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London: Ausstellung über Naomi Campbell: Viel Mode, wenig Mensch

London

Ausstellung über Naomi Campbell: Viel Mode, wenig Mensch

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    Vor allem die beeindruckenden Roben von Naomi Campbell sind in der Londoner Ausstellung zu sehen.
    Vor allem die beeindruckenden Roben von Naomi Campbell sind in der Londoner Ausstellung zu sehen. Foto: Lucy North/PA Wire, dpa

    Naomi Campbell war gerade 15 Jahre alt, als sie mit Freunden in der Londoner Innenstadt von einer Agentin angesprochen wurde. Es war ein Moment, der das Leben der jungen Britin verändern sollte. In den Tagen danach stellte sie sich vor allem eine Frage: „Wie erkläre ich das meiner Mutter?” Zuerst sagte sie nichts, wollte abwarten, wie ernst die Sache gemeint war. Nur zwei Jahre später, im Jahr 1988, zierte sie als erstes schwarzes Model das Cover der französischen Vogue. In kurzer Zeit wurde sie zu einem der berühmtesten Mannequins der Welt. Dass ihr Weg ein einzigartiger ist, zeigt die jüngste Auszeichnung: Mit „Naomi: In Fashion" widmet das Londoner V&A Museum zum ersten Mal einem Model eine Ausstellung.

    Als erstes schwarzes Model schafft es Naomi Campbell auf das Cover der Vogue.
    Als erstes schwarzes Model schafft es Naomi Campbell auf das Cover der Vogue. Foto: Susanne Ebner

    In der Vitrine zu den Anfängen ihrer Karriere hängt ein frühes Modefoto von ihr, sie trägt ein helles locker gerafftes Kleid. Die damals 15-Jährige wirkt schüchtern. Insgesamt gewährt das V&A Museum aber kaum Einblicke in ihre Jugendzeit. Es gehe vor allem um ihren Einfluss auf die Modewelt, betonen die Kuratoren, um ihren kometenhaften Aufstieg, ihre Zusammenarbeit mit Fotografen und Designern, um das Supermodel-Phänomen der 1990er-Jahre, ihren Einsatz für mehr Vielfalt in der Haute Couture. Der verstorbene tunesische Designer Azzedine Alaïa rühmte ihre Schönheit und ihren durch ihre tänzerische Ausbildung besonders grazilen Gang. Sie inspirierte eine ganze Generation zu neuen Kreationen. 

    Doch es gäbe auch jenseits des Laufstegs viel zu erzählen. Schließlich ist Campbells Karriere durchzogen von Kontroversen, die oft im grellen Licht der Öffentlichkeit ausgetragen wurden. Ihre Drogenprobleme und ihre legendären Wutausbrüche werden in der Ausstellung jedoch nur am Rande thematisiert.

    Rund 100 Designerstücke, die Campbell auf den Laufstegen der Welt trug

    Zu sehen ist das graue Dolce&Gabbana-Kleid, das sie am letzten Tag ihres Sozialdienstes 2007 in New York trug. Sie hatte ihn als Strafe auferlegt bekommen, weil sie ihrer Haushälterin ein Telefon an den Kopf geworfen hatte. Insgesamt erzählt die Ausstellung wenig Neues über die Frau unter den kristallbesetzten Kleidern.

    Das Londoner Victoria & Albert Museum widmet dem Topmodel Naomi Campbell eine Ausstellung.
    Das Londoner Victoria & Albert Museum widmet dem Topmodel Naomi Campbell eine Ausstellung. Foto: Aaron Chown/PA Wire, dpa

    Auf seine Kosten kommt, wer sich für Designermode interessiert. Die Ausstellung umfasst rund 100 Stücke, die das Supermodel auf den Laufstegen der Welt getragen hat. Darunter fein geschnittene Kleider, große schwarz-samtige Roben und glitzernde Minis. Zu den Highlights gehören ein dramatisches, von einem Auto inspiriertes Korsett von Thierry Mugler, ein pinkfarbenes Ensemble des italienischen Modeschöpfers Valentino Garavani und ein Paar atemberaubend hoher Plateauschuhe der verstorbenen britischen Designerin Vivienne Westwood, die Campbell auf dem Laufsteg in Paris trug. 

    Die britische Modeikone hatte das Model 1993 in hohe High Heels gesteckt, in denen sie ins Wanken geriet und schließlich hinfiel; das Foto, das sie etwas gequält lächelnd auf dem Laufsteg liegend zeigt, ging daraufhin um die Welt, das Originalpaar der leuchtend blauen Plateauschuhe wurde vom V&A erworben. In der aktuellen Ausstellung ist nun das komplette Outfit zu sehen, getragen von einer auf dem Boden sitzenden Puppe. Es ist die Reproduktion eines Moments, der dem Model, vor allem aber Westwood zu noch größerem Ruhm verhalf.

    Campbell, Moss, Schiffer: Models wurden zu Ikonen ihrer Zeit

    Denn Campbell war bereits seit Anfang der 1990er-Jahre ein Supermodel, ein Begriff, der sich in dieser Zeit etablierte. Neben Campbell galt dies auch für eine Handvoll weiterer junger Frauen, darunter Kate Moss, Linda Evangelista, Claudia Schiffer und Cindy Crawford. Sie wurden zu Ikonen ihrer Zeit. „Es war der Moment, in dem die Mode den Laufsteg verließ", sagt Elisabeth Murray, Co-Kuratorin der Ausstellung. 

    Die Ausstellung erzählt viel über die besonderen Kleider von Naomi Campbell.
    Die Ausstellung erzählt viel über die besonderen Kleider von Naomi Campbell. Foto: Susanne Ebner

    Campbell war nicht nur auf dem Laufsteg zu sehen, sondern auch in Musikvideos berühmter Stars wie George Michael oder Michael Jackson. In dem Song „In the Closet" von 1992 tanzte sie mit dem amerikanischen Sänger. Die Presse verfolgte sie nun auf Schritt und Tritt.

    Ein Schottenkleid, das Naomi Campbell bei Vivienne Westwoods Herbstmodenschau 1994 trug, ist bei einer Vorpremiere für die Ausstellung "NAOMI: In Fashion" iu sehen.
    Ein Schottenkleid, das Naomi Campbell bei Vivienne Westwoods Herbstmodenschau 1994 trug, ist bei einer Vorpremiere für die Ausstellung "NAOMI: In Fashion" iu sehen. Foto: Lucy North/PA Wire, dpa

    Die Ausstellung würdigt auch Campbells Mentoren, darunter Nelson Mandela. Ein Foto zeigt sie mit dem verstorbenen südafrikanischen Aktivisten und Politiker. 2008 war sie das Gesicht der „schwarzen Ausgabe" der Vogue Italia. Seit Jahren setzt sie sich für mehr Vielfalt auf dem Laufsteg ein. Am Ende der Ausstellung werden die Besucher per Video von Campbell dazu ermutigt, ihre eigenen Laufstegkünste auszuprobieren. So grazil wie sie wird aber wohl keiner der Besucher laufen.

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