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Long Covid erklärt: Symptome, Krankschreibung, Behandlung, Therapie, Impfung & Post Covid

Corona-Pandemie

Long Covid und Post Covid im Check: Von Symptomen bis zur Krankschreibung

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    Offiziell genesen – und doch noch nicht wieder fit. Long-Covid und Post-Covid sind eine große Gefahr der Corona-Pandemie.
    Offiziell genesen – und doch noch nicht wieder fit. Long-Covid und Post-Covid sind eine große Gefahr der Corona-Pandemie. Foto: Zacharie Scheurer, dpa (Symbolbild)

    Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) meldet aktuell über 774 Millionen Corona-Infektionen weltweit seit Beginn der Pandemie. In Deutschland sind es über 38 Millionen Fälle. In den meisten Fällen klingen die typischen Symptome schnell ab und die Infektion mit SARS-CoV-2 endet in einem sanften Verlauf. Allerdings wurden Hunderttausende auch Wochen und Monaten nach der Erstinfektion noch immer nicht gesund. In diesem Zusammenhang wird von Long Covid gesprochen, oder auch von Post-Covid.

    Die Selbsthilfeorganisation "Longcovid-Deutschland" geht davon aus, dass mindestens 10 Prozent aller Covid-19-Erkrankten Betroffenen sind. Nur logisch, dass das Thema viele Menschen betrifft und Sorge bereitet. Wir haben wichtige Informationen und Fakten zu Long Covid zusammengetragen. In einer Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) ist von Schätzungen die Rede, dass fünf bis zehn Prozent aller Infizierten an Corona-Langzeitfolgen leiden.

    Definition: Das ist Long Covid und Post Covid

    Tatsächlich gibt es zwischen Long Covid und Post Covid laut Definition Unterschiede. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) legte im Oktober 2021 eine klare Definition der Begriffe vor. Demnach spricht man von Long Covid, wenn auch vier Wochen nach der Infektion mit dem Coronavirus noch Symptome bestehen.

    Wenn sogar noch zwölf Wochen nach einer Infektion Symptome vorhanden sind, ist von Post-Covid die Rede. Die Unterscheidung ist also eine zeitliche, die Symptome sind vergleichbar.

    Symptome bei Long Covid und Post Covid

    Wenn es um die Symptome bei Long Covid geht, dann gibt es vor allem zwei Möglichkeiten, wie diese auftreten können. Entweder liegen diese seit der Infektion mit dem Coronavirus dauerhaft vor, oder sie treten erst Tage oder sogar Wochen nach dem positiven Test auf. Zu den üblichen Symptomen zählen folgende:

    • Ermüdung (oder auch Fatigue)
    • Belastungsabhängige Atemnot
    • Kognitive Beeinträchtigungen
    • Konzentrationsstörungen
    • Post-Exertional-Malaise

    Letzteres Symptom beschreibt einen Zustand, bei dem sich die Symptome beim Erledigen von alltäglichen Dingen noch weiter verstärken. "Das heißt, die Fatigue kann schlimmer werden, die Schmerzen, die auch oft damit einhergehen, diese kognitiven Störungen", erklärte die Immunologin Carmen Scheibenbogen von der Charité Berlin im April im NDR-Corona-Update: "Es kann zu einem richtigen Crash kommen, und der kann tagelang dauern. Der kann so schwer sein, dass man also tagelang im dunklen Zimmer liegen muss, weil man oft auch sehr reizempfindlich ist."

    Fakten-Check: Gerüchte und Behauptungen rund um Long Covid

    Wenn die Worte Long Covid oder Post Covid fallen, dann werden Diskussionen häufig emotional. Dabei fallen einige Behauptungen, welche eingeordnet werden sollten. So wird beispielsweise behauptet, dass es das Syndrom Long Covid oder Post Covid auch schon vor der Corona-Pandemie gab. Eine Behauptung, die zutrifft. Tatsächlich kann das Syndrom auch nach anderen Infektionskrankheiten auftreten. "Diese Trias von schwerer Fatigue, Belastungsintoleranz mit Post-Exertional Malaise (...) ist schon relativ charakteristisch für das chronische Fatigue-Syndrom oder ME/CFS", erklärte Scheibenbogen. ME/CFS stellt die Abkürzung für "Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue Syndrom" dar, welches relativ häufig auftritt.

    Häufig ist bei Debatten auch die Rede davon, dass Long Covid hauptsächlich mit Einbildung zu tun hat und als psychische Krankheit angesehen wird. Hier muss man aber sehr vorsichtig sein, denn eine psychische Erkrankung stellt das Syndrom nicht dar. Long Covid und Post Covid können von Ärzten durch Tests zumeist sehr schnell nachgewiesen werden. Ein Beispiel ist, dass die Betroffenen ihren Kreislauf oft nicht mehr gut regulieren können, was durch einfache Tests erkennbar ist.

    Auch über folgende Frage wird häufig diskutiert: Können auch Kinder Long Covid bekommen? Hier gibt es eine klare Antwort: Ja, auch Kinder und Jugendliche können an dem Syndrom erkranken. Das belegt eine norwegische Studie, welche zu dem Ergebnis kam, dass die Fallzahlen bei 10- bis 19-Jährigen ähnlich hoch sind, wie es bei 30- bis 39-Jährigen der Fall ist. Auch viele Ärzte berichten davon, dass sie zahlreiche Kinder und Jugendliche wegen Long Covid oder Post Covid behandeln.

    Und noch eine Behauptung im Check, die für viel Jubel sorgt. Ja, Long Covid kann auch als Nebenwirkung der Impfung auftreten. Dies ist jedoch sehr selten dokumentiert worden. Das US-Fachmagazin Science hat hierzu im Januar 2022 einen Bericht veröffentlicht. Dieses seltene Phänomen hat wohl mit einer Überreaktion des Immunsystems zu tun.

    Einer Studie des Zentralinstituts der Kassenärztlichen Versorgung (ZI) zufolge sind vor allem Personen mit Vorerkrankungen gefährdet, nach einer Corona-Infektion an Long Covid zu leiden. "96 Prozent der Long-Covid-Fälle waren im Jahr zuvor bereits in ärztlicher Behandlung", zitiert die Bild ZI-Chef Dominik von Stillfried. Das Institut wertete demnach die Daten aller kassenärztlichen Praxen aus. Von den rund 880.000 Patienten mit Long-Covid-Symptomen seien ein Prozent der Fälle schwer verlaufen und mit langwierigen Symptomen verbunden gewesen, dagegen seien zwei Drittel der Patienten nach maximal drei Monaten beschwerdefrei gewesen.

    Wie kann die Behandlung bei Long Covid und Post Covid aussehen?

    Long Covid und Post Covid sind erst seit kurzer Zeit zu einem wichtigen Aspekt der Medizin geworden. Entsprechend wenig konnten die Syndrome bislang erforscht werden. Gezielte Medikamente zur Heilung gibt es daher noch nicht. Allerdings gibt es eine Vielzahl von Therapiemöglichkeiten, welche sich bei andauernden Symptomen und Beschwerden anbieten. Ärzte setzen vorrangig auf folgende Optionen:

    • Physiotherapie: Wichtig bei Atembeschwerden, Muskelschwäche und Abgeschlagenheit.
    • Ergotherapie: Zum Beispiel bei Konzentrations- und Gedächtnisstörungen.
    • Atemtherapie: Vor allem bei Atembeschwerden.
    • Blutwäsche: Eine Blutwäsche bei Long Covid ist umstritten, aber womöglich bei einer chronischen Erschöpfung effektiv. Die sogenannte HELP-Apherese wird kontrovers diskutiert.
    • Logopädie: Einer Leitlinie von Februar 2023 nach kann Logopädie helfen, wenn die Corona-Erkrankung Probleme bei der Atmung, der Stimmgebung, der Wortfindung oder beim Essen und Trinken verursacht hat.

    Wichtig ist für alle Patientinnen und Patienten auch die Berücksichtigung der neuen Belastungsgrenzen, welche der Körper aufzeigt. Durch Long Covid können sich die Kräfte anders verteilen und schon ein Spaziergang kann zur Herausforderung werden. Es fällt vielen Menschen schwer, das zu akzeptieren. Dieser Schritt ist aber ein wichtiger auf dem Weg zur Heilung.

    Ist eine Krankschreibung bei Long Covid möglich?

    Laut einer Studie der Innungskrankenkasse (IKK) Südwest gehen nur 30 Prozent der Menschen, welche an dem Long-Covid-Syndrom oder an dem Post-Covid-Syndrom leiden, überhaupt zum Arzt. Allerdings können die Symptome oftmals die eigene Arbeitsleistung beeinflussen oder das alltägliche Berufsleben sogar unmöglich machen. Daher empfiehlt es sich, bei Beschwerden unbedingt einen Arzt aufzusuchen. Eine Krankschreibung ist auch bei Long Covid möglich und unterscheidet sich kaum zur Krankschreibung bei Corona.

    Der Anspruch auf Gehalt bleibt bestehen, der Arbeitgeber muss dieses rund sechs Wochen zahlen. Danach springt die Krankenkasse ein und ist für eine Lohnfortzahlung zuständig.

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