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London kämpft gegen wild abgestellte E-Bikes

Verkehr

London kämpft gegen das E-Bike-Chaos

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    Radfahren wird in London immer beliebter. Doch vor allem ausleihbare E-Bikes verstopfen zunehmend die Gehwege, weil sie einfach liegen gelassen werden.
    Radfahren wird in London immer beliebter. Doch vor allem ausleihbare E-Bikes verstopfen zunehmend die Gehwege, weil sie einfach liegen gelassen werden. Foto: picture alliance/dpa/PA Wire

    Wer derzeit in London unterwegs ist, muss aufpassen, dass er nicht versehentlich über ein umgefallenes E-Bike stolpert oder gar mit dem Auto über ein auf der Straße liegendes Exemplar holpert. Denn in der Metropole werden die Gefährte von Verleihunternehmen wie Forest, Lime und Tier immer beliebter, auch Touristen schwingen sich zunehmend aufs Rad, um die Stadt auf diese umweltfreundliche Art und Weise zu erkunden. Doch Elektrofahrräder ohne dafür vorgesehene sogenannte Docking-Stationen sorgen immer häufiger auch für Probleme und für massiven Frust bei den Bewohnern, weil sie Fußgängerwege, Durchfahrten oder sogar Kreuzungen blockieren. Nun könnten einheitliche Regeln und Bußgelder für Ordnung sorgen.

    Ein weltweiter Rekord

    Es ist eine beeindruckende Zahl: Laut letzten Schätzungen stehen aktuell mehr als 40.000 E-Bikes in der Hauptstadt zum Verleih bereit – damit kommt auf rund jeden zweihundertsten Londoner ein solches Rad. Wer die App etwa des Anbieters Lime aufruft, sieht, wo sich die Gefährte in der Metropole besonders ballen. Der Stadtteil Westminster verzeichnet beispielsweise Hunderttausende Fahrten pro Monat. „Das E-Bike- und E-Scooter-Phänomen hat in den vergangenen Jahren explosionsartig zugenommen, sodass Westminster mit mehr als 2.800 Fahrten pro Stunde zu Spitzenzeiten die meisten E-Bike-Fahrten weltweit verzeichnet“, sagt der örtliche Stadtrat Adam Hug. 

    Was praktisch klingt, weil fast an jeder Ecke ein Fahrrad zur Verfügung steht, sorgt jedoch zunehmend für Schwierigkeiten. Bei den Stadtverwaltungen in London sind in den vergangenen Monaten Tausende Beschwerden von Bürgern eingegangen. Das Problem: Die Fahrer der E-Bikes, die ihr Gefährt mithilfe einer App lokalisieren und buchen können, sind nicht immer dazu verpflichtet, die Räder nach der Nutzung an einem dafür vorgesehenen Platz zu parken, sodass diese dann – achtlos abgestellt – zu gefährlichen Hindernissen werden können. Überdies sorgt die schiere Masse der Zweiräder für Unmut.

    Vor allem Ältere, aber auch behinderte Menschen leiden

    Darunter leiden etwa die Bewohner im noblen Londoner Viertel Kensington. „Das ist nicht nur ein Ärgernis, sondern ein Verstoß gegen die öffentliche Sicherheit und eine direkte Verletzung der Rechte der Anwohner, insbesondere von älteren Menschen, Behinderten, Sehbehinderten und Familien mit Kindern“, betont der Anwohner Farih Tabbah. Er war laut eigenen Angaben mehrere Male kaum in der Lage, sein Haus zu verlassen, weil so viele E-Bikes drumherum geparkt waren. Viele Anwohner berichten davon, dass sie wegen der Räder oft riskante Umwege gehen müssen, um in ihrem Viertel voranzukommen.

    Die Frage, welche Regeln eingeführt werden können, ohne die Bürger zu demotivieren, die E-Bikes zu nutzen, etwa weil vorgeschriebene Abstellorte dann zu weit entfernt sind, wird seit Langem diskutiert. Lime betonte kürzlich, dass eines der größten Probleme die überfüllten Parkplätze seien und forderte die Stadtverwaltungen auf, mehr Raum für die Zweiräder auszuweisen. Der Anbieter arbeitete daran, die Situation zu lösen, indem er das Parken reguliere und bei Problemen schneller reagiere, so ein Sprecher. 

    Bußgelder und Verbote drohen

    Einzelne Stadtbezirke drohten zuletzt damit, die Verleih-Fahrräder schlicht ganz aus ihren Straßen zu verbannen, andere wollten Bußgelder verhängen. Einheitliche Beschränkungen, die in ganz London gelten, gibt es bislang nicht. Die bisherige Gesetzgebung habe „zu einem Flickenteppich unterschiedlicher Regelungen in der Hauptstadt geführt, doch E-Bikes halten sich nicht an die Grenzen örtlicher Behörden”, so Stadtrat Adam Hug. Diese Woche veröffentlichte Pläne der Labour-Regierung könnten diese Situation nun ändern. Demnach könnten städtische Verkehrsbetriebe wie Transport for London (TfL) in Zukunft durch eine neue Gesetzgebung mehr Befugnisse beim Erlass von Vorschriften erhalten, die dann in jedem Stadtteil gelten. So könnten sie etwa einheitlich Bußgelder gegen Betreiber sowie Rad- und Rollerfahrer verhängen, wenn Gefährte achtlos abgestellt werden. Damit solle das „Wild-West-Modell“ für E-Bikes beendet werden, hieß es. 

    London ist in den vergangenen Jahren erheblich fahrradfreundlicher geworden. Die Stadt förderte den Radverkehr – teils auch gegen den Widerstand von Anwohnern und lokalen Unternehmern -, um so die Luftqualität in der Millionen-Metropole zu verbessern. So gibt es Wohnviertel und Straßen, die für den Durchgangsverkehr gesperrt wurden. Sogenannte Cycle-Superhighways, die nur für Fußgänger und Radfahrer zugänglich sind, verbinden die Vororte mit dem Stadtzentrum. Überdies entstand ein neues Netz an markierten Radwegen, insbesondere entlang der Themse und an großen Verkehrsachsen.

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