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Long-Covid-Symptome: Ist Serotoninmangel daran schuld?

Corona

Long-Covid-Symptome: Ist Serotoninmangel daran schuld?

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    Völlig erschöpft fühlen sich viele Menschen, die an Long Covid leiden. Es ist offenbar ein Krankheitsbild, über das es bislang nur wenige Erkenntnisse gibt.
    Völlig erschöpft fühlen sich viele Menschen, die an Long Covid leiden. Es ist offenbar ein Krankheitsbild, über das es bislang nur wenige Erkenntnisse gibt. Foto: Oliver Killig, dpa (Archivbild)

    Die Corona-Pandemie gilt zwar offiziell als beendet. Jedoch gibt es zahlreiche Menschen auf der Welt, die an den Folgen aufgrund sogenannter Long-Covid-Symptome leiden. Gesundheitsminister Karl Lauterbach erklärte kürzlich bei einem Besuch des Universitätsklinikums Gießen und Marburg (UKGM), dass es alleine in Deutschland viele Betroffene gebe, weil die Impfung gegen Sars-CoV-2 ihm zufolge "nicht perfekt" vor Long Covid schütze.

    Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) schildert, seien laut dem SPD-Politiker einige Patienten "sehr schwer krank" und es gebe weder für Kinder noch Erwachsene derzeit eine Heilung. Aufgrund dessen fordert der Regierungspolitiker, dass die Gelder für die Post-Covid-Forschung aufgestockt werden. Zudem sollen diejenigen, die mit langwierigen Beeinträchtigungen zu kämpfen haben, leichter an lindernde Medikamente kommen.

    Long-Covid-Symptome als Folge von Serotoninmangel?

    Auch Virologe Hendrick Streeck ließ im Oktober 2023 gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ) wissen, dass die Wissenschaft bei der Erforschung von Long Covid noch am Anfang stehe. Das Spektrum von häufigen Symptomen einer Long-Covid-Erkrankung ist breitgefächert.

    Die Pharmazeutische Zeitung benennt weitere medizinische Auswirkungen, die auf das benannte Krankheitssyndrom hinweisen:

    • Entzündungsreaktionen, die sich chronifiziert haben.
    • ein Verbleib von Viren im Körper (virale Persistenz).
    • eine vermehrte Neigung zu kleinsten Blutklümpchen (Hyperkoagulabilität).
    • Störungen im vegetativen Nervensystem.

    Eine wichtige Erkenntnis über Long-Covid könnte nun eine Publikation in der Fachzeitschrift Cell liefern. Untersuchungen an der University of Pennsylvania in Philadelphia zeugen demnach von bemerkenswerten Schlüssen: Mäuse wurden mit SARS-CoV-2 infiziert - oder aber es wurde chemisch eine entsprechende Entzündungsreaktion herbeigeführt. Offenbar kam es bei jenen Versuchstieren am meisten zu Störungen neurovegetativer Funktionen, die nachweislich eine niedrige Serotoninkonzentration im Blut besitzen. Bei Serotonin handelt es sich um einen sogenannten Neurotransmitter, der für den menschlichen Körper eine wichtige Rolle einnimmt. So nimmt Serotonin einer "komplexen Wirkung" Einfluss auf die Psyche, schildert "gesundheit.gv.at". Es spiegelt sich zum Beispiel in der Impulskontrolle wider, kann aber auch der Entstehung von Depressionen entgegenwirken.

    Long Covid und Serotoninmangel: Weitere Untersuchungen sind nötig

    Die Forschenden haben dem Bericht nach einen möglichen "Pathomechanismus" gefunden, der mit einem erniedrigten Serotonin-Spiegel im Blut einhergeht. Der Begriff steht laut dem Portal apotheken.de für eine mit "Methoden der Naturwissenschaft erklärbare Entstehung eines krankhaften Prozesses".

    Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DNG) berichtet in einer Pressemitteilung über die im Wissenschaftsmagazin Cell veröffentlichten Studienergebnisse. Sie hält die Erkenntnisse bezüglich Long-Covid für schlüssig, betont aber auch: Es seien weitere Untersuchungen nötig, um die Resultate aus den USA anhand von Studien mit Kontrollgruppen zu vertiefen und bestätigen. Denn es gibt im Hinblick auf Serotoninmangel ein Begebenheit, welche die Sachlage komplexer macht:

    Der Grad der Serotonin-Reduktion - auch in untersuchten Patientenkohorten mit PASC ("Post-Acute Sequelae of Covid") - sei unterschiedlich stark ausgeprägt, bei einigen offenbar gar nicht nachweisbar. Wie die DNG ausführt, verweisen sowohl die Studiengruppe selbst als auch eine im Wissenschaftsmagazin Science veröffentlichte Diskussion darauf hin (die Rede ist von "Limitationen"). Darüber hinaus konnte in den Tierversuchen der Studie angeblich lediglich im Blut ein Serotoninmangel nachgewiesen werden, nicht jedoch im Gehirn.

    Post Covid: Serotoninmangel beeinflusst Nerven - Antidepressiva als Lösung?

    Wie sich der Abfall des Serotonin-Spiegels bei einer Corona-Erkrankung erklären lässt, dazu veröffentlicht die DNG auf ihrer Website eine fachspezifische Erklärung. Der entstandene Serotoninmangel, wie er den Angaben zufolge nicht nur im Labor bei Versuchstieren nachgewiesen wurde, sondern auch im Blut betroffener Long-Covid-Patienten, beeinflusse schließlich den Vagusnerv, worauf Beeinträchtigungen des vegetativen Nervensystems die Folge seien.

    Die Hoffnung keimt nun, dass das Rätsel um Long-Covid mithilfe der neuen Erkenntnisse gelöst werden kann. Ein Fazit der Cell-Autoren lautet, dass eine COVID-19-Erkrankung in vielen Fällen zu einer Erniedrigung des Serotonin-Spiegels führe, die schließlich bei schweren Symptomen anhält. „Zunächst liefert die Studie einen neuen möglichen Erklärungsansatz für Long-Covid-Beschwerden, der weiter erforscht werden muss“, erklärt dazu Prof. Dr. Peter Berlit, Generalsekretär und Pressesprecher der DGN.

    Über einen aus den Erkenntnissen sich ergebenden Ansatz schreibt die Pharmazeutische Zeitung, dass womöglich Antidepressiva eine Therapieoption sein könnten, wenn Menschen an Post-Covid leiden. Dazu informiert das Portal, dass in der entsprechenden deutschen Leitlinie bislang keine Antidepressiva empfohlen werden, obgleich einer "leichten bis mittelgradigen depressiven Symptomatik" nach einer Infektion mit dem Coronavirus.

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