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London: Erstmals seit 130 Jahren sagt ein britischer Royal vor Gericht aus

London

Erstmals seit 130 Jahren sagt ein britischer Royal vor Gericht aus

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    Prinz Harry wird vor dem Obersten Gericht in London aussagen.
    Prinz Harry wird vor dem Obersten Gericht in London aussagen. Foto: Jordan Pettitt, PA Wire/dpa (Archivbild)

    Wird er kommen oder nicht? Vor dem Obersten Gericht in London drängen sich am Montag Fotografen und Fernsehteams, über ihnen schwebt ein Hubschrauber. Die Bänke im Gerichtssaal sind voll besetzt. Dann kristallisiert sich heraus: Prinz Harry wird wohl erst an diesem Dienstag aussagen, und das, obwohl er schon in der Stadt ist. Das sorgt auch bei Richter Justice Fancourt zumindest für Irritation.

    Es ist über 130 Jahre her, dass ein Royal zuletzt vor einem Obersten Gericht aussagte. 1891 war Prinz Edward Zeuge in einem Prozess, bei dem es um Betrug beim Kartenspielen ging. Ein Umstand, der seiner Mutter, Queen Victoria, höchst unangenehm war. Dass Prinz Harry nun vor dem britischen High Court aussagen wird, stößt erneut auf Unbehagen in der königlichen Familie. König Charles III., der dieser Tage außer Landes ist, sagte einmal zu seinem Sohn, seine Gerichtsverfahren seien eine "Selbstmordmission".

    Charles III. – hier bei seiner Krönung – hält wenig von Harrys Gerichtsverfahren.
    Charles III. – hier bei seiner Krönung – hält wenig von Harrys Gerichtsverfahren. Foto: Toby Melville, Pool Reuters, AP/dpa

    Prinz Harry will die britische Presse zur Rechenschaft ziehen

    Prinz Harry hingegen hat seit Jahren auf diesen Moment gewartet. Er will die britische Presse zur Rechenschaft ziehen. In dem Verfahren, das im Mai eröffnet wurde, wirft er den britischen Zeitungen The Mirror, Sunday Mirror und dem Magazin People vor, sich für Storys über ihn in sein Telefon gehackt, Sprachnachrichten abgehört und ihn beschattet zu haben. Dies habe nicht nur seinen Beziehungen maßgeblich geschadet, sondern bei ihm zu Paranoia und Depressionen geführt.

    "Nichts war heilig", sagt Harrys Anwalt David Sherborne, selbst ein Star, am Montag im Gerichtssaal, umringt von großen weißen Boxen mit Beweismaterial. Beim Unternehmen Mirror Group Newspapers (MGN) habe der Zweck die Mittel geheiligt. Es seien illegale Methoden angewendet worden, um "Aspekte hinzuzufügen", die Artikel interessanter zu machen. Weil viele Artikel über Harry von Journalisten geschrieben wurden, denen in einem anderen Fall illegale Maßnahmen nachgewiesen wurden, könne gefolgert werden, dass sie diesmal nach dem gleichen Muster gearbeitet hätten.

    Prinz Harry, hier mit seiner Familie, soll schon mit elf Jahren bespitzelt worden sein.
    Prinz Harry, hier mit seiner Familie, soll schon mit elf Jahren bespitzelt worden sein. Foto: Johnny Eggitt, epa/dpa

    Laut Sherborne war Harry gerade einmal elf Jahre alt, als die Medien begannen, ihn auszuspionieren. 1996 berichtete der Mirror über einen Besuch seiner Mutter Diana anlässlich seines Geburtstags in seiner Schule. Die Details zum Zeitpunkt, der Dauer und auch dazu, wie sich Diana damals gefühlt habe, seien "verräterische Anzeichen" dafür, dass die Informationen rechtswidrig beschafft wurden. Insgesamt bezieht sich die Klage des Prinzen auf 33 von MGN veröffentlichte Artikel im Zeitraum von 1999 bis 2010.

    Jahrelang war das Motto der Royals: "Niemals beschweren, niemals erklären"

    Es ist nur eine von mehreren Klagen, die der 38-Jährige gemeinsam mit anderen Prominenten angestrengt hat. In zwei weiteren Fällen, in welche die Eigentümer der Zeitungen The Sun und Daily Mail involviert sind, laufen die Verfahren noch. Weil ein Gerichtsverfahren oft teuer und unvorhersehbar ist, sahen die meisten Royals und Prominenten bislang davon ab, eine Klage durchzufechten. Stattdessen ließen sie sich von den Medienhäusern auszahlen. Schätzungen zufolge zahlte etwa News Group Newspapers (NGN), die Firma des umstrittenen Medien-Zaren Rupert Murdoch, Klägern und Klägerinnen umgerechnet 1,4 Milliarden Euro und hielt sie so vom Zeugenstand fern.

    Der Umgang der königlichen Familie mit den Medien und Gerichten basierte jahrelang auf dem Mantra "niemals beschweren, niemals erklären". Die Beziehungen zur Presse sollten gepflegt und Mitglieder der königlichen Familie von Gerichtsverhandlungen ferngehalten werden. Das ändert sich jetzt.

    Harry und Meghan haben mit den Royals gebrochen

    Die Sussexes, wie der offizielle Titel von Prinz Harry und Herzogin Meghan lautet, hatten Großbritannien im Januar 2020 den Rücken gekehrt, um in Kalifornien gemeinsam mit ihren Kindern Archie und Lilibet ein neues Leben zu beginnen. Nachdem es wegen schwerwiegender Anschuldigungen ihrerseits gegen das Königshaus schon zuvor zu einem Bruch mit dem Palast gekommen war, nahmen sie im Dezember vergangenen Jahres die mehrteilige Doku-Serie "Harry & Meghan" auf. Darin erzählten sie viel über sich, ihren Werdegang, wie sie sich trafen; wetterten jedoch auch gegen Mitglieder der königlichen Familie und die britischen Medien. 

    Anfang dieses Jahres veröffentlichte Harry überdies seine Autobiografie "Spare" (deutscher Titel: "Reserve"). Während Harry das Narrativ in seiner Biografie selbst gestalten konnte, wird dies im Gerichtssaal kaum möglich sein – ein hohes Risiko für den 38-Jährigen, das er dennoch eingehen will.

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