmerksamkeit schenken, die sie verdient haben: keine.

    Wir wollen Luke Mockridge an dieser Stelle keine Medienschelte und kein Ablenkungsmanöver unterstellen, wenn er schreibt: „Es fuckt mich auch ab, dass Medien zum Ende dieser Paralympischen Spiele mehr über mich sprechen und nicht über das Turnier.“ Lieber sollte man sich den Videoclip ansehen, den Kristina Vogel veröffentlicht hat. Die mehrfache Medaillengewinnerin im Radsport, Denise Schindler, sagt da zum Beispiel über Mockridge, Nizar und Shayan Garcia: „Leider gibt es noch keine Olympiade für Hohlbirnen, denn da würdet ihr direkt alle drei aufs Podium rasen.“ Thomas Ulbricht, Bahnrad-Bronzemedaillengewinner in Paris, würde sich freuen, wenn Mockridge wirklich einen Wettbewerb besuchen würde: „Soll er mal gerne auf die Bahn kommen.“ Ulbricht würde sicher haushoch gewinnen, beim Sport und in der Sympathiewertung.

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    7 Kommentare
    Wolfgang Schwank

    Ihr Kommentar Frau Ritschel greift leider zu kurz. Nicht diese sogenannten Comedians allein sind das Problem, da kommen die auf unterste Schublade getrimmten Konsumenten ebenso dazu wie diese Sendeanstalten, die seit ihrem Entstehen der Quoten und damit des Gewinns wegen jeden Dreck senden.

    Gerhard Denk

    "Es bleibt abzuwarten, wie tief ein Comedian sinken muss, damit Menschen seinen Auftritten die Aufmerksamkeit schenken, die sie verdient haben: keine. " Für mich bleibt abzuwarten, wann sich die Medien dazu entschließen, dem "Schaffen" eines "Komikers" dieser Qualität. keine Beachtung mehr zu schenken, das heißt nicht mehr über ihn zu berichten.

    Barry Tucker

    Schön, wie er mit seiner Antwort sogar nochmal ganz klar macht, wer hier das wahre handycap hat. Ich glaube ihm aber, dass es echt nicht böse gemeint war. Er versteht vielleicht einfach tatsächlich nicht, was der Unterschied ist. Der Unterschied zwischen Humor unter Benachteiligten, die sich damit das Leben etwas erträglicher machen, und Behindertenwitzen die in der Öffentlichkeit von privilegierten Showbiz Kindern rausgehauen werden, denen vergleichsweise alles im Leben zugeflogen ist. Gut zu wissen, dass die belachte community deutlich härteres einzustecken gelernt hat, als solches Dummgelaber. Die Hauptfigur seines Witzes ist er selbst...fast schon wieder lustig.

    Frank Wickertsheim

    Freie Rede: Im Rahmen der Gesetze darf jeder sagen, was er möchte. Humor: Ist von Mensch zu Mensch verschieden. Faschismus: Ich erhebe meine Moral und Ideologie (und meinen Humor) zur einzig gültigen Maxime und bestrafe jeden, der dagegen verstösst.

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    Achim Urban

    das anprangern des verstoßes gegen die menschenwürde (§1 GG) als faschismus diffamieren? was ist in ihrer erziehung bzw. bildung denn schief gelaufen?

    Rüdiger Hoffmann

    Das schmlimmste an der Geschichte ist der schnelle Aufschrei. Frau Ritschel beweist es, da Sie selber den Podcast nicht angeschaut hat. Mockridges aussagen werden hier falsch wiedergegeben. Naja man kann sich ja überall selber als Moralapostel hinstellen und macht keine Fehler.

    Wolfgang Boeldt

    Bis vor Kurzem dachte ich noch, daß Utah DER Moralapostel-(Bundes-)Staat ist.

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