In Deutschlands Städten gibt es derzeit 43 Umweltzonen. In 42 davon dürfen ausschließlich Autos mit grüner Plakette fahren. Nur im schwäbischen Neu-Ulm gibt es eine Ausnahme: Hier gilt auch noch die gelbe Plakette. Aber das ist nicht das Thema. Mit diesen im Englischen "low emission zone" genannten Verkehrsbereichen, die es inzwischen in ganz Europa gibt, soll die hohe Luftbelastung vor allem durch den Straßenverkehr gesenkt werden. Das Prozedere ist einfach: Fahrzeuge mit schlechten Abgaswerten dürfen Umweltzonen nicht befahren. Viele Autolobbyisten zweifeln trotzdem immer wieder am Nutzen dieser kommunalen Maßnahmen. Doch sie scheinen im Unrecht zu sein. Mit einer neuen Studie konnte nämlich nachgewiesen werden: Wer weniger giftigen Abgasen ausgesetzt ist, lebt gesünder.
Die Logik klingt natürlich zwingend, doch der Erfolg der Umweltzonen ließ sich lange Zeit nicht so richtig mit konkreten politischen Maßnahmen verbinden und damit belegen. Nun scheint dies aber einem Team des Berliner Klimaforschungsinstituts MCC sowie den Universitäten Frankfurt am Main und Maastricht gelungen zu sein. Sie fanden nämlich heraus, dass Kinder, deren Mütter während der Schwangerschaft in einer Umweltzone lebten und die mindestens bis zu ihrem ersten Geburtstag dort blieben, in den ersten fünf Lebensjahren um 13 Prozent weniger Asthma-Medikamente verschrieben bekamen. Das Ergebnis der Analyse ist in der Fachzeitschrift Economic Policy veröffentlicht worden. Verwendet wurden anonymisierte Patientendaten der AOK.
Mit zunehmendem Alter der Kinder nimmt der Nutzen der saubereren Luft zu
Und die Forscher erkannten noch einen weiteren wichtigen Effekt: Mit zunehmendem Alter der Kinder nimmt der Nutzen der saubereren Luft zu. Das heißt im Klartext: Über die gesamte Lebenszeit dürfte der Effekt der Umweltzonen extrem hoch sein. Das hat man sogar schon so weitergedeutet, dass man sagen kann: Bereits vor dem fünften Geburtstag soll die gesellschaftliche Ersparnis an Gesundheitskosten größer sein als der Aufwand für den Austausch alter Dieselautos. Die Studie ist übrigens keine Laboranalyse. Für die Jahre 2006 bis 2017 basiert sie auf den Daten von einer halben Million Neugeborenen. Das Team habe mit Versuchs- und Kontrollgruppe gearbeitet, erklärt Hauptautorin Hannah Klauber die Vorgehensweise.